Pfalz persönlich

Engagierte und kreative Köpfe

Ilona Schäfer ist unterstützt den Museumsgarten am Hack-Museum seit Beginn ehrenamtlich, Oliver Weintz führt Gehörlose durch die Weinberge und Margarete Horle ist leidenschaftliche Weberin. Sie sind drei der fünf Menschen, die wir dieses Mal im Kurzporträt vorstellen.

Nahaufnahme: Hobbygärtnerin Ilona Schäfer am Brunnen "Wasser für die Welt" von Rudolf Graap im Hack-MuseumsgARTen
Foto: Joachim Ackermann

Ilona Schäfer, Gärtnerin im hackmuseumsgARTen

Hobbygärtnerin Ilona Schäfer am Brunnen "Wasser für die Welt" von Rudolf Graap im Hack-Museumsgarten
Hobbygärtnerin Ilona Schäfer am Brunnen „Wasser für die Welt“ von Rudolf Graap im Hack-MuseumsgARTen. Foto: Joachim Ackermann

„Das Schönste am hackmuseumsgARTen ist das Miteinander“, sagt Ilona Schäfer. Bis zu 120 Gärtner aus 15 verschiedenen Nationen kommen mittlerweile in dem „Garten für alle“ in Ludwigshafen zusammen, um gemeinsam den einst tristen Hans-Klüber-Platz vor dem Wilhelm-Hack-Museum zu beleben. „Dabei geht es nicht nur um das Gärtnerische. Wir kochen, essen, feiern und musizieren auch gemeinsam, wir lernen voneinander, vor allem über die Kultur des anderen. Der Garten spiegelt wunderbar die Bevölkerungsstruktur in Ludwigshafen wider“, erzählt Hobbygärtnerin Schäfer. Die Rentnerin aus Edigheim engagiert sich seit Beginn des Urban Gardening Projekts im Jahr 2012 im Museumsgarten. Sie gehört zu einem Frauen-Team um Kuratorin Theresia Kiefer und kümmert sich um die (Online-)Kommunikation.

Einmal pro Monat plant das Team kommende Veranstaltungen, da der Garten für die Stadt, das Museum und weitere Organisationen zu einem beliebten Veranstaltungsort geworden ist. Den Gärtnern selbst machen sie keine Vorschriften. Sie ermuntern zwar zum nachhaltigen Gärtnern, sein Beet kann aber jeder frei gestalten – vom Beetbau über die Bepflanzung bis zur Pflege. „Der Garten sieht immer leicht chaotisch aus. Das ist gerade das Schöne daran, weil es die Vielfalt zeigt.“ Die ehrenamtliche Initiative wurde im Dezember von Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit dem Brückenpreis „Engagement leben, Brücken bauen, Integration stärken in Rheinland-Pfalz“ gewürdigt.

Text: ayß | Info: hackmuseumsgarten.blogspot.com, wilhelmhack.museum

Oliver Weintz, Kultur- und Weinbotschafter

Kultur- und Weinbotschafter Oliver Weintz am Mußbacher Herrenhof.
Kultur- und Weinbotschafter Oliver Weintz am Mußbacher Herrenhof. Foto: Kai Mehn

Als Kultur- und Weinbotschafter bietet Oliver Weintz als Erster in der Pfalz kulinarische Weinwanderungen für Gehörlose an. Geprägt durch seine eigenen Erfahrungen als Kind gehörloser Eltern, setzt er sich aktiv für Inklusion ein. „Ich möchte der Gemeinde der Gehörlosen etwas zurückgeben“, sagt der Neustadter, der hauptberuflich als Chemikant arbeitet. Vergangenes Jahr hat er erfolgreich die Ausbildung zum Kultur- und Weinbotschafter absolviert und den „Sonderpreis für Soziales und Inklusion“ erhalten. Sein Weinwissen sei zuvor „guter Pfälzer Durchschnitt“ gewesen und im privaten Bereich habe er schon oft für Gehörlose gedolmetscht. Zwei Aspekte sind ihm besonders wichtig: Zum einen, dass die Weine immer von passenden kulinarischen Genüssen begleitet und die Rebsorten dort verkostet werden, wo sie auch geherbstet werden.

Zum anderen sind die Gruppen für die Gehörlosen-Touren bewusst klein gehalten – maximal zehn Teilnehmer –, um eine persönliche Atmosphäre zu schaffen und jeden im Blickfeld zu haben. Dabei setzt Oliver Weintz auch auf Flyer und Karten, die als visuelle Hilfestellung dienen und Wein einfach und vielfältig erfahrbar machen. Die erste kulinarische Weinwanderung für Gehörlose findet am 20. April statt und führt über den Herrenhof und die Weinberge. Getreu dem Motto „weniger ist mehr“ sind für 2024 insgesamt drei Führungen mit Gehörlosen geplant, die eine feinsinnige Verbindung von Wein- und Gaumenfreuden mit landschaftlichem Genuss versprechen.

Text: ayß | Info: kultur-und-weinbotschafter.de/pfalz

Margarete Horle, Weberin

Weberin Margarete Horle arbeitet an einem Vorhang.
Weberin Margarete Horle arbeitet an einem Vorhang. Foto: Joachim Ackermann

18 Meter Stoff liegen vor Margarete Horle. Sie webt für einen Kunden Vorhänge. Dabei ist sie bereits bei der Kür des Handwerks angekommen. Hier gilt es, „Kopf, Füße und Hände zu koordinieren“, sagt die Webergesellin aus Bockenheim. Die eigentliche komplizierte Arbeit, nämlich das Einrichten des Webstuhles, ist der erste und langwierigste Schritt: „Je nach Material, Muster und Kettlänge, also der Länge der Fäden, die eingespannt werden, kann es sehr lange, auch mal 15 Stunden dauern, bis eingefädelt ist.“ Das Handweben ist eine der ältesten Kulturtechniken, die eine genaue Planung des Gewebes sowie ein gewisses technisches Verständnis fordert. 2023 wurde die Handweberei von der Deutschen UNESCO-Kommission in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Margarete Horle kam zum Weben zufällig, als sie eine Kunstausstellung in ihrer Heimatgemeinde besuchte und parallel ein Volkshochschulkurs stattfand. „Einen Nachmittag habe ich die Frauen dort mit Fragen gelöchert. Dann fing ich das Weben hobbymäßig selbst an und entschied mich nach etwa fünf Jahren, die vierjährige Ausbildung zur Textilgestalterin im Handwerk mit Fachrichtung Weben zu absolvieren.“ Dieses Jahr feiert Horle ihre zehnjährige Selbstständigkeit. Besonders gerne webt sie Dekoratives mit Wohlfühlcharakter, das den Körper wärmt. Schals zum Beispiel, aber auch Geschirrtücher, Tischwäsche oder Wolldecken. Jedes Stück ist in Farbe und Muster ein Unikat. Ihr Wissen gibt sie Anfängern und Fortgeschrittenen in Kursen weiter.

Text: ayß | Info: margarete-horle.de

Kathrin Yarizell Lothschütz, Musicaldarstellerin und Pädagogin

Musikern Kathrin Lothschütz spielt Keyboard in ihrem Tonstudio.
Musikern Kathrin Lothschütz spielt Keyboard in ihrem Tonstudio. Foto: Reiner Voß / view – die Agentur

„Wenn ich auf der Bühne stehe, dann bin ich in dem Moment“, sagt Schauspielerin Kathrin Yarizell Lothschütz aus Schönenberg-Kübelberg. Die Magie des Schauspielerns besteht für sie in der Wahrhaftigkeit, den Moment auf der Bühne zu spüren, im Jetzt zu sein, Emotionen und Handlungen so darzustellen, dass sie für das Publikum glaubhaft und echt wirken. „Gefühle bei jeder Aufführung so zu spielen, als wäre es das erste Mal, und die Rolle dennoch weiterentwickeln“, beschreibt Lothschütz ihr Verständnis und ihren Stil, der vor allem durch den Intendanten und Schauspieler Peter Nüesch sowie ihren Schauspiellehrer an der Jungen Akademie in Stuttgart, Jürgen M. Bandtner, geprägt ist.

Der Weg der Pfälzerin auf die Bühnen Deutschlands – von den Burgfestspielen in Mayen, über das Festspielhaus Neuschwanstein und das Staatstheater Karlsruhe bis zum Capitol in Mannheim, wo sie aktuell in „La Cage aux Folles“ zu sehen ist – begann ursprünglich als Geigerin im Orchester der Musikschule Kuseler Musikantenland. Dort unterrichtet sie heute selbst musikalische Früherziehung. In ihrem eigenen Vocals Studio „Find your own Voice“ bietet die ausgebildete Musikpädagogin außerdem Gesangsunterricht und Stimmtraining für Erwachsene an. In der Region ist ihre Stimme vor allem bei Auftritten im Duett „DoubL“ mit ihrem Mann Manuel Lothschütz zu hören. Am 27. April starten sie ihr neues, deutschsprachiges Programm „Herzgeflüster“ in der Kirche in Altenkirchen.

Text: ayß | Info: kathrin-lothschuetz.de

Oliver Schollenberger, Künstler

Künstler Oliver Schollenberger mit zwei seiner Tierbildern
Künstler Oliver Schollenberger mit zwei seiner Tierbildern. Foto: Norman Krauß

Er ist der Maler unter den Zeichnern. Oliver Schollenberger verbindet auf fast allen seinen Werken kräftige Farbigkeit mit feinen gezeichneten Linien. Seine Handschrift ist unverkennbar, denn neben einem zentralen Motiv finden sich häufig Comic-Elemente und Hand Lettering in seinen Arbeiten, die den Werken einen besonderen Charme und eine spielerische Leichtigkeit verleihen. Dabei bleibt er stets experimentierfreudig und offen für neue Ausdrucksformen. Tiere nehmen schon immer einen zentralen Platz in seinem farbenfrohen Schaffen ein – allen voran das Nashorn. „Jeder hat seinen Albrecht-Dürer-Moment. Bei mir war das als Kind, passenderweise im Dürer-Jahr 1971. Damals begegnete mir sein Rhinocerus-Holzschnitt und ich fragte mich, wie jemand so klar zeichnen kann“, sagt der Speyerer Künstler. Das Tier übe seitdem eine wahnsinnige Faszination auf ihn aus.

Im Oktober präsentiert Schollenberger seine Tierbilder in einer Einzelausstellung im Alten Rathaus in Schifferstadt. Zuvor wird es eine Ausstellung in Speyer mit dem „Rendsburger Zeichenkollektiv“ geben, dem er seit vielen Jahren angehört und das ihn in seiner Entwicklung ebenfalls stark geprägt hat. Als echter Pfälzer packt Oliver Schollenberger auch die Farben seiner Heimat auf Leinwand und Papier. Schöne Beispiele hierfür sind die von ihm gestalteten Etiketten des Speyerer Domweins und großformatige pfälzische Weinberglandschaften.

Text: ayß | Info: oliver-schollenberger.de

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