Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Sie sind eine gezeichnete Kolumne. Sie sind ein optisches Ausrufezeichen in Sachen Genuss. Sie halten besondere Augenblicke in einer besonderen Form fest. Karin Mihm präsentiert Pfälzer Szenen mit lockerem Tuschestrich und fröhlichen Aquarellfarben.
Die Künstlerin
Foto: Privat
Karin Mihm, Jahrgang 1966, hat in Gießen und Marburg studiert. Einige Jahre lebte sie in Berlin, bevor es sie 2003 nach Düsseldorf zog, wo sie bis heute lebt. Ihr künstlerisches Werk reicht von Comics für Kinder und Erwachsene über politische Karikaturen, Illustrationen und Zeichnungen bis hin zur Malerei. Sie werden mit lockerem Tuschestrich und Aquarellfarben angefertigt. Karin Mihms Ziel: typische Orte zeichnen und dabei eine liebenswerte und humorvolle Perspektive einnehmen. In der Pfalz hat sie dazu eine große Auswahl.
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Betrachtungen von Janina Huber rund um die Phase wenn der Sommer geht und der Herbst noch nicht so richtig da ist.
„Oh Mann, jetzt ist der Sommer schon wieder vorbei.“ Mit diesen Worten hat sich vor Kurzem eine Freundin bei mir beschwert. Und da habe ich gemerkt: Mir scheint das deutlich weniger auszumachen als ihr. Im Gegenteil: Ich atme auf, wenn die Hitze langsam nachlässt. Wenn ich morgens wieder eine Jacke überziehen darf und mir die kühle Luft entgegenkommt. Für mich ist dies Grund genug, mal über den Zauber des Übergangs nachzudenken.
Eine kontrastreiche Zeit
Was macht die Phase, wenn der Sommer geht und der Herbst noch nicht so richtig da ist, eigentlich so magisch? Es ist eine kontrastreiche Zeit: In der Früh ist es frisch, die Luft ist außergewöhnlich klar, manchmal liegt schon etwas Tau auf den Grashalmen. Am Mittag kehrt der Sommer nochmal zurück. Es reicht vielleicht für einen Sonnenbrand, aber die brüllende Hitze und Schwüle bleiben aus. Am Himmel wechseln sich Wolken, die auch mal einen Schauer bringen, mit strahlendem Blau ab. Es riecht sogar anders, irgendwie nach Süße und Würze. Der Herbst kündigt sich aromatisch an.
Das Farbenspiel am Himmel
Und dann dieses Licht! Während ich so über den Zauber des Übergangs nachdenke, beobachte ich das außergewöhnliche Farbenspiel am Himmel. Manchmal rosa, manchmal golden und irgendwie immer so, als ob jemand in der Bildbearbeitung die Schärfe hochgezogen hätte. Tatsächlich lässt sich das erklären: Diese „goldenen Stunden“ entstehen, weil die Sonne tiefer steht, der Weg ihrer Strahlen morgens und abends länger ist und damit der blaue Anteil verstärkt wird. Wer es genau wissen möchte und keine Angst vor Physik hat, googelt einmal „Rayleigh-Streuung“.
Der zauberhafte Übergang
Wie auch immer: Das Licht zeigt den Übergang an und macht diese Zeit umso schöner. Was mich und sicher auch viele andere daran wohlmöglich reizt: Die Natur bietet gerade jetzt viele sensorische Eindrücke und wird damit, wenn man sich darauf bewusst einlässt, zu einem sinnlichen Erlebnis. Ich würde sogar sagen, zu einem multisensorischen Genuss! Was man als Faktor in der Pfalz natürlich nicht unberücksichtigt lassen darf: Gerade im Herbst ist die ganze Region in Bewegung. Trauben werden geerntet und zu Wein gemacht. Die letzten Weinfeste beleben die Straßen. Wir sind noch einmal so richtig Pfälzer mit Leib und Seele, bevor wir das Schorle-Glas für die kalte und trübe Jahreszeit auch mal aus der Hand geben. Genießen Sie also den zauberhaften Übergang!
Die Autorin
Janina Huber, 1989 in Bad Dürkheim geboren, hat Geschichte, Latein und Philosophie studiert. Ihre Leidenschaft für Wein machte die pfälzische Weinkönigin 2013/2014 und Deutsche Weinkönigin 2014/2015 längst zum Beruf. 2018 startete sie als selbstständige Weinfachfrau mit den Schwerpunkten Moderation und Kommunikation. Weinkurse und Workshops für Profis und Liebhaber bei der Weinschule „Grape skills“ in Heidelberg sind jetzt ihre Hauptbeschäftigung.
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Drei Orte, drei Ideen, ein Gedanke – Initiativen für eine Zukunft mit Sinn und Seele in der Pfalz. Stiftungen sorgen dafür, dass aus Herzensprojekten Realität wird. Ein Besuch bei Menschen mit Leidenschaft und Weitsicht, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbinden.
Foto: Starck Stiftung
Wir kommen gleichzeitig am alten Obsthof in Schweighofen an. Georg Starck winkt, öffnet das große Tor, und seine Frau Astrid navigiert mit dem Mini in die offene Garage. Ein Hund springt aus dem Auto. Mein Wagen stoppt mitten auf dem weitläufigen Hof, der auf den ersten Blick verlassen wirkt. Die Begrüßung zu dritt. „Ah, sie haben hier gegrillt“, sagt Georg Starck, als er die Biertischgarnitur stehen sieht. „Sie“, das sind die Handwerker und Helfer, die hier tätig sind. Es ist Sonntag, das Paar seit einem Tag aus dem Urlaub am Bodensee zurück – die Verabredung wurde einen Tag vor der Urlaubstour ausgemacht. Das Hofgut Böhlwiesen in Schweighofen ist eine Station unserer kleinen Erkundungsreise durch die Pfalz, deren Ziel es ist, aufzuspüren, wieviel Zukunft in überlieferten Werten steckt. Wie innovativ und – vor allem – wie lebenswert die Umsetzung ins Heute sein kann und warum das mit Stiftungen besonders gut geht.
VISION Das Hofgut Böhlwiesen in Schweighofen soll zum Mehrgenerationen-Pflegebauernhof werden. Es ist das Herzensprojekt von Astrid und Georg Starck (großes Foto oben). Visualisierung: Starck Stiftung
Herzensprojekt Pflegebauernhof
Georg Starck kommt gleich zur Sache, spricht über sein Herzensprojekt, den Pflegebauernhof, der auf dem alten Obsthof entstehen wird. Er öffnet das Tor zu einer großen Scheune – eine Mischung aus alt und später angebaut, aus ehemaligen Stallungen und dunkleren Gewölben, ein riesiges Gebäude, das ganz unverputzt und aufgeräumt wirkt. Es hat Potenzial. Nach etlichen Metern Weg, vorbei an mehreren Staffeln, auf denen die Architekten-Pläne für den künftigen Pflegebauernhof präsentiert werden, kommt man an der anderen Seite wieder heraus. „Das Grundstück geht bis dort hinten.“ Starcks Finger deuten nach vorne und irgendwo sieht man einen Weg. Ja, das ist schon ein Stück.
Das Denken ist stets vernetzt
Der Pflegebauernhof, der hier entsteht, ist das zentrale Projekt der noch jungen Starck Stiftung. Sie wurde 2022 als Förderstiftung gegründet und ist seit 2023 eigenständig. „Hier sind alle Stiftungszwecke in einem Projekt vereint“, sagt Georg Starck, denn der Hof soll exakt das verwirklichen, worum es dem Stifter-Ehepaar geht: um das Wohlergehen und den Einklang von Mensch, Tier und Natur. Im Gespräch wird deutlich: Georg und Astrid Stark waren schon immer für andere tätig. Charity, wie man das neudeutsch nennt, gehört quasi zur DNA des Ehepaars. 2007 fing Georg Starck an, sein sportliches Engagement und Spendensammeln für das Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden zu kombinieren, seit 2010 machen sie „sinnvoll“ Urlaub. So waren beide in Thailand und haben mit einem Triathlon Geld gesammelt für den guten Zweck. Die beiden sind gut darin, andere für etwas zu begeistern, Netzwerke aufzubauen und für viele eine Win-Win-Situation zu schaffen, die auch grundsätzlich befriedigt. Das Denken ist stets vernetzt.
EINKLANG Im alten Obsthof steht künftig das Wohlergehen von Mensch, Tier und Natur im Vordergrund. Visualisierung: Starck Stiftung
Nachhaltig für die Zukunft
Irgendwann kam im Leben ein gemeinsamer Umbruch – die eine wollte nach 35 Jahren Beamtin aus den Zwängen des öffentlichen Dienstes, der andere nach den drei letzten Jahren „High-Speed“-Tätigkeit im Immobilienbereich anders leben und arbeiten. Es ging um Sinn, Selbstverantwortung und Selbstbestimmung. „Dann hatten wir wirtschaftlich die Möglichkeit, etwas loszutreten“, wie Georg Starck es umschreibt. Doch beide wollten im Zentrum keine Gewinnorientierung. Das Paar hat keine Kinder, Ziel war deshalb ein Projekt – bodenständig, gemeinnützig und nachhaltig für die Zukunft.
Von der Vision zum Projekt
Von Wiesbaden, wo sie zuletzt gelebt hatten, kamen beide zurück in ihre Heimat, die Südpfalz. Dann ging alles sehr schnell. Im August 2023 hörten die beiden vom Verkauf des großen Bauernhofs, schauten ihn sich an, entwickelten ihre Vision und kauften die Immobilie zum Jahresende. Zu dieser Zeit hatten die beiden bereits die Förderstiftung und unterstützten einen Lebenshof. Durch die Themenwoche der ARD „Wie will ich im Alter leben?“, in deren Rahmen auch der Pflegebauernhof von Guido Pusch in Marienrachdorf im Westerwaldkreis vorgestellt wurde, hatte sich die Idee verfestigt, ein ähnliches Projekt anzugehen. In der Planungsphase gab es einen großen Workshop mit Experten und Ratgebern, auch Pusch war dabei. „Es sollte eine Entscheidungshilfe für uns sein“, sagt Starck. Dann entschieden sie sich – und jetzt ist das Projekt am Laufen.
Besuch auf der Baustelle
Wir gehen durch das Haupthaus direkt an der Straße, das bereits komplett durchgeplant und eine große, wohlgeordnete Baustelle ist. Leitungen sind verlegt, die schöne alte Treppe bleibt. Im Erdgeschoss eine künftige Wohnküche, ein gemeinschaftliches Wohnzimmer, ein WC und eines der sieben Zimmer, die hier entstehen. Unterschiedlich groß, alle mit WC und Dusche. Abgeschlossene Wohneinheiten kombiniert mit gemeinschaftlichem Wohnraum und vor allem später Vernetzung, Zusammenarbeit und Kontakt mit allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Hofguts Böhlwiesen. „Alt und Jung gemeinsam ist das Ziel“, sagt Georg Starck.
Sprungbrett fürs Leben
So entstehen in der nächsten Bauphase im großen Bereich der Scheune Räume für zwei Pflegegruppen mit zwölf und zehn Personen und im vorderen Seitentrakt Räume für junge Menschen ab 18 Jahren. „Wir denken da an die ,Care-Leaver‘“, sagt Starck. Es sind die, die aus der Jugendhilfe rausfallen, aber einen Anspruch auf eine betreute Unterkunft bis 21 Jahre haben. „Sie sollen hier in der Gemeinschaft aufwachsen und diesen Ort als Sprungbrett fürs Leben nutzen können“, ergänzt Starck. So können im besten Fall noch fitte Bewohner mit viel Lebenserfahrung zu Mentorinnen oder einfach einem Opa-Ersatz werden. Wegen der Betreuung einer solchen Jugendgruppe sind die Starcks bereits in Kontakt mit zwei Kinderheimen aus der Region.
GEMEINSCHAFT Im großen Bereich der Scheune entstehen Räume für zwei Pflegegruppen, im vorderen Seitentrakt für junge Menschen ab 18 Jahren. Fotos: Starck Stiftung
Ein Quartier fürs ganze Dorf
Im hinteren Teil des Gebäudekomplexes wird es große Speise- und Gemeinschaftsräume geben, ein selbstständiger Pflegedienst soll vor Ort sein. Was fehlt laut Stiftungsauftrag? Die Tiere! Auch die sollen hier einziehen – mit den Bewohnern und für die Bewohner. Die typischen Haustiere, aber ebenso Esel, Lamas, Alpakas und Hühner, sind im Gespräch. Das Grundstück mit seinen Obstbäumen und den Bereichen, in denen dann auch Gemüse angebaut werden kann, ist groß genug dafür. „Wir wollen das Hofgut als einen offenen Hof gestalten, wo man jederzeit willkommen ist. Ein Quartier für das ganze Dorf“, sagt Astrid Starck.
Gelöbnistag als Tradition
Stärke im Miteinander – das Ehepaar Starck findet, dass ein solcher Ort perfekt zu Schweighofen passt. Hintergrund dafür ist der Zweite Weltkrieg. Am 8. Dezember 1944, als die Front näher rückte, war die Angst groß, dass es zu erbitterten Kämpfen in Schweighofen kommen könnte. Gemeinschaftlich legte man in der Not ein Gelöbnis ab: Falls das Dorf von weiteren Schäden verschont bleiben sollte, dann soll der 8. Dezember, das Hochfest der unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter Maria, als Feiertag erhalten werden. Bis heute wird die Tradition des Gelöbnistags fortgesetzt. Es hat also geklappt.
Wirken im Hintergrund
Mittlerweile sitzen wir auf den Biertischbänken, trinken Wasser und essen Fruchtgummis. Eines ist mir noch unklar. Welche Aufgabe hat das Ehepaar, wenn alles fertig ist? „Wir sind dann keine Betreiber“, sagt Georg Starck. Wenn es so weit ist, kauft die Stiftung die Immobilie dem Paar zum ursprünglichen Preis wieder ab und es wird eine Betriebsleitung eingestellt. „Wir sind der gute Geist, trinken Kaffee, versuchen weiter Spenden und Gelder für die Stiftung zu generieren und überlegen, wie man helfen kann, wenn jemand es sich nicht leisten kann, dort zu leben.“ Astrid Starck ergänzt: „Wir haben diesen Ort gewählt, weil wir hier in der Region aufgewachsen sind. Wir bleiben hier und wirken dann im Hintergrund.“ So schließt sich ein Kreis. Von der Vergangenheit bis in die Zukunft. Mit Sinn und Selbstbestimmung.
Sieben Werke der Barmherzigkeit
Ortswechsel. Wir sind in Deidesheim, bekanntes Weinstädtchen an der Weinstraße. Ein Café im offenen Hof am Hotel Ritter von Böhl. Es ist ruhig, aber dennoch lebendig. Ein Lieferant ruckelt mit seinem Rollwagen über die Pflastersteine. Ein Donnerstag im August, einige wenige Tische sind besetzt, vielleicht mit Hotelgästen, vielleicht mit Durchreisenden. Auch Silvia Robert, Managerin und gute Seele der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim, spricht von der Vergangenheit, die in die Zukunft wirkt, wenn sie die Werte der Stiftung benennt. Sie erzählt von den sieben „Werken der Barmherzigkeit“, die der Stifter, der Deidesheimer Ritter Nikolaus „Übelhirn“ von Böhl, in die Satzung der bereits 1494 gegründeten Stiftung aufgenommen hat: Fremde beherbergen, Hungrige speisen, Durstige tränken, Nackte bekleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Tote bestatten.
MENSCHENLIEBE Das ursprüngliche Bürgerhospital wurde zum barrierfreien Hotel umgestaltet. Foto: Stiftung Bürgerhospital Deidesheim
Ein kinderloser Ritter als Stifter
„Übelhirn – es waren ja diese Beinamen, die man früher bekommen hat, wenn man Charaktere verdeutlichen wollte. Also, man kann sich vorstellen, er war nicht so ein besonders netter Mensch, dieser Ritter“, sagt Silvia Robert. „Aber es war sehr nett, dass er irgendwann gesagt hat: ,Okay ich stifte meinen Besitz hier in Deidesheim zur Hälfte der Stadt Deidesheim und zur anderen Hälfte der Gemeinde Niederkirchen‘.“ Der Ritter – verheiratet, aber kinderlos und ohne Erben – stiftete das Spital und stattete es mit 800 Morgen Grundbesitz aus. So entstand die traditionsreiche Stiftung, die die Werke der Barmherzigkeit, angepasst an die heutige Zeit, immer noch lebt.
HISTORISCH Auch eine spätgotische Kapelle gehört zum Ensemble. Foto: Michael Dostal
Grund und Boden als Vermögen
Das Vermögen der Stiftung ist der Grundbesitz. „Wir verpachten 60 Grundstücke, von hier bis Freimersheim-Böbingen-Altdorf“, so Robert. „Der Ritter hat seine ganze Verwandtschaft dazu genötigt – so steht es jedenfalls in der Überlieferung – die Grundstücke in die Stiftung einzubringen. Und er hat geschrieben, dass den jeweiligen Spitalratsvorsitzenden Pest und Cholera treffen soll, falls er die Grundstücke veräußert.“ Dem Risiko wollte sich dann doch niemand aussetzen. Grund und Boden ist also immer noch da. Wenig davon ist Ackerland. Doch da, wo es verpachtet ist, schließt sich häufig ein Kreis. Beispielsweise in Altdorf. „Der Pächter dort pflanzt Salat an, und wir kaufen den fürs Hotel“, erläutert Robert. Diese Vernetzung von Tätigkeiten, Ertrag und Nutzen empfindet sie als Leuchtturm.
Silvia Robert. Foto: VielPfalz
Barrieren ganzheitlich abbauen
Finanziert werden die Stiftungs-Projekte durch den Gewinn, der mit Hotel und Café gemacht wird. „Alles, was am Ende des Jahres unter dem Strich bleibt, können wir wieder in die Stiftungsarbeit investieren“, fasst Robert zusammen. Getragen ist die Arbeit der Stiftung und alles, was damit zusammenhängt, von Werten der Menschlichkeit. Einer davon ist der Abbau von Barrieren. Und das ganzheitlich gedacht. Das Hotel ist nicht nur komplett barrierefrei, sondern auch ein Inklusions-Betrieb. „Wir haben fünf ständige Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen verschiedenster Art und bekommen jetzt eine Auszubildende, die fast blind ist. Das ist eine neue Herausforderung für uns“, so Robert. Dazu kommen Praktikanten aus der Siegmund-Crämer-Schule der Lebenshilfe in Bad Dürkheim sowie aus Arbeitsmarkt-Projekten, die sich um Kinder und Jugendliche kümmern, „die einen etwas schwereren Rucksack tragen“. Zum Abbau von Barrieren gehört für Robert auch die Generationenhilfe, eine Art Börse für Helfende und Hilfe-Suchende. „Wenn also jemand anruft und sagt: ,Ich bin so einsam, brauche dringend Unterstützung, jemand, der zur Apotheke fährt‘, dann habe ich einen Pool an Helfern, und die bringe ich dann zusammen.“
Historische Bausubstanz bewahren
Ein anderer Wert ist das „Bewahren“. Dabei geht es um die historische Bausubstanz der Gebäude, die zur Stiftung gehören, um den Saustallputz, um Sandsteine, die wieder hervorgeholt wurden und um Echtholzmöbel, die von einer Niederkirchener Schreinerei für das Hotel gebaut wurden. Es geht um die Kapelle und die Restaurierung der Glocke. Mit im Gepäck der Naturschutz: eine Fledermauskolonie, die im Glockenturm der alten Kapelle wohnt. Als sie renoviert wurde, hatte das Auswirkungen – die Brutzeiten der Fledermäuse mussten eingehalten und es musste geschaut werden, dass Tauben nicht hinein-, die Fledermäuse aber hinauskönnen.
KOMBINATION Die historische Bausubstanz, die bewahrt wird, verbindet, sich mit modernen Möbeln aus regionalen Hölzern. Foto: Stiftung Bürgerhospital Deidesheim
Gelebte Regionalität
„Wir sind nachhaltig und ein CO₂-neutrales Haus, zertifiziert bis unter die Hutschnur“, erklärt Robert. Der Ausstoß, der nicht eingespart werden kann, wird kompensiert. Seit diesem Jahr gibt es auch eine Solaranlage, was auf einem historischen Gebäude immer eine Herausforderung ist. „Aber wir haben es geschafft“, sagt Robert zufrieden. Eingekauft wird im Umkreis von rund 50 Kilometern, bio oder fairtrade. Die Wurst kommt von einer Metzgerei mit eigener Schlachtung in Niederkirchen, frisches Brot und Brötchen sind bereits morgens um 6 Uhr im Hotel, vom Demeterhof der Lebenshilfe. „Das ist eine tolle Sache. Doch so etwas anbieten, das können auch nur wir. Natürlich sind manche Brötchen groß, andere klein – es backen ja auch behinderte Menschen. Aber die Gäste nehmen das wirklich gut an. Und eigentlich ist die Brötchengröße ja auch egal.“
Hausphilosophie stützt Mitarbeiter
Wer sich mit Silvia Robert unterhält, der spürt: Sie lebt diese Werte und verkörpert sie. Man merkt, sie hat auch richtig Lust darauf. „Jeder schaut auf den anderen bei uns. Und wir schauen intensiv auf unsere Gäste im Hotel.“ Es sind viele Gäste mit Handicap, die anreisen. „In meinen Augen dürfte ein Hotel keine fünf Sterne haben, wenn es nicht wenigstens einen barrierefreien Eingang hat und wenigstens einen gewissen Anteil an barrierefreien Zimmern. Wir haben in der Vergangenheit selbst noch erlebt, dass unsere Gäste dann über den Hintereingang reingetragen wurden. Damit kann ich mich gar nicht identifizieren“, meint Robert. Auch was die Mitarbeitenden in Hotel und Café betrifft, kommen diese Werte zum Tragen. „Unser wichtigstes Werk der Barmherzigkeit während Corona war die Unterstützung unserer Mitarbeiter, die mussten sich keinen anderen Job suchen“, so Robert. Es sei auch selbstverständlich, dass wer in die Jahre komme und nicht mehr hart körperlich arbeiten könne, etwas anderes mache. Das gehöre zur Philosophie des Hauses. Jemand, der sich bewirbt und für diese Werte nicht offen sei, sei nicht der richtige Kandidat.
GASTLICHKEIT Werte der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim, wie das Beherbergen und Bewirten, werden bis heute gepflegt. Fotos: Tourist Service GmbH Deidesheim/kgp.de / Stiftung Bürgerhospital Deidesheim (2)
Wo Zukunft im Mittelalter steckt
Man könnte noch sehr viel mehr nennen. So wird auf einem weit von Deidesheim entfernten Grundstück eine Windradanlage geplant. Da sei die Stiftung sehr offen, sagt Silvia Robert. Der Planet brauche mehr solcher Projekte: Solaranlagen, Windräder, nachhaltiges Arbeiten. Auch die Hilfe vor ein paar Jahren für geflüchtete Syrer, für Ukrainer, die aufgenommen wurden, gehört zu den sieben Werken der Barmherzigkeit, die die Basis der Stiftung bilden. Wir sitzen nach einer Stunde immer noch am Café-Tisch, die Sonne ist ein Stück höher gestiegen. Vor meinem inneren Auge entsteht ein dreidimensionaler vernetzter Kreislauf. Alles hängt mit allem zusammen. Wieviel Zukunft steckte also bereits im Mittelalter? Silvia Robert muss nicht lange überlegen. In diesem Fall: Viel! Und sie attestiert dem Ritter eine große Weitsicht, auch wenn er gar nicht ahnen konnte, was alles in ferner Zukunft notwendig werden könnte.
Pfälzer Pflanzenparadies
Natur pur – wenn man mit Kurt von Nida sprechen möchte, taucht man direkt ein in die Natur. Wir sind in Kleinfischlingen, wieder im Süden der Pfalz. Ein großes Grundstück. Hier entdeckt man das mediterrane Pflanzenareal, dort die Pfälzer Pflanzenfraktion. Ein kleines Paradies. Etwas wild, aber durchaus systematisiert und mit knappen Erklärungen zu den einzelnen Pflanzen. Es gibt einige, die ich aus dem heimischen Garten kenne, doch so wertgeschätzt habe ich sie noch nie erlebt. Hier geht es um die NVS Naturstiftung Südpfalz. Kurt von Nida spricht von großen Flächen, wenn er den Haupttätigkeitsbereich der Stiftung umreißt. Der ehemalige Apotheker ist, wenn man das nach einer Stippvisite überhaupt bewerten kann, die Seele der Stiftung. Oder eine der Seelen – so eine wirkmächtige Institution kann auch mehrere vertragen.
Kurt von Nida. Foto: Bastian Bayer Fotografie
Tiefe Verbundenheit mit der Natur
Rund 160 Hektar gehören der Stiftung, zusätzlich betreuen die Naturschützer bis zu 380 Hektar Land. Die NVS-Geschäftsstelle ist in dem ehemaligen Bauernhof untergebracht, wo von Nida mit seiner Frau, der ehemaligen Bürgermeisterin von Kleinfischlingen, lebt und vor allem wirkt. Vom großen Fenster des Büros hat man einen weiten Blick auf die Landschaft. Nicht selten wird auch mal ein schützenswerter Vogel beobachtet, häufig gemeinschaftlich. Eine tiefe Verbundenheit zur Natur ist spürbar, wenn von Nida redet – von dem, woher wir kommen und von dem, was wir für die Zukunft erhalten sollten. „Die Artenvielfalt, die Biodiversität, die sind genauso wichtig wie der Klimawandel“, betont er eindringlich. „Wenn da etwas schief geht, wirkt sich das aus. Bei jeder Hitzewelle haben wir einen Riesenschaden im Bodenleben, eine starke Verarmung – die Viecher ziehen sich zurück, die Fruchtbarkeit sinkt.“ Wenn Menschen sich vor der Sonne schützen, gehen sie ins Haus oder spannen einen Sonnenschirm auf. „Unsere Äcker können nicht in den Schatten gehen“, so von Nida.
NATURSCHUTZ Die NVS Naturstiftung Südpfalz betreut große Flächen. Arbeiten von Helfern, etwa die Pflege einer Altgrasinsel im Billigheimer Bruch (oben), tragen zur Artenvielfalt bei. Die Fotos unten zeigen eine Rauchschwalbe (links) und einen Kiebitz. Fotos: Bastian Bayer Fotografie
Grundstücke für Generationen
Die Stiftung zum Schutz von Landschaft und Natur wurde 2014 als Ewigkeitsstiftung vom Naturschutzverband Südpfalz e.V. gegründet. Es ist eine Stiftung „für die Natur unserer südpfälzischen Heimat – das Generationenprojekt“, wie es in der Selbstbeschreibung heißt. Sie bündelt die Kräfte einer ganzen Reihe von Ortsverbänden. Ziel ist es, für den Naturschutz wichtige Grundstücke zu erwerben. Sie sollen zu ökologisch wertvollen Flächen entwickelt oder als eine Art Pausenraum zwischen sehr intensiv genutzten Flächen für Landwirtschaft, Verkehr und Siedlungen genutzt werden. Fünf Personen arbeiten hier, ein Geschäftsführer und vier hauptamtliche Kolleginnen und Kollegen. 750 Grundstücke wurden damals in die Stiftung miteingebracht, was mit einer großen Sicherheit für den nachhaltigen Naturschutz verbunden ist. Der Grund: Die Grundstücke dürfen nicht verkauft werden, weil das Vermögen der Stiftung staatlich überwacht wird. Das war ein tieferer Gedanke dahinter. Nach und nach sind weitere 400 Grundstücke hinzugekommen – durch Schenkungen, Zustiftungen oder weil die Stiftung dazugekauft hat. „Von Kleinfischlingen bis in den Süden sind wir mit 1070 Grundstücken am Start. Das ist Wahnsinn!“, freut sich von Nida.
EINSATZ NVS-Helfer sind vielfältig aktiv, beim Säen und bei der Streuobsternte. Fotos: Bastian Bayer Fotografie
Biotop-Aktion als Mittelpunkt
Das Engagement ist mit viel Arbeit verbunden. Es geht um Artenschutzprogramme, um Verhandlungsgeschick im Umgang mit landwirtschaftlichen Betrieben. Mittlerweile ist die Stiftung auch Maßnahmenträger, weil sie kommunale Flächen bearbeitet. 2018 wurde die Aktion Südpfalzbiotope als Zweckbetrieb geschaffen, der durch die Stiftung Natur und Umwelt des Landes Rheinland-Pfalz gefördert wird. Der Vorstand der südpfälzischen Stiftung trägt die Verantwortung, der Zweckbetrieb selbst regelt Verwaltung und Organisation, steuert die Entwicklung der Maßnahmen, stellt Rechnungen, macht die Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr. „Wir sind wie ein Biologenbüro“, erklärt von Nida. Die Aktion Südpfalzbiotope ist Dreh- und Angelpunkt und führt Festangestellte sowie das große Netz der Ehrenamtlichen zusammen. Die Verbindung zu den Gemeinden und zum Landkreis ist sehr eng. Für Letzteren ist die Aktion ein Aushängeschild. „Wenn Landräte über Naturschutz Ansprachen halten, dann nennen sie immer unsere Aktion Südpfalzbiotope“, sagt von Nida.
BLICK VON OBEN Ein Wanderkorridor im Offenland bei Bellheim hilft dabei, Lebensräume zu vernetzen. Foto: Bastian Bayer Fotografie
Erfolg durch ausgefeiltes Timing
„Was Flächenaufwertung betrifft, sind wir die Hauptmatadoren hier, weil wir diesen großen Flächenbesitz haben“, erklärt von Nida. Es gehe darum aufzuwerten, was vorher nur gemähtes Grünland gewesen sei. Dazu gehört, sehr gezielt zu mähen, sodass beispielsweise bestimmte seltene Schmetterlinge und bestimmte Pflanzen genau dann aufeinandertreffen, wenn sie sich vermehren. Ein höchst kompliziertes Unterfangen. Von Nida nennt als Beispiel den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, einen Schmetterling, den es beispielsweise im Billigheimer Bruch dank eines ausgefeilten Timings wieder gibt. Und um die Bedeutung dieses Schmetterlings einem Laien verständlich zu machen, sagt er: „Er ist äußerst selten, damit können Sie mittlerweile Autobahnen verhindern. Wenn es den irgendwo gibt – oh Gott, oh Gott!“
Lebenswerte Zukunft als Ziel
Das Wirken der Stiftung im Naturschutz ist kraftvoll und breit gefächert. Es reicht vom Biotopmanagement im Billigheimer Bruch auf 54 Hektar ehemaligem torfreichen Moorgebiet über den Fledermausschutz, Lösssteilwände in Niederhorbach und Minfeld als Wildbienenhabitat, den Kauf einer Kiesgrube bei Schweighofen als Lebensraum für Amphibien, Libellen und Vögel bis hin zu Nisthilfen für Steinkäuze. Es gibt auch enge Verbindungen in die Politik. Nicht nur, dass Landräte und Bürgermeister im Stiftungsrat sitzen, seit einem Dreivierteljahr ist der ehemalige Germersheimer Landrat Fritz Brechtel im Vorstand der Stiftung. Das habe er sofort nach seinem Abschied aus der Politik verkündet, sagt von Nida. Der studierte Biologe hatte einst zu Wildbienen promoviert. „Er ist jetzt der Beste von uns allen.“ Für von Nida ist das ein Zeichen, wieviel Wertschätzung die Stiftung genießt. „Aber“, fügt er an, „nur bei denen, die durchblicken.“ Denn der Naturschutz sei ein ungeliebtes Kind, weil er oft mit Aktionen verbunden werde, die verhindern wollen. Dabei gehe es stets um eine lebenswerte Zukunft, um die Pflege der Natur – auch für den Menschen.
HELFER Auch Wasserbüffel sind im Billigheimer Bruch als „Landschaftspfleger“ im Einsatz. Dies schafft auch Raum für Pflanzen und Schmetterlinge – zum Beispiel den Hauhechel-Bläuling.
Mit Liebe zum Leben
Wir sind am Ende unserer kleinen Erkundungsreise durch die Pfalz – drei Orte, drei Stiftungen, drei Schwerpunkte. Eines haben alle gemeinsam: handelnde Personen, die geerdet sind in ihrer Grundhaltung. Allen gemein ist die Wertschätzung für Mensch, Tier und Natur. Alle verbindet Leidenschaft im Tun. Und eine grundsätzliche Sympathie zum Leben – um das Wort Liebe nicht überzustrapazieren.
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Vom Umweltprojekt zum Unternehmen mit 20 Mitarbeitern. Ein Interview mit Erdenfreund-Geschäftsführer Jonas Frey.
Artgerechten Lebensraum schaffen und ein Zusammenleben zwischen Mensch und Tier möglich machen. Auf diesen kurzen Nenner lässt sich das Ziel von „Erdenfreund Tierschutzunternehmen“ in Hettenleidelheim (Landkreis Bad Dürkheim) bringen. Erdenfreund ist nicht als Stiftung, sondern als GmbH aktiv. Jonas Frey hat im Jahr 2019 seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Claudia Paul im Gespräch mit dem Geschäftsführer des Unternehmens, das mittlerweile 20 Mitarbeiter hat.
Herr Frey, wie wird man mit 22 Jahren Gründer und Geschäftsführer?
Ich wollte nicht nur Geld verdienen, sondern etwas Größeres machen, etwas bewirken in der Welt. Mein Beruf sollte einen Sinn ergeben. Ich war schon immer fasziniert von Tieren und von der Natur. Das ist extrem wichtig, denn gerade heute sind viele Tiere vom Aussterben bedroht – der Mensch nimmt Lebensraum. Ich war in der Schule gut in Biologie, wollte es aber nicht studieren. Mir waren betriebswirtschaftliche Kenntnisse wichtig. Und nach der kaufmännischen Ausbildung wollte ich kein Studium mehr, das war für mich – was meinen Plan, meine Intention betrifft – Zeitverlust. Ich sprang ins kalte Wasser, um meine eigene Unternehmung in Vollzeit für meinen ersehnten Zweck aufzubauen.
Jonas Frey
Erdenfreund ist aus der Natur- und Tierschutzbewegung entstanden. Was heißt das?
Am Beginn standen Umweltaktionen zusammen mit Freunden und Bekannten. Wir haben insgesamt über 20 verschiedene Aktionen monatlich veranstaltet. Etwa Baumpflanzungen, Spendenaktionen an Wildtierhilfen oder Kitas und eben auch das Bauen und Aufhängen von Wildtierhäusern, um frei zugänglichen Lebensraum für Tiere anzubieten. Doch das alles muss finanziell tragbar sein. Viele Menschen haben gesehen, was wir ehrenamtlich produziert haben, und sie wollten diese Produkte kaufen. Und wir wollten ihnen die Möglichkeit geben, etwas für den Naturschutz zu tun. Also, die Intention, etwas geschäftlich aufzubauen, war dann schnell klar.
Warum das alles nicht über Spendenaktionen?
Ich bin überzeugt, man kann am meisten bewegen, wenn man auf eigenen Beinen steht. So dass man auch überlebt, selbst wenn es mal schlechte Jahre sind, in denen niemand spenden kann oder will. Unabhängig, stetig, langfristig.
Fotos: Erdenfreund/Privat
Sie haben eine Ausbildung als Kaufmann absolviert. Welche Kenntnisse braucht es für dieses Geschäft, außer den betriebswirtschaftlichen?
Es war ein stetiger Prozess in diesen sieben Jahren. In einem ersten Schritt mussten die Produkte konstruiert und passende Geschäftspartner gefunden werden. Es galt, unsere Website als Vertriebskanal aufzubauen und zu pflegen, einen Standort in der Region zu finden. Dann musste die Frage beantwortet werden: Wie erreichen wir die richtigen Menschen, unsere Zielgruppe – also das Marketing. Und dann ging es um gesetzliche Vorgaben, Unternehmensstruktur, Unternehmensform, steuerliche Gestaltung, sowie Zertifikate und Richtlinien. Es war ein „Learning by doing“.
Wer gehört zu den Partnern?
Seit Unternehmensstart arbeiten wir sehr gerne mit dem Förderverein Mehrgenerationenhof für psychisch kranke Menschen in Obersülzen zusammen. Dort werden viele unserer Nistmaterialien für Vögel, Igel und Co. für unsere Endkunden verpackt. Inzwischen fördern wir auch an unserem Standort in Hettenleidelheim die Wiedereingliederung in das Berufsleben, indem wir den Menschen Praktika bei uns oder die Möglichkeit bieten, Mitglied unseres Teams in Hettenleidelheim bei der Produktion der Wildtierhäuser zu werden. Je nach Bedarf und Möglichkeit versuchen wir regional immer Arbeiten an unsere Partnerwerkstätten abzugeben. Soziale Verantwortung hat für uns große Bedeutung.
Gibt es eine große Konkurrenz in diesem Bereich?
Wir wachsen stetig, sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Es gibt andere Unternehmen in diesem Bereich, die auch gute Arbeit leisten, die sehen wir nicht als Konkurrenz, sondern als Mitstreiter für unsere Sache. Anders ist das mit den Produkten aus dem asiatischen Raum. Doch die haben nicht die Qualität. Wir nutzen Massivholz aus dem Pfälzerwald oder dem Schwarzwald für unsere Produkte. Sie werden hier hochwertig verarbeitet, per Hand gesägt, geschliffen, verschraubt und gestrichen. Das merkt man, wenn man das Produkt in der Hand hält.
Gehören Umweltaktionen heute immer noch zum Businessplan?
Durch unser Wachstum bewegen wir heute mit weit über 25.000 Tierfreunden, die unsere Produkte anwenden, mehr für den Tierschutz als durch eigene Aktionen. Das ist unsere Mission. Das ist ein Vielfaches dessen, was mit kleinen Umweltaktionen möglich gewesen wäre. Und darauf konzentrieren wir uns inzwischen. Dabei wünsche ich mir ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Tier. Tiere sollen nicht aussterben und – ebenso wie Menschen – ausreichend Platz haben.
Wer mit wachen Sinnen unterwegs ist, entdeckt, dass der Pfälzerwald nicht nur Naturerlebnisse für Genießer, sondern ebenso Naturprodukte zum Genießen bietet. Der Wald füllt seine …
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Neue Stiftung will Projekte rund um die pfälzische Mundart fördern
Foto: Pfälzische Mundart-Stiftung
Mundart ist Zukunft. Das schreiben die Gründer der Pfälzischen Mundart-Stiftung, die im März 2025 unter dem Dach der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Vorderpfalz entstanden ist. Die Schifferstadter Mundartdichterin Ute Zimmermann ist zusammen mit „Hiwwe wie Driwwe“-Herausgeber Dr. Michael Werner (Nieder-Olm) Kopf dieser Stiftung. Und sie lebt dieses Credo.
Gegründet wurde die Stiftung, nachdem der Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe 2024 abgesagt und ausgesetzt wurde. „Das war für die Beteiligten ein Schock“, erinnert sich Zimmermann. Das Telefon habe bei ihr nicht stillgestanden, obwohl sie bei diesem Wettbewerb nur Gast gewesen sei. „Aber ich kann mich doch nicht einmischen und ich hab‘ immer nur gedacht: ‚Leute, macht doch etwas, sagt was‘. Ich habe sie ermutigt, doch geschehen ist nichts.“ Alle wussten, die Situation für die Mundart wird hart in Rheinland-Pfalz.
Und dann kam die Idee auf, ein Stiftung zu gründen. Keine eigenständige, sondern unter dem Dach einer Stiftergemeinschaft. Mittlerweile existiert sie, mit einem Kapitalstock von 25.000 Euro. Zimmermann berichtet, dass viele Förderanträge eingehen. Dabei drehe es sich auch um Förderungen im Hunderter-Bereich. Das große Rad werde nicht gedreht, aber die Notwendigkeit sei umso größer. Etwas neidisch blickt Zimmermann auf Baden-Württemberg: „Da wird so unfassbar viel gemacht, da hat das Ministerium einen Dachverband der Dialekte gegründet.“ In der Pfalz gebe es dagegen kein Selbstbewusstsein, was den Dialekt angeht. „Da schämt man sich oft“, ist ihr Eindruck.
Zimmermann schüttelt mit dem Kopf. „Dabei gibt es eine Renaissance. Denken Sie an das Pfalz-Shop-Marketing, an die Mundartmusiker wie Gringo Mayer, Kabarett mit Arnim Töpel und vieles mehr. „Die Leute, die Mundart mögen, wachsen nach, auch in der Pfalz“, sagt Zimmermann. Und damit sind wir bei der Zukunft, die sie für den Dialekt sieht. „Es hat nicht mit ,Hopp, hopp, hopp – Schoppe in de Kopp‘ zu tun. Das schadet nur“, betont Zimmermann. Jeder Dialekt sei eine Bereicherung, bedeute Vielfalt, Kompetenz und fördere die sprachliche Vernetzung im Gehirn.
Die Stiftung hat sich auf jeden Fall viel Zukunft für die Pfälzer Sprache vorgenommen. Sie soll in das rheinland-pfälzische und dann in das bundesweite Verzeichnis zur Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen werden. Und die Stiftungsgründer wollen sich dafür einsetzen, dass in Politik und Medien Strukturen errichtet werden, die dem Pfälzischen dauerhaft Schutz und Akzeptanz gewähren. Außerdem will die Stiftung den Wettbewerb „Pfälzisches Mundartgedicht des Jahres“ weiterführen, der 2020 von VielPfalz und „Hiwwe wie driwwe“ ins Leben gerufen wurde. Ein Slogan für die Arbeit der Mundart-Stiftung könnte also lauten: Wir können alles, auch Pfälzisch.
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Das Förderprogramm LEADER soll den ländlichen Raum stärken. Von Projekten profitieren nicht nur einzelne Dörfer oder Vereine, sondern ganze Regionen und die Menschen, die dort leben oder Urlaub machen.
Es ist ein grandioses Panorama. Beim Blick Richtung Westen wird einem klar, was größtes zusammenhängendes Waldgebiet Deutschlands bedeutet. Zudem verbinden sich hier Pfälzerwald und Nordvogesen auch optisch zum Biosphärenreservat. Möglich macht den Ausblick eine barrierefreie Aussichtsplattform. Errichtet wurde sie in der Nähe von Hermersbergerhof. Der in rund 550 Metern Höhe gelegenen Weiler gehört zur Ortsgemeinde Wilgarts- wiesen (Landkreis Südwestpfalz). Dass das Naturerlebnis auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen möglich wird, hat mit Europa zu tun. Gleiches gilt für eine Reihe weiterer Projekte, die wir zum Anlass nehmen, genauer hinzuschauen.
PROJEKTE 1 Der barrierefreie Aussichtspunkt bei Hermersbergerhof (großes Foto oben), die Gläserne Rösterei Krottelbach und der Holzbaucampus bei Frankenstein. Foto: Reismühle Kaffeemanufaktur GmbH &. Co. KG / Visualisierung unten: Nicolai Becker
Ländlichen Raum entwickeln
Oft heißt es, die Europäische Union sei ein bürokratisches Konstrukt, das fern von den Bürgerinnen und Bürgern agiere. Ganz falsch ist dieser Eindruck nicht, denn zum Beispiel Förderanträge brauchen viel Zeit und Geduld. Auch die komplizierte Bezeichnung „Liaison entre actions de développement de l’économie rurale“ scheint die These zu untermauern. Doch LEADER, wie das europäische Förderprogramm abgekürzt heißt, sorgt inzwischen seit den 1990er-Jahren dafür, dass das eingesetzte Geld konkrete Mehrwerte schaffen. LEADER steht damit für ein Europa vor der Haustür. Übergeordnetes Ziel ist es, Projekte im ländlichen Raum zu fördern, die das Leben vor Ort verbessern, neue wirtschaftliche Chancen eröffnen oder die Gemeinschaft stärken. Alle wären ohne Fördermittel schwer zu finanzieren.
Vom Engagement getragen
Für die Umsetzung der EU-Förderprogramme in Deutschland sind die Bundesländer zuständig. In der Pfalz gibt es sechs LEADER-Regionen (siehe Infografik), erläutert Peter Dell. Er ist Geschäftsführer des Kobra-Beratungszentrums in Landau und begleitet LEADER-Projekte als Regionalmanager unterstützend. „Die Menschen vor Ort entscheiden, welche Projekte ihnen wichtig sind“, erklärt Dell den sogenannten „Bottom-up“-Ansatz, der LEADER einen besonderen Charakter verleiht. Anders als bei klassischen Förderprogrammen geben nämlich nicht Ministerien oder Verwaltungen von oben die Richtung vor.
Große Bandbreite an Themen
Die Möglichkeiten der Förderung sind breit gefächert. Sie reichen von Wirtschaft über Kultur bis hin zu Naturschutz und Daseinsvorsorge. Typische Schwerpunkte gibt es im Bereich Wirtschaft und Arbeit beim Unterstützen kleiner Betriebe, der Entwicklung neuer Wertschöpfungsketten oder dem Stärken der regionalen Identität. Treffpunkte für Bürger, kulturelle Begegnungsstätten oder Initiativen zur Stärkung des Ehrenamts spielen ebenso eine Rolle, wie Projekte zur Landschaftspflege, zum Schutz der Biodiversität oder zur Förderung nachhaltiger Mobilität. Es kann um Angebote für Familien, Jugendliche und Senioren, die Nahversorgung im Dorf oder digitale Infrastruktur gehen. Nicht zuletzt sind es oft touristische Projekte, die sowohl Gästen als auch Einheimischen Mehrwert bieten – etwa neue Rad- und Wanderwege.
Peter Dell. Foto: Privat
Vom Ausblick bis zur Rösterei
Beispielhafte „Vorzeigeprojekte“ in der Pfalz verdeutlichen dies: So wurde die eingangs genannte barrierefreie Aussichtsplattform zwischen 2018 und Oktober 2021 für insgesamt knapp 110.000 Euro realisiert. Ermöglicht wurde dies erst durch Fördergelder in Höhe von rund 62.000 Euro. So entstand der Mosaikstein im Bemühen, auch Menschen mit Behinderungen ein besonderes Naturerlebnis in der Urlaubsregion Hauenstein bieten zu können. Einen ganz anderen Schwerpunkt hat das Projekt Holzbaucampus in Frankenstein (Landkreis Kaiserslautern), das zwischen 2020 und 2022 für rund 550.000 Euro umgesetzt wurde. Die Fördersumme betrug hier knapp 250.000 Euro. Der Campus wird für Aktivitäten des Fachbereiches Architektur der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) vielfältig genutzt. Das Projekt will Fachwissen, Tradition und Innovationskraft miteinander verbinden und so Impulse für eine zukunftsorientierte Bauweise geben. Ein Landcafé und ein Hofladen runden das Projekt der „Gläsernen Rösterei“ in der Reismühle Kaffeemanufaktur ab. Entstanden ist sie zwischen Dezember 2021 und Februar 2023 in Krottelbach im Landkreis Kusel. Die Fördersumme beläuft sich hier bei knapp 215.000 Euro Gesamtinvestition auf fast 80.000 Euro.
Organisation vor Ort
Alle Projekte haben eines gemeinsam: Über sogenannte Lokale Aktionsgruppen (LAG) läuft die Organisation. In ihnen arbeiten vor Ort Vertreter von Kommunen, Vereinen, Unternehmen und Bürgerinitiativen zusammen. Gemeinsam entwickeln sie eine regionale Entwicklungsstrategie. Sie beschreibt, wo die Schwerpunkte liegen sollen. Projektträger, Vereine, Kommunen, Unternehmen oder Privatpersonen können daraufhin Förderanträge stellen. Die werden von der LAG bewertet und bei Eignung zur Förderung empfohlen. Die Bewilligung läuft immer über die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier. Gefördert wird in der Regel ein Teil der Kosten, die restliche Finanzierung muss der Projektträger aufbringen.
Von Arztpraxis bis Restaurant
Beispielhaften Charakter haben auch die folgenden Projekte: In Zeiskam (Landkreis Germersheim) werden Hallen des Aussiedlerhofes Schick zum Teil neu genutzt, etwa als Café und Hofladen. Hinzu kam, zwischen 2024 und 2025 realisiert, der Umbau einer Scheune zu einer Arztpraxis. Projektkosten von knapp 390.000 Euro wurden hier mit rund 150.000 Euro gefördert. In neuem Glanz erstrahlt auch die alte Drahtwarenfabrik in Walsheim (Landkreis Südliche Weinstraße). Hier entstanden zwischen Anfang 2019 und Mitte 2021 außergewöhnliche Ferienzimmer. Investitionen von rund 160.000 Euro sind mit rund 40.000 Euro bezuschusst worden. Für neues Leben am Schillerplatz in Grünstadt (Landkreis Bad Dürkheim) soll eine Gaststätte sorgen, die zwischen 2021 und 2023 in leerstehenden Gebäuden entstand. Eine städtebauliche Belebung an der Fußgängerzone mit Projektkosten von 320.000 Euro, die 150.000 Euro Fördergelder abfedern.
PROJEKTE 2 Die Arztpraxis in der Scheune in Zeiskam (oben), ein Ferienzimmer in der alten Drahtwarenfabrik Walsheim und das Restaurant am Schillerplatz in Grünstadt (unten). Fotos: TIS Gemüsehandels GmbH / Baumann & Müller KG / Michael Dostal
Warum die Pfalz profitiert
Die Pfalz ist eine Region mit vielen Facetten, betont Peter Dell. Er verweist auf traditionsreiche Weinbaugebiete, touristisch beliebte Landschaften und lebendige Dörfer. Gleichzeitig stehe man aber vielerorts vor strukturellen Herausforderungen, etwa Leerständen oder demografischen Veränderungen. Anlässe für die Suche nach zukunftsfähigen Ideen gebe es also viele. „LEADER setzt genau hier an. Es schafft Freiräume, in denen Bürgerinnen und Bürger gemeinsam Lösungen entwickeln und mit europäischer Unterstützung umsetzen können“, sagt Dell.
Erlebnis-Trilogie
Schon jetzt sind sie interessante Anlaufpunkte: der Stumpfwald und der Eiswoog, Kloster Rosenthal und Burgruine Stauf oder die Erlebnislandschaft Erdekaut. Was sich in der Verbandsgemeinde Eisenberg (Donnersbergkreis) heute als einzigartige Naturlandschaft präsentiert, hat an vielen Stellen seinen Ursprung in der Wirtschaftsgeschichte. „Industriekultur erleben“ heißt deshalb ein LEADER-Förderprojekt, das bis Mitte des Jahres 2026 umgesetzt wird. Drei kombinierbare Rundwanderwege – der Stumpfwaldsteig, die Sagenhafte Ruinentour und der Tonspurenweg – verbinden dann alle Sehenswürdigkeiten miteinander.
PARADEBEISPIEL In der Erdekaut bei Eisenberg hat sich die Natur Gebiete zurückgeholt, in denen früher Rohstoffe abgebaut wurden. Foto: Florian Orth/Donnersberger Touristik-Verband
Die Besucher sollen dabei auf eine interaktive Reise mitgenommen werden. An verschiedenen Informationspunkten machen Metallfiguren, vom Eisenbahner über Nonne oder Fischer bis zum Ziegler, eine kulturelle, historische und thematische Spurensuche möglich. Zum Projekt, dessen Gesamtkosten von knapp 100.000 Euro mit rund 70.000 Euro gefördert werden, gehört auch eine Mediathek. Sie rundet die Storys der Figuren mit historischen Bildern, Videos, Audios und virtuellen Museen ab. Die Mediathek soll schon im Frühjahr 2026 auf der Website vg-eisenberg.de abrufbar sein. Roter Faden der Erlebnis-Trilogie ist die Industriegeschichte, die Wanderer gleichzeitig zu Aufmerksamkeit und Achtsamkeit führt. [dot]
Wer mit wachen Sinnen unterwegs ist, entdeckt, dass der Pfälzerwald nicht nur Naturerlebnisse für Genießer, sondern ebenso Naturprodukte zum Genießen bietet. Der Wald füllt seine …
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Mehr oder weniger nah am Wegesrand begegnen uns im Pfälzerwald immer wieder Steinklötze. Viele dieser Wegbegleiter sind nicht nur markant, sie vermitteln auch eine Botschaft. Sei es ein junger Ritterstein oder ein uralter Menhir: Wer genau hinsieht, kommt Stein für Stein der Heimatgeschichte auf die Spur.
MARKANT Auch der „Tisch“ an der Hohen Derst im Wasgau zählt zu den Rittersteinen. Foto: Julia Reichelt
Erinnern Rittersteine an die Ritter, die im Mittelalter die Burgen in der Pfalz bewohnten? Oder wurden sie gar von ihnen aufgestellt? Nein. Das steinerne Markierungssystem ist erst Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Seinen Namen verdankt es Karl Albrecht von Ritter, dem ersten Hauptvorsitzenden des Pfälzerwald-Vereins (PWV) und damaligen Leiter der Forstbehörde der Pfalz. Er griff 1910 eine Idee des Pfalzforschers Daniel Häberle auf, die vorsah, besondere Punkte in seiner Heimat zu kennzeichnen. Später übernahmen auch die PWV-Ortsgruppen das Konzept, und so verbreiteten sich die Rittersteine im gesamten Pfälzerwald. Offiziell gibt es dort heute 307 Stück davon.
Heimatforscher und Steinpfleger
Einer, der sie alle kennt, ist Thomas Mann aus Weidenthal. Vom Läufer und Wanderer zum zertifizierten Natur- und Landschaftsführer und Heimatforscher – im Laufe der Jahre hat er immer neue Aktivitäten und Aufgaben für sich entdeckt. Dadurch ist er viel im Pfälzerwald herumgekommen. In den vergangenen zwei Jahren war er den Rittersteinen auf der Spur und betätigte sich vor allem auch als Steinpfleger. Immer im Gepäck: eine Gartenschere, um zugewachsene Exemplare freizuschneiden, einen Besen zum groben Freikehren, eine weiche Kupferbürste, um Moos und anderen Bewuchs von den eingehauenen Inschriften zu entfernen, und Farbe, um den verblassten Buchstaben einen frischen Anstrich zu verleihen.
Thomas Mann. Foto: Julia Reichelt
Suche als Herausforderung
Die Begeisterung für besondere Steine weckte bei ihm eine Gruppe von Sandsteinfindlingen, die 2004 bei einem Steinsetzungsprojekt in der Verbandsgemeinde Lambrecht aufgestellt wurden. Sein Sohn war damals als Schüler an dem Kunstprojekt beteiligt und hatte mitgeholfen, eine keltische Sonne in eine Steinskulptur zu hauen. „Später bin ich die Steinskulpturen in meiner Freizeit abgelaufen, habe mich in der Umgebung umgeschaut und Wanderrouten dorthin geplant. Daraus ist Inhalt für eine Broschüre mit Wandertipps entstanden“, erklärt Mann. Und das war erst der Anfang. Zunächst folgten die Brunnen, danach waren die Türme im Pfälzerwald an der Reihe. Als er damit fertig war, dachte er: „Dann schaue ich mir jetzt die Rittersteine an.“ Und er wollte sie alle finden. „Da ich einfaches Kartenmaterial ohne Bilder von den Standorten benutzt habe, wurde die Suche oft zur Herausforderung.“
MARKIERT Im gesamten Pfälzerwald finden sich heute 307 Rittersteine. Oben der Hinweis auf die „Eiche“. Thomas Mann bringt diese seit zwei Jahren „auf Vordermann“. Fotos: Julia Reichelt
Orientierung und Gedenken
Dabei lernte er einiges dazu. Etwa, dass es sich bei einem Ritterstein nicht immer um einen separat aufgestellten Stein handelt. Manchmal ist das Gesuchte stattdessen der steinerne Türholmen in einem alten Gebäude wie am „Forsthaus Schorlenberg“ oder ein bereits vorhandenes Felsmonument, wie etwa der „Tisch“ an der Hohen Derst. Rittersteine sind sowohl Orientierungspunkte als auch Gedenksteine. Viele von ihnen tragen die Signatur „PWV“ oder auch „P.W.V.“ als Kennzeichen des Pfälzerwald-Vereins. „Früher war man der Meinung, es heißt ,Pfälzer Wald Verein‘, so kürzte man nach jedem Buchstaben mit einem Punkt ab“, erklärt Mann und ergänzt: „Zudem wurden anfangs die Inschriften von Rittersteinen und anderen Gedenksteinen mit unterschiedlichen Farben ausgemalt, um sie zu unterscheiden. Heute wird nur noch Gelbgold benutzt.“
Was ist ein Ritterstein und was nicht?
Eine Möglichkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen, gibt es dennoch: Walter Eitelmann, ehemaliger PWV-Hauptwanderwart, hat den Rittersteinen ein umfassendes Nachschlagewerk gewidmet. „Demnach ist ein Stein ein Ritterstein, wenn er darin aufgeführt ist“, stellt Thomas Mann klar. In dem Buch sind auch die verschiedenen Bedeutungen, die die Markierungssteine haben, beschrieben. So gibt es Rittersteine, die dem Forst- und Jagdbetrieb gewidmet sind, etwa „Jagdhaus Breitscheit“ zwischen Weidenthal und Elmstein. Dieser Stein erinnert an ein Gebäude, das Pfalzgraf Johann Casimir im 16. Jahrhundert zu Jagdzwecken errichten ließ. Auf seinen Grundmauern steht heute das Nibelungenheim.
BESONDERS Der Ritterstein „Ungertal“ (oben) ist Teil einer Brücke. Auf die „Dicke Eiche“ weist ein Ritterstein hin. Fotos: Julia Reichelt
Steinernes Wandererleitsystem
Zur Gruppe der Orientierungspunkte zählt, nicht weit entfernt davon, der Ritterstein „Eiche“. Der besagte Baum gilt als Naturdenkmal, hat schon mehrere Jahrhunderte überdauert und ist mittlerweile unten ausgehöhlt. „Durch den Stamm bin ich als Kind oft durchgeklettert“, erinnert sich Mann. Damit Wanderer die stolze Eiche finden, gibt ein weiterer Orientierungsstein, zusätzlich mit einem Richtungspfeil versehen, die genauen Anweisungen: „Dicke Eiche 600 Schr.“. Ebenfalls Wegweiser, zugleich Orientierungspunkt und darüber hinaus ein außergewöhnliches Exemplar ist der Ritterstein „Ungertal“. Hier wurde kein separater Stein aufgestellt, sondern ein Stein im Mauerwerk einer Brücke, die nordöstlich von Weidenthal den Leinbach überspannt, zum Ritterstein. Ganz in der Nähe liegt der Protztalbrunnen, ebenfalls mit einem Ritterstein markiert. Dort klärt ein Schild über das besondere Markierungssystem auf – das einzige überhaupt im Pfälzerwald. So wurde auch Thomas Mann einst auf die Bedeutung der Rittersteine aufmerksam.
Holztransport mit Eseln
Eine weitere Gruppe von Rittersteinen ist der Trift – also der Holzwirtschaft – gewidmet. Bei Bobenthal, in der Nähe der französischen Grenze, finden sich mehrere davon, darunter „Eselsschleif“ und „Eselschleifhäuschen“. Auf der Eselsschleif zogen Esel das Triftholz hinab ins Tal. Das Eselschleifhäuschen diente sowohl tierischen als auch menschlichen Waldarbeitern als Unterstand. Im Tal, an einer Brücke, die über die Wieslauter führt, befindet sich der Stein „Trift-Holzhof“. Wahrscheinlich wurde das Holz dort vor seiner Reise auf dem Wasserweg zwischengelagert. Auch Persönlichkeiten sind in Rittersteinen verewigt. Allen voran ihr Namensgeber: Dort, wo Karl Albrecht von Ritter das Licht der Welt erblickte, erinnert heute der Ritterstein namens „R. F. Stiftswald Geburtsstätte des Reg. Dir. v. Ritter 1836“ an ihn und das 1848 abgerissene Forsthaus Stiftswald.
VIELFÄLTIG Eine Gruppe von Rittersteinen ist der Holzwirtschaft gewidmet, auf manchen sind Persönlichkeiten verewigt. Auch der Salzwooger Teufelstisch bei Lemberg (unten) war einst als Ritterstein 308 im Archiv des Pfälzerwald-Vereins gelistet. Fotos: Julia Reichelt
In Stein gehauene Geschichte
Rittersteine sind in Stein gehauene Geschichte. Oder, wie Thomas Mann es sagt: „Mit jedem Stein, den du entdeckst, fängst du an zu recherchieren und kommst immer tiefer in die Geschichte hinein.“ So arbeitete er sich unter anderem durch das gesamte Archivmaterial des Pfälzerwald-Vereins und machte dabei eine Entdeckung: Ritterstein 308. „Ich habe im PWV-Archiv mehrere Artikel gefunden, unter anderem verfasst von Karl Albrecht von Ritter, in denen der Salzwooger Teufelstisch als Ritterstein genannt wird. Heute taucht er in keinem Verzeichnis mehr auf.“ Und es gibt eine weitere Lücke im System der Steine. Walter Eitelmann hat in seinem Nachschlagewerk den Ritterstein „Gerbersdell“ nicht erfasst. Er erinnert im Diemersteiner Glasbachtal an den „Glastalerhof“, der am Standort einer ehemaligen Glashütte errichtet worden war.
Die doppelte Lolosruhe
Detektivarbeit leistete Thomas Mann auch beim Ritterstein „Lolosruhe – fünf Steine“, der an der Straße von Edenkoben zum Forsthaus Heldenstein an einem Wanderparkplatz steht. Er markiert ein fünfköpfiges Steinensemble, das in eine Steinplatte eingelassen ist. Genauer gesagt handelt es sich bei dem Hinweispunkt um einen Ersatzstein, denn der ursprüngliche Ritterstein galt als verloren. Mann nahm die Steinplatte sehr genau unter die Lupe – aus historischem Grund: „Platten wie diese sind in der Regel ,Loogsteine‘, die man früher zur Markierung von Grenzlinien nutzte. Auf ihnen wurden verschiedene Grenzzeichen eingeritzt. Um sie aufzuspüren, habe ich die komplette Platte freigelegt. Dabei kam die Original-Inschrift des Rittersteines zum Vorschein.“ Der Name „Lolosruhe“ hingegen zeugt von einer Ruhebank, die vor Ort gestanden haben soll. Es gibt Vermutungen, dass „Lolo“ in Zusammenhang mit Lola Montez steht, einer Geliebten von König Ludwig I. von Bayern. Seine damalige Residenz, die Villa Schloss Ludwigshöhe, ist nur einen Katzensprung entfernt.
Trend geht zum Ritterstein
Loogfelsen lassen sich auch im Wald bei Weidenthal aufspüren. Nicht alle sind Rittersteine oder durch einen solchen gekennzeichnet. Dennoch inspirieren sie die Menschen zu Geschichten. Am Mollenkopf liegt das Kulturdenkmal „Henkmantels-Loog“, auf dessen Felsplatte naive Ritzzeichnungen – drei Kreuze, die Zahl 19 und eine menschliche Figur – zu sehen sind. Thomas Mann hat dazu eine Erzählung parat, die er von einem alten Mann gehört hat: „Die Frau, die auf dem Stein eingemeißelt ist, soll hier gesessen und auf die Rückkehr ihres Mannes gewartet haben, als dieser in den Dreißigjährigen Krieg zog. Leider kam er nicht zurück. Später wurde sie an dem Ort, an dem sie so viel Zeit verbracht hatte, beerdigt.“
INSPIRIEREND Auf der Felsplatte des Kulturdenkmals „Henkmantels-Loog“ sind naive Ritzzeichnungen zu sehen. Foto: Julia Reichelt
Wohlverdiente Renaissance
Die vielen Erlebnisse auf seinen Touren hat Thomas Mann in den sozialen Netzwerken geteilt und sein Wissen über die Rittersteine über Vorträge weitergegeben: „Mein Wunsch ist es, dass die Ritterstein-Kultur wieder ins Bewusstsein der Menschen rückt.“ Diesem Ziel ist er jetzt ein gutes Stück nähergekommen. Unter anderem ist der Pfälzerwald-Verein auf seine Aktivitäten aufmerksam geworden, hat ihn und die Rittersteine in einem Video verewigt. Und: Das Buch von Walter Eitelmann ist ebenfalls wieder gefragt. So erlebt das Pfälzer Steinsystem gerade eine wohlverdiente Renaissance.
Zurück in die Steinzeit
Steinkulturen gab es in der Pfalz schon lange bevor Karl Albrecht von Ritter die Idee umsetzte, besondere Punkte zu markieren. In der Jungsteinzeit breitete sich die Megalithen-Bauweise in Europa aus. Der gebürtige Ludwigshafener Ulrich Magin hat ein Buch über die Megalithen – aus dem Griechischen übersetzt „großen Steine“ – geschrieben. „Die Menschen fahren in die Bretagne oder in den Südwesten Englands, um sich Menhire, Steinkreise und Dolmengräber anzuschauen. Dabei gibt es so etwas bei uns auch – es weiß nur kaum jemand“, erklärt Magin. „Die Faszination für Steinmonumente hat schon in meiner Kindheit angefangen.“ Als er hörte, dass die Region Pfalz, Saarland und Rheinhessen das Gebiet mit der größten Menhir-Dichte in Deutschland ist, habe er mehr über diese besonderen Steine erfahren wollen. „Rund 30 Standorte sind in der Pfalz bekannt. Die meisten davon habe ich besucht und die steinernen Zeitzeugen mit eigenen Augen gesehen.”
Ulrich Magin. Foto: Susanne Noll
Bedeutung bleibt rätselhaft
Menhire heißen im Volksmund auch Hinkelsteine. Der Begriff soll sich herleiten von „Hünenstein“ – in dem Fall ein riesiger Stein, kein riesiger Mann. Daraus wurde Hühnerstein und letztlich Hinkelstein. Ihre Bedeutung bleibt rätselhaft, weil es in der Frühgeschichte keine Schrift und damit auch keine geschichtlichen Aufzeichnungen gab. Waren es Grabsteine oder Grenzsteine? Dienten sie kultischen Zwecken, etwa als Symbole der Macht oder Göttersitze? „Das weiß niemand genau“, sagt Ulrich Magin. „Was bekannt ist: Menhire sind in der Regel unbearbeitet, höchstens durch grobes Zuhauen in Form gebracht. Und sie tragen keine Inschriften.“ Das größte Exemplar in Mitteleuropa findet sich nicht weit von der Pfalz entfernt: Der Gollenstein bei Blieskastel in der Saarpfalz hat eine Höhe von knapp sieben Metern. In der Pfalz kann man Menhire unter anderem im Otterberger Wald, auf einem Feld bei Sippersfeld am Donnersberg, im Kaiserslauterer Wohngebiet Bännjerrück oder an den Ortsrändern von Freinsheim, Martinshöhe und Pirmasens zu bestaunen. Wie lange diese Steinsetzungen exakt zurückliegen, bleibt oft rätselhaft.
Überraschungen beim Aufspüren
Steine lassen sich nicht mit wissenschaftlichen Methoden datieren. „Um das Alter von Hinkelsteinen zu bestimmen, durchsuchen Forscher stattdessen historische Dokumente nach Erwähnungen, führen an Ort und Stelle Ausgrabungen durch, vergleichen Steine untereinander oder prüfen, ob Bearbeitungsspuren am Stein Hinweise liefern.” Beim eigenen Aufspüren von Hinkelsteinen hat Ulrich Magin schon einige Überraschungen erlebt. „Da steht in einem Zustandsbericht von 1960 ,links neben dem Weg‘, und wenn man dorthin kommt, findet man ein Neubaugebiet vor. Viele Menhire sind aufgrund der Flurbereinigung versetzt worden und stehen mittlerweile an zentralen Plätzen in Ortschaften.” Die vielen Fragenzeichen zu ihrem wahren Alter und ihrem ursprünglichen Daseinszweck lassen großen Raum für Spekulation. Ulrich Magin umschreibt das so: „Was die Leute damals dachten, als sie den Stein aufstellten, was Archäologen anhand ihrer Nachforschungen heute darüber zu wissen meinen und welche Sagen sich die Menschen erzählten – das muss sich nicht immer decken.”
FASZINIEREND Menhire, im Volksmund Hinkelsteine genannt, sind in ihrer Bedeutung bis heute rätselhaft. Der „Hohe Fels“ bei Mehlingen (oben) setzt sich aus drei Steinen zusammen. Ein weiterer interessanter Hinkelstein lässt sich bei Otterberg bewundern. Fotos: ZukunftsRegion Westpfalz/Harald Kröher / ZukunftsRegion Westpfalz/Martin Koch
Faszinierende zeugen der Geschichte
Sicher ist, dass Hinkelsteine faszinierende Zeitzeugen unserer Geschichte sind und sich perfekt einreihen in das System der Steine in der Pfalz. Und um den Kreis zwischen Ritterstein und Hinkelstein zu schließen: Auch auf dem Weg von Frankeneck nach Esthal stand einst ein Menhir. 1873 fiel er jedoch Straßenbauarbeiten zum Opfer. An ihn erinnert heute eine der Steinskulpturen, die als Teil des Lambrechter Steinsetzungsprojekts entstanden sind.
Wo Steinspürnasen Hinweise finden
Für Einsteiger in die Pfälzer Steinkultur, die mehr über Rittersteine und Menhire erfahren möchten, gibt es verschiedene Informationsquellen. Empfehlenswert ist insbesondere das Nachschlagewerk von Walter Eitelmann mit dem Titel „Rittersteine im Pfälzerwald – Gedenksteine und Inschriften“. Es listet und beschreibt nicht nur jeden einzelnen Ritterstein, sondern liefert auch 59 Wandervorschläge, um diese Steine selbst zu erkunden. Das grüne Büchlein ist über den Pfälzerwald-Verein erhältlich.
Wer lieber online sucht, wird auf der Webplattform von KuLaDig (Kultur. Landschaft. Digital.) fündig. Das Informationssystem, ins Leben gerufen vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) und dank Partnern wie dem Land Rheinland-Pfalz um weitere Regionen gewachsen, ist gewissermaßen ein digitales Kulturlandschaftskataster.
Über die vorgeschichtliche Großsteinkultur informiert „Megalithen in Deutschland: Rätselhafte Großsteingräber, Hinkelsteine und Steinkreise“. Das im Nikol-Verlag erschienene Buch von Ulrich Magin beschreibt, wann und wie in Deutschland und Mitteleuropa erstmals riesige Steine aufgerichtet wurden und wie die Menschen in Antike, Mittelalter und Neuzeit diese Monumente deuteten und für eigene Zwecke nutzten.
Ergänzend dazu ist die Online-Plattform megalithic.co.uk einen Besuch wert. Sie ist eine weltweite Datenbank für historische Stätten. Über diverse Suchmöglichkeiten (per Karte, Namenseingabe oder Postleitzahl) finden Interessierte dort Zugang zu Informationen über einzelne Exemplare der Megalithkultur. [jre]
Ulrich Magin, Megalithen in Deutschland, Nikol-Verlag, ISBN 978-3-86820-700-2, 208 Seiten, 12,95 Euro.
Wer mit wachen Sinnen unterwegs ist, entdeckt, dass der Pfälzerwald nicht nur Naturerlebnisse für Genießer, sondern ebenso Naturprodukte zum Genießen bietet. Der Wald füllt seine …
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Pfälzer Museumstour: Nicht nur Gemälde und Skulpturen sind es wert, in Museen präsentiert zu werden. Auch Handwerk ist eine Kunst. Denn ganz gleich, ob beeindruckende Dampfloks, schwere Mühlräder oder feine Bürsten – in jedem Exponat stecken eine Menge Wissen, Geschick und Liebe zum Detail.
Foto: Julia Köller
Eisenbahngeschichte lässt sich in der Pfalz hautnah erleben, denn zwischen Mai und Oktober fährt regelmäßig das Kuckucksbähnel durch den Pfälzerwald. Ihren Heimatbahnhof haben die historische Dampflok und die rund 100 Jahre alten Waggons im Eisenbahnmuseum der Pfalz in Neustadt an der Weinstraße. Es ist in einem ehemaligen Lokschuppen direkt am Hauptbahnhof untergebracht. Schienen führen von dort aus zum Gleis 5, auf dem bis zu 450 Passagiere den Zug besteigen können. Viele Fahrgäste nutzen dann auch die Gelegenheit, das Eisenbahnmuseum zu besuchen, das bis vor Kurzem offiziell noch Pfalzbahn-Museum hieß.
BEEINDRUCKEND Im ehemaligen Lokschuppen im Hauptbahnhof in Neustadt lässt sich Eisenbahngeschichte hautnah erleben – im Führerstand eines Elektrotriebwagens oder vor der Dampflok „Die Pfalz“ (großes Bild oben). Foto: Julia Köller
Pfälzer Eisenbahn-Geschichte
Doch auch ohne Fahrt mit dem Kuckucksbähnel lohnt sich ein Ausflug zum Museum, das vor allem die pfälzische Eisenbahngeschichte dokumentiert. Einzelne Waggons sind bereits von der oberhalb des Museums gelegenen Schillerstraße aus zu sehen. Ebenso das Bahnsignal, das anzeigt, ob das Museum geöffnet ist. Steht es auf „Fahrt“, also schräg nach oben, sind Besucher willkommen. Vorbei am „Signalgarten“, in dem verschiedene Bahnsignale in den Himmel ragen, und einer Motordraisine mit VW-Bulli-Karosserie, führt der Weg direkt zu einer 101 Jahre alten Schnellzugdampflok. „Das ist eins unserer Schätzchen“ sagt Hark-Oluf Asbahr, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Eisenbahnmuseums zuständig ist.
Hark-Oluf Asbahr. Foto: Julia Köller
Einblicke im Lok-Führerstand
Die Lok aus der Baureihe 18 wurde in München gebaut und war in Neustadt beheimatet. „Sie hat riesengroße Räder, damit die Übersetzung möglichst groß ist“, erklärt Asbahr, was diese Lok so schnell machte. Bis zu 120 Stundenkilometer habe sie fahren können, sagt er. Und wie die dazugehörige Infotafel verrät, war dieses Modell im Kohleverbrauch sehr sparsam, weil der Dampf gut ausgenutzt wurde. Wie anstrengend damals zum Beispiel der Beruf des Heizers war, erfährt der Besucher durch einen Film. Aber auch im Führerstand der Lok selbst kann er einen Eindruck davon bekommen, was es tatsächlich bedeutete, so ein Gefährt zu bedienen. Die Exponate besteigen und von innen erkunden zu dürfen, gehört im Eisenbahnmuseum dazu. „Das ist besonders für die Kinder toll“, weiß Asbahr.
Dampf treibt Schneeschleuder an
Für Lokführer und Heizer war ihr Arbeitsplatz, an dem sie in allen Jahreszeiten der Witterung ausgesetzt waren, alles andere als gemütlich. Dagegen stellt der gleich gegenüber abgestellte Elektrotriebwagen aus dem Jahr 1936 heutige Züge zumindest aus Sicht der Passagiere mit seinem Komfort in den Schatten. Darin durften die Fahrgäste auf mit geblümten, hochwertigen Stoffen gepolsterten Sitzen Platz nehmen und auf mit Intarsien verzierte Holzwände blicken, während sie schon damals mit 160 Stundenkilometern Geschwindigkeit in der Spitze reisten. Wenn im Winter starker Schneefall die Schienen blockierte, kam ein weiteres Exponat des Museums zum Einsatz: eine Dampf-Schneeschleuder aus dem Jahr 1942. „Sie ist morgens als Erstes gefahren“, sagt Asbahr. Die Leistung ihres Dampfkessels wurde für den Antrieb des großen Schleuderrads gebraucht, mit dem bis zu sechs Meter hohe Schneeverwehungen beseitigt werden konnten. „Sie musste deshalb von einer Lok geschoben werden“, fügt er hinzu.
KONTRASTREICH Museumsbesucher können auf gepolsterten Sitzen im Elektrotriebwagen Platz nehmen (oben) und die Dampf-Schneeschleuder aus dem Jahr 1942 bestaunen. Fotos: Julia Köller
Exponate mit großer Bandbreite
Wie genau eine Dampflok funktioniert, können Besucher an einer „aufgeschnittenen“ Lokomotive nachvollziehen. Auch sie steht im 1847 gebauten und weitgehend im Original erhaltenen Lokschuppen. Ihr Inneres offenbart viele Rohre, die durch den Kessel führen. Durch sie werden die Rauchgase geleitet, die das Wasser im Kessel erhitzen. Durch den Schornstein können sowohl Rauchgase als auch Dampf entweichen. Asbahr: „Wenn es schwarz rauskommt, ist es Rauch, wenn es weiß ist, ist es Wasserdampf.“ Rund 4600 Quadratmeter Ausstellungsfläche hat das Museum. Auf ihnen stehen zahlreiche weitere Loks und Waggons aus unterschiedlichen Baujahren und mit unterschiedlicher Technik. Dazwischen finden sich immer wieder andere Exponate vom Bahnhofsschild bis zum Kofferwagen. Und sogar eine Personenwaage, wie sie früher auf vielen Bahnsteigen zu finden war, ist zu sehen.
Modellbahn als Höhepunkt
Wer Eisenbahnen in Bewegung sehen möchte, ist im Obergeschoss richtig. Denn dort befindet sich eine große Spur-1-Modellbahn, die durch eine mit viel Liebe zum Detail gestaltete Landschaft fährt. „Am ersten Sonntag im Monat haben wir Fahrtag“, sagt der Pressesprecher. Dazu können auch Besucher ihre Loks und Wagen mitbringen und auf der Strecke ihre Runden drehen lassen. Dieser Bereich stellt für viele Kinder einen Höhepunkt dar. Etwa 8000 bis 10.000 Besucher kommen pro Jahr ins Eisenbahnmuseum, dessen Team sich neben den Kuckucksbähnel-Fahrten und Museumsdienst auch um die Wartung der Exponate im nicht zugänglichen Bahnbetriebswerk kümmert. Alle Mitarbeiter des von der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V. (DGEG) betriebenen Museums arbeiten ehrenamtlich. „Wir haben in Neustadt rund 100 Mitglieder, davon sind circa 50 aktiv“, sagt Asbahr, der schon immer ein Eisenbahnfan war. Um sich dem Team anzuschließen, müsse man kein Eisenbahn-Experte sein, betont der 65-Jährige, der von Haus aus Chemiker ist. „Wir freuen uns über jeden handwerklich Geschickten, der zum Erhalt des Museums, der historischen Wagen und Loks sowie des Museumsbahnbetriebs bei uns mitarbeiten möchte.“
Wasserräder statt Wasserdampf
Während die Loks in früheren Zeiten mit Wasserdampf angetrieben wurden, nutzte ein anderes Handwerk das Wasser selbst. Zahlreiche Mühlen wurden früher von Wasserrädern angetrieben, so auch am Eckbach im Leiningerland. Die am Mühlenwanderweg gelegene ehemalige Dorfmühle in Großkarlbach ist heute ein Museum, in dem der Besucher den Weg des Korns von der Anlieferung bis zum Mehl nachvollziehen kann. Fast hätte die Mühle das Schicksal vieler ihrer Art geteilt und wäre komplett verfallen. Die Gemeinde hatte das um 1605 errichtete Gebäude nach dem großen Mühlensterben Mitte des 19. Jahrhunderts erworben und anders genutzt. So zuletzt als Wohnraum, bis das wegen des baufälligen Zustands nicht mehr möglich war.
HISTORISCH In Großkarlbach gibt es neben Getreidemühlen (oben) auch einen Elevator zu sehen, der das Getreide nach oben beförderte. Fotos: Julia Köller
Alles ist in Bewegung
Zwischen 2004 und 2007 wurde die Mühle von der Gemeinde und vielen ehrenamtlichen Helfern renoviert und wieder mit einer funktionstüchtigen Mühlentechnik ausgestattet. Geplant und maßgeblich mitgestaltet wurde das Innere des Museums vom Restaurator Hubert Schneider. „Wir haben darauf geachtet, dass der Ablauf richtig dargestellt wird“, sagt Thomas Hansemann, Vorsitzender des Fördervereins Mühlenmuseum Leiningerland, der das Museum betreut. „Das Schöne hier ist, dass alles in Bewegung ist“, hebt Hansemann hervor. Denn nicht nur das Wasserrad lässt sich in Gang setzen, sondern auch der Mahlgang und weitere Maschinen. Herzstück im Inneren sind die großen Zahnräder, die über lederne Transmissionsriemen mit der Antriebswelle verbunden sind. Die Räder bestehen aus Holz und Metall. Der Materialmix sei notwendig, damit sich die Zahnräder nicht zu stark abnutzen und es nicht zu Funkenbildung kommt, erklärt Thomas Hansemann. „Für das große Rad haben wir bei der Instandsetzung 101 Holzzähne anfertigen lassen“, fügt er hinzu.
Thomas Hansemann. Foto: Julia Köller
Vom Schwarzwald in die Pfalz
Die Exponate wurden hauptsächlich aus den Mühlen in der Umgebung zusammengetragen. Manches hat aber auch einen weiteren Weg zurückgelegt. So stammt zum Beispiel das etwa 3,5 Tonnen schwere und 5 Meter hohe Wasserrad aus einer Mühle im Schwarzwald. Auch wenn es heute nicht mehr allein durch Wasserkraft in Gang gesetzt wird, lässt es doch die Geschichte des Gebäudes lebendig werden. Die Maschinen laufen deutlich langsamer, als es im Originalbetrieb der Fall war. Trotzdem rattert und klappert es ordentlich, wenn sich die Räder drehen. Der Mahlgang – die Vorrichtung, in der das Getreide zwischen zwei großen Steinen gemahlen wird – befindet sich im Obergeschoss der Mühle. Um das Getreide dorthin zu transportieren, bediente man sich schon damals einer ausgeklügelten Methode: Über einen Elevator, einen kleinen Aufzug nach dem Paternoster-Prinzip, wurde es nach oben befördert. „Die Alternative wäre gewesen, es nach oben zu schleppen“, so Hansemann.
Körner zwischen Walzen
Jeder einzelne Schritt des Prozesses ist im Museum „Alte Dorfmühle“ zu sehen. Bei Führungen erläutern Hansemann und andere Mitglieder des Fördervereins den Mahlvorgang sowie das anschließende Sieben. „Es gibt drei verschiedene Evolutionsstufen“, sagt der Vorsitzende. Vom einfachen Sichter, wie der Fachbegriff für das Sieb lautet, über den Zentrifugalsichter führte die Entwicklung bis zum Plansichter mit mehreren Sieben übereinander. „Dann hat man neun Feinheitsgrade“, erklärt Hansemann. Auch eine moderne Alternative zum römischen Mahlgang, der in der Regel aus Lavagestein gefertigt wurde, ist ausgestellt: Im Walzenstuhl werden die Körner zwischen Walzen zerquetscht. „Etwa 1870 hat sich diese Technik durchgesetzt“, so Hansemann. Bis heute gebe es den Walzenstuhl in Mühlen, nur deren Optik habe sich verändert. An einer kleinen Hausmühle, die früher in so manchem Haushalt stand, dürfen Besucher testen, wie anstrengend das Mahlen war. „Das kommt bei Schulklassen sehr gut an“, weiß Hansemann. Ebenso die „älteste Waschmaschine der Welt“, wie die Sackausklopf-Maschine scherzhaft genannt wird. „Die Säcke waren relativ kostbar“, erklärt der Vorsitzende. Deshalb wurden sie in die Maschine eingespannt und mechanisch gereinigt.
MECHANISCH Im Walzenstuhl (oben) wurden die Körner zerquetscht und mit der Sackausklopf-Maschine die Säcke gereinigt. Fotos: Julia Köller
Hochzeiten in der Dorfmühle
Ergänzt wird die Ausstellung durch einen Überblick über die Getreidesorten, eine Sammlung von alten Scheffeln, die früher zum Abmessen benutzt wurden, und eine Werkstatt, wie sie seinerzeit in den Mühlen eingerichtet war. Denn wenn etwa ein Lederriemen gerissen oder abgenutzt war, musste schnell Abhilfe geschaffen werden. Eine Besonderheit des Museums „Alte Dorfmühle“ ist, dass man sich dort nicht nur informieren, sondern auch den Bund fürs Leben schließen kann. Rund 75 Paare haben im vergangenen Jahr in der Außenstelle des Standesamtes „Ja“ gesagt. Sie schätzen die rustikale Atmosphäre des historischen Bauwerks, weiß Marliese Nickol, die sich um den anschließenden Umtrunk kümmert. Der Höhepunkt: „Wir lassen zu den Trauungen immer das Wasserrad laufen.“
Tradition lebt in Ramberg weiter
Ganz so romantisch geht es an der dritten Anlaufstelle der Museumstour nicht zu. Doch auch hier wird deutlich, wie eine Region oder ein Ort untrennbar mit einem Handwerk verbunden sein kann. Seit dem 18. Jahrhundert steht Ramberg für die Bürsten- und Besenproduktion, weshalb es auch den Beinamen Bürstenbinderdorf trägt. „Im 19. Jahrhundert haben fast alle Ramberger vom Bürstenbinderhandwerk gelebt“, sagt Harald Klein, zweiter Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins des Bürstenmacherhandwerks Ramberg. Er selbst übt den Beruf in der vierten Generation aus, seine Firma ist jedoch die letzte ihrer Art in der Ortsgemeinde. „Zu Spitzenzeiten hatten wir in Ramberg über 60 Betriebe“, erzählt er.
VIELFÄLTIG Seit dem 18. Jahrhundert entsteht in Ramberg eine breite Palette an Bürsten und Besen. Foto: Julia Köller
Rückkehrer bringen Handwerk mit
Dabei sei das Handwerk nicht in dem pfälzischen Ort entdeckt, sondern von zurückgekehrten Auswanderern aus England oder Frankreich mitgebracht worden. Die nötigsten Materialien habe man in der Regel bereits gehabt. „Früher hatten die Menschen fast alle ein Hausschwein“, weiß Klein. Wurde es geschlachtet, konnte man auch die Borsten verwenden. Ein Pferd, dessen Haare ebenfalls gerne genutzt wurden, sei dagegen schon Luxus gewesen. Das 1997 in einem Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Bürstenfabrik Vogt eröffnete Bürstenbindermuseum zeigt auf rund 350 Quadratmetern Ausstellungsfläche die Entwicklung des Handwerks. Sie beginnt beim Heimarbeitsplatz, an dem Frauen, Männer und auch Kinder die Bürsten mit reiner Muskelkraft anfertigten. „Die Frauen haben meistens Feinbürsten gemacht“, so der Bürstenmacher. Dazu zählen etwa Mehlbesen, Kleiderbürsten oder Polierbürsten. „Ohne zu übertreiben, es gibt Tausende verschiedene Bürsten – schon allein durch die verschiedenen Größen“, erklärt Klein. Doch die Technik war damals überall die gleiche: Die mittig umgebogenen Borsten wurden mit einer Drahtschlaufe durch vorgebohrte Löcher im Holz gezogen.
FACHKUNDIG Sonja Friedrich-Joseph, Harald Klein und Nicole Rebholz (von links) engagieren sich für das Bürstenbindermuseum in Ramberg. Foto: Julia Köller
Mit Borsten und Fasern
Neben Schweineborsten und Rosshaar gibt es noch etliche weitere Materialien, die für Bürsten verwendet werden können. Verschiedene Pflanzenfasern wie Kokos, Arenga oder Fibre sind im Museum ebenso zu sehen wie künstlich hergestellte Borsten aus Perlon oder Elaston. Kunststofffasern gibt es erst ab dem 20. Jahrhundert. Welche Werkzeuge früher genutzt wurden, um die Borsten vorzubereiten, erfährt der Besucher bei seinem Rundgang im oberen Stockwerk. Dort ist etwa das sogenannte Riwwelbrett zu finden. Die Borsten wurden so lange über das geriffelte Brett gerieben, bis sie sich in eine Richtung legten. Das war etwa für Kuchenpinsel wichtig, erklärt Klein. „Die Schweineborste hat von Natur aus eine Seite, die gespalten ist. Die hält die Feuchtigkeit besser.“ Ausgestellt sind neben den unterschiedlichsten Bürsten unter anderem Stockscheren, mit denen die Borsten auf die gewünschte Länge zugeschnitten wurden. Ebenso Hecheln, die dem Glätten und Ordnen der Fasern dienten. „Im Krieg und in der Nachkriegszeit hat man keinen Metalldraht mehr gehabt“, ergänzt Klein. Deshalb habe man die Borsten mit Nähfaden zusammengebunden und in Pech getunkt, um sie in den Löchern zu fixieren.
MASCHINELL Eine Arbeitserleichterung waren ein Bohrer für die Löcher in der Bürste (oben) und später die Maschinenproduktion. Fotos: Julia Köller
Maschinen als Arbeitserleichterung
An einer alten Drehbank für Flaschen- oder Ofenrohrbürsten dürfen Besucher bei Führungen auch einmal selbst ausprobieren, die Borsten zwischen den Drähten einzuarbeiten. Die Menschen seien meist sehr erstaunt, wie viel Arbeit das sei, hat Sonja Friedrich-Joseph, dritte Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins beobachtet. Doch auch im Bürstenmacherhandwerk haben nach und nach Maschinen Einzug gehalten, die die Arbeit enorm erleichterten und schneller machten. Mit der fußbetriebenen Bohrmaschine von 1850 konnten die Arbeiter leichter die Löcher ins Bürstenholz bohren. Noch schneller ging es mit den Halbautomaten, die zugleich bohrten und stanzten. „Rechts wird gebohrt, links wird bestückt“, erklärt Klein. Statt einer Viertelstunde entstehe eine Bürste so in einer halben Minute. „Das Museum ist ein Aushängeschild unserer Gemeinde“, betont Nicole Rebholz, Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins. Deswegen setze sie sich auch dafür ein, dass der Verein weitere Unterstützer bekommt, um das Fortbestehen des Museums zu sichern. Denn es widmet sich nicht nur dem Bürstenbinderhandwerk, sondern vermittelt durch viele historische Fotos und Werkzeuge auch ein Stück Heimatgeschichte. Rebholz merkt an: „Gerade für Schulklassen ist es interessant zu sehen, wie es früher einmal war.“
PFLEGEND Ein besonderes Exponat stellt die Schnurrbartbürste dar. Foto: Julia Köller
Info
Eisenbahnmuseum der Pfalz Schillerstraße 3, Neustadt an der Weinstraße, mittwochs bis freitags, 10 bis 13 Uhr, sowie samstags, sonn- und feiertags 10 bis 16 Uhr geöffnet. In der Zeit von 22.12.2025 bis 28.2.2026 ist das Museum geschlossen. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro, Kinder von 4 bis 14 Jahren zahlen 2 Euro. Termine für Gruppen nach Vereinbarung unter 06321 30390.
Mühlenmuseum „Alte Dorfmühle“ Kändelgasse 15, Großkarlbach, März bis Oktober an jedem 2. Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen nach Absprache jederzeit. Ansprechpartner ist die Tourist Information Leiningerland unter 06359 80013002. Eintritt gegen Spende, bestellte Führungen kosten 30 Euro.
Bürstenbindermuseum Hauptstraße 20, Ramberg, von Ostern bis Oktober jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr. Sonderführungen für Gruppen sind ganzjährig möglich. Kontakt: 06345 8220. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Kinder sind frei. Am Tag der offenen Tür am Sonntag, 2.11.2025, öffnet das Museum bei freiem Eintritt von 13 bis 17 Uhr.
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In unserer Rubrik zum Thema Weinwissen erläutert Rudolf Litty dieses Mal verschiedene Varianten bei der Verarbeitung und der Erzeugung von Weinen.
Eigentlich ist die Erzeugung von Weißwein eine einfache Sache: Man presst Trauben aus. Dann vergärt der im Saft enthaltene Zucker zu Alkohol. In der Praxis gibt es jedoch verschiedene Varianten bei der Verarbeitung und Weinbereitung. Das deutsche Weingesetz definiert Wein als Erzeugnis, das ausschließlich durch Hefe, die die Trauben bereits mitbringen, und durch alkoholische Gärung der frischen oder gemaischten Trauben gewonnen wird.
Beeren werden zu Maische verarbeitet
Von den frisch gelesenen Trauben werden die Stiele mit einer Abbeermaschine oder einem Entrapper entfernt. Danach werden die Beeren zu einer breiigen Masse aus Fruchtfleisch, Schale, Kernen und Saft verarbeitet – die Maische. Die kann man in Bütten stehen lassen, um Aromastoffe, beim Rotwein Tannine und die Farbe aus der Beerenhaut, aus der Maische zu extrahieren.
Im Weingut werden die geernteten Trauben durch eine Förderschnecke, wobei sie gleichzeitig gemaischt werden, auf die Kelter beziehungsweise Presse gepumpt. In manchen Betrieben erfolgt eine Ganztraubenpressung. Die Trauben werden dabei direkt auf die Presse geschüttet und schonend gepresst. Der Vorteil ist, dass der Most weniger Trub- und Gerbstoffe enthält. Was nach dem Auspressen in der Kelter übrig bleibt, sind feste Bestandteile der Beerenhaut und der Trauben, die als Trester bezeichnet werden. Aus diesem Trester, der aus Schalen, Kernen und teilweise Stängeln besteht, lässt sich nach seiner Vergärung Grappa brennen.
Trubteile setzen sich ab
Was von der Kelter fließt, ist trüb, beinhaltet Reste von Beerenbestandteilen und wird als Trubstoffe bezeichnet. Diese verbleibenden Trubstoffe im Most lagert man in einem Behältnis, damit sich die groben Trubteile absetzen können. Für Großbetriebe gibt es verschiedene technische Möglichkeiten, den Trub aus dem Most vor dem Vergären zu entfernen.
Zucker nur zur Mehrung von Alkohol
Die gesetzliche Vorgabe für die einzelnen Qualitätsstufen ist über das jeweilige Mindestmostgewicht geregelt. Qualitätsweine dürfen, wenn das gewünschte Mostgewicht nicht erreicht wurde, bis zu einer bestimmten Menge mit Zucker angereichert werden. Der Zucker ist lediglich zur Mehrung von Alkohol zugelassen – nicht zum Süßen eines Weins. Durch die Auswirkungen des Klimawandels reichen in der Regel aber die vorhandenen Mostgewichte aus, um den gewünschten Alkoholgehalt im fertigen Wein zu erhalten.
Dauer der Gärung von Temperatur abhängig
Die Dauer der Gärung ist von der Temperatur abhängig. Die einfache Gärung, bei der Zucker in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt wird, ist nach sieben bis zehn Tagen beendet. Die Kaltvergärung dauert oft mehrere Wochen und liefert fruchtigere Weine mit ausgeprägtem Bukett. Dabei sind in den Gärtanks Kühlplatten installiert, um die Gärtemperatur zwischen 14 und 20 Grad zu halten und damit die Gärdauer zu steuern. Bei der Spontangärung wird der Most, wie er von der Kelter läuft, sich selbst überlassen. Die Gärung kann mehrere Wochen dauern, und die Qualität des Produkts wird von den eigenen Hefen beeinflusst. Bei üblichen Gärverfahren wird mit natürlichem Hefezusatz gearbeitet. Bei roten Rebsorten wird oft eine malolaktische Gärung eingeleitet, wobei Milchsäurebakterien die Äpfelsäure in mildere Milchsäure umwandeln.
Nach Absetzen der Hefe erfolgt der Abstich
Nach der Vergärung wird das hefetrübe Produkt zum Federweißen. Nach dem Absetzen der Hefe erfolgt der Abstich, man spricht dann von Jungwein. Nach seiner Stabilisierung und Filtration kann der Wein abgefüllt werden. Durch die Zugabe von unvergorenem Traubenmost (Süßreserve) vor der Abfüllung, ist auch die Erzeugung von Weinen mit Restsüße möglich.
Der Experte
Rudolf Litty ist ehemaliger Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Beim Weinbauamt Neustadt/Weinstraße war er für die amtliche Qualitätsweinprüfung verantwortlich. Litty, geboren 1951, lebt in Klingenmünster und organisiert Weinseminare.
Gedanken rund um den Genuss, die Pfalz und die Themen dieser Magazin-Ausgabe. Mit seinen persönlichen Zeilen begrüßt Michael Dostal, Herausgeber von VielPfalz, die Leserinnen und …
Verlässliche, überraschende und unterhaltsame Lesegeschichten stehen seit 2016 im Mittelpunkt aller VielPfalz-Magazine. Für uns Anlass, zum Abschied bei einigen Themen der Frage nachzugehen: „Was wurde …
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Das Winzerhandwerk hat Parallelen zum Schachspiel. Zug um Zug zum Lieblingswein. Diesmal: ein Chardonnay mit subtiler Würze von Kastanienholz.
Foto: Weingut Altes Schlößchen
Marcel Duchamp (1887–1968), französisch-amerikanischer Dadaist und Maler, sagte einmal: „Wenn auch nicht alle Künstler Schachspieler sind, so sind doch alle Schachspieler Künstler.“ In der Pfalz könnte man sagen: Wer Wein macht, ist zugleich Künstler und Schachspieler – denn Winzer verbinden Kreativität, Strategie und Fingerspitzengefühl. Das Winzerhandwerk gleicht einem Schachspiel: Jeder Rebschnitt, jeder Handgriff in Weinberg und Keller ist ein Zug auf dem Brett, jede Entscheidung braucht Weitsicht, Taktik und Gefühl. In St. Martin pflegt Familie Schneider diese Kunst seit vier Generationen. Heute lenken Markus und Ralf Schneider das Alte Schlößchen mit Herz und Leidenschaft. Schon das Gebäude des Fachwerkhauses aus dem Jahr 1587 erzählt Geschichten. In den Weinen setzt sich dies fort. Die Qualitätslinien tragen die Namen von Schachfiguren: vom Bauern, unkompliziert und frisch, bis zu den Königen aus den besten Parzellen, die jeden Schluck zu einem kleinen Erlebnis machen.
Die Magie des Kastanienholzes
Meine Aufmerksamkeit gilt einem Chardonnay „1000“ trocken aus der Turm-Linie. Die Trauben stammen aus ertragsreduzierten Parzellen, sorgfältig gepflegt, bis jede Beere ihre volle Reife entfaltet. Im 1000-Liter-Kastanien-Fuderholzfass vergoren, zeigt sich die Magie des Kastanienholzes: Die größeren Poren sorgen für einen sanften Sauerstoffaustausch, die sogenannte Mikrooxidation. So wird der Wein tief, warm und würzig, ohne die Frucht zu übertönen. Kastanienholz schenkt nussige Noten und eine subtile Würze, die den Chardonnay eigenständig, lebendig und ein kleines bisschen verschmitzt machen.
Im Glas leuchtet der Wein in strahlendem Lindenblütengelb. Pfirsich, Birne und exotische Nuancen steigen in die Nase, der erste Schluck gleitet samtig über die Zunge. Vanille und feiner Schmelz umspielen die lebendige Säure. Die Aromen tanzen auf dem Gaumen und fließen bis in einen langen, eleganten Abgang.
2024 Chardonnay „1000“ trocken | 0,75 Liter | 8,40 Euro | Altes Schlößchen Ludwig Schneider | St. Martin | altes-schloesschen.com
Winzerin Inga Klohr. Foto: AdLumina/Ralf Ziegler
Die VielPfalz-Weinstöberei
Besondere Cuvées oder ein spontan vergorener Literriesling – unter Pfälzer Weinen gibt es immer Spannendes zu entdecken. Weinstöberei heißt die Rubrik, in der Inga Klohr (geb. Storck) empfehlenswerte Weine vorstellt. Die Pfälzische Weinkönigin 2017/2018 und Deutsche Weinprinzessin 2018/2019 macht sich für VielPfalz auf die Suche nach besonderen Tropfen. Sie absolvierte den Dualen Studiengang Weinbau und Önologie am Weincampus in Neustadt an der Weinstraße und arbeitet als Winzerin.
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Winzerverein Deidesheim Mit dem Bock im Herzen Themen | Der Winzerverein Deidesheim präsentiert ein neues Wahrzeichen für den historischen Weinort. Tradition seit mehr als 125 …
Es ist die klassische Beilage zu herbstlichen oder winterlichen Braten wie Gans, Ente oder Wild und macht sich auch zur Pfälzer Bratwurst auf dem Teller …