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Natürlich gärtnern

„Was passt zu mir?“

Ein Duft von Lavendelthymian begleitet uns durch das Gespräch mit dem Biogärtner und Kräuterexperten Yves Frey. Im Interview erfahren wir, wie man die perfekten Kräuter für den eigenen Garten oder Balkon auswählt, und erhalten praktische Tipps für den Anbau. Denn Kräuter machen optisch nicht nur was her, sie sind auch als Mischkultur ideal, um Gemüsepflanzen zu stärken. Außerdem sind sie einfach lecker.

Foto: Elias Morr Unsplash

Herr Frey, wie wählt man am besten Kräuter für den eigenen Garten aus?

Am sinnvollsten ist es, zu überlegen: Welche Gerüche mag ich? Was koche ich am liebsten? Bin ich Fleischesser? Ich finde es wichtig, dass die Kräuter, die ich anbaue, auch in der Küche Verwendung finden. Ein Lavendelthymian passt zum Beispiel super zum Braten. Da sind wir beim nächsten Punkt: Allein beim Thymian gibt es zwölf verschiedene Sorten. Die Kräutervielfalt ist vielen gar nicht bewusst. Ich ermutige meine Kunden immer, an den Kräutern zu riechen und sie zu probieren. Wenn ich weiß, was zu mir passt, dann kann ich anschließend meine Pflanzen zusammenstellen oder in Gartenbaubetriebe gehen und mich noch genauer beraten lassen.

Wo baue ich denn Kräuter am besten an? Im Garten? Auf dem Balkon?

Auf jeden Fall nah am Haus, damit ich beim Kochen kurz rausgehen, Kräuter holen und direkt weitermachen kann. Die meisten Kräuter haben keine tiefe Wurzelbildung, weswegen ich sie im Topf oder in der Schale anbauen kann. In eine mittelgroße Schale passen drei bis vier Kräuter – Oregano, Thymian und Pimpinelle zum Beispiel. Von Rosmarin oder Salbei wiederum habe ich mehr, wenn ich sie ins Beet pflanze. Die südländischen Kräuter stelle oder setze ich an sonnige Standorte. Schnittlauch, Minze oder Petersilie wollen etwas weniger Sonne.

Biogärtner Yves Frey bei der Kräuterbewässerung. Foto: Privat

„Hier geht alles Hand in Hand mit der Natur“, lautet das Motto von Yves Frey aus Höheinöd. Der Gärtner hat in einem ökologischen Betrieb gelernt und sich 2016 im Gartenbau mit „Kräuter-Art“ selbstständig gemacht. Zwei Jahre später erhielt er die Biozertifizierung. Mit seinen Kräutern ist der Westpfälzer auf den Wochenmärkten in Rockenhausen und Pirmasens unterwegs. Er hält Vorträge über naturnahes Gärtnern, bietet Kräuterführungen und Seminare an oder gestaltet naturnahe Gärten. Wildkräuter und Vielfalt spielen für ihn eine große Rolle und er setzt sich für deren Erhalt ein – unter anderem als Mitglied im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. [ayß]

Info: kraeuter-art.de

Gibt es ähnlich wie beim Gemüse Kräuter, die sich nicht verstehen?

VOLLES AROMA Beim Trocknen von Kräutern konzentrieren
sich ätherische Öle in den Pflanzen. Foto: Priscilla du Preez/Unsplash

Wer sich gar nicht mit anderen verträgt, ist Petersilie. Sie steht gerne allein. Hier lässt man am besten 60 Zentimeter Platz zum Nachbarn. Ich hatte schon mal Schnittlauch und Petersilie testweise zusammen in einem Kübel. Das ging ein Jahr lang gut, dann war es vorbei. Die anderen Kräuter passen zusammen.

Kräuter eignen sich auch gut für die Mischkultur mit Gemüse, oder?

Ja, genau. Kräuter können eine positive Wirkung auf Gemüsepflanzen und ihr Wachstum haben. Gute Kombinationen sind zum Beispiel: Bohnenkraut zu Bohnen, Basilikum und Kerbel zu Tomaten, Dill zu Gurken. Im Bioanbau werden Kräuter auch bewusst zur Schädlingsabwehr gepflanzt. Kapuzinerkresse, in Töpfe gepflanzt und zwischen die Reihen gestellt oder direkt mit ins Beet, fängt Schädlinge wie Läuse ab und die Kultur bleibt sauber.

Welche Ansprüche stellen Kräuter noch?

Sie sind eigentlich ganz pflegeleicht. Wenn man Gemüsebeete mit Kompost oberflächlich anreichert oder Kompost mit ins Pflanzloch gibt, sind die Nährstoffe für die Saison ausreichend. Kräuter brauchen wenig Wasser und kommen in der Regel mit trockenen Phasen gut zurecht. Lieber einmal gut unten reingießen, im Sommer am besten frühmorgens, und die Kräuter dann wieder für eine Weile vergessen. Die Pflanze merkt sich das, wenn sie öfter gegossen wird, und bildet dann keine tiefen, stabilen Wurzeln aus. Sollten Kräuter von Schädlingen befallen sein, setzen wir im ökologischen Landbau nur Brennnesseljauche zur Abwehr ein.

Thymian
Thymian. Fotos: Anja Junghans/Unsplash
Schnittlauch. Foto: Brittney Strange/Unsplash
Ringelblume. Foto: Hans/Pixabay

Welche Kräuter eignen sich zum Trocknen?
Estragon | Kamille | lavendel | Majoran | Minze |
Oregano | Salbei | Thymian | Ysop

Welche Kräuter besser NICHT trocknen?
Borretsch | Kresse | Liebstöckel (Maggikraut) |
Pimpinelle | Tripmadam | Sauerampfer

Welche Kräuter eignen sich zum Einfrieren?
Bohnenkraut | Borretsch | Dill | Koriander |
Liebstöckel | Petersilie | Schnittlauch

Welche Kräuter besser NICHT einfrieren?
Basilikum | Brunnenkresse | Oregano |
Pimpinelle | Salbei | Thymian

Gute Kräuter-Gemüse-Mischkulturen:
Basilikum: zu Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini
Bohnenkraut: zu Bohnen, Salat, rote Bete
Dill: zu Gurken, Möhren, rote Bete, Zwiebeln, Salat, Erdbeeren
Knoblauch: zu Tomaten, Salat, Erdbeeren, Rosen
Pfefferminze: gut für Kohlarten
Ringelblumen: geeignet für nahezu alle Gemüsesorten und Salate
Rosmarin: zu Kohl und Möhren
Salbei: gut für alle Kohlarten
Thymian: zu Kohl und Salat

Wann ist der ideale Zeitpunkt, Kräuter zu pflanzen?

April und Mai ist absolute Hochsaison. Alles Einjährige und auch Mehrjähriges kann jetzt frisch ausgesetzt werden. Im September beginnt dann noch mal die Saison für die mehrjährigen Kräuter wie Rosmarin, Oregano oder Majoran. Die Kräuter, die über den Winter grün bleiben wie Salbei, können weiter geerntet werden. Rosmarin muss man auch nicht mehr unbedingt einpacken. Denn unsere Winter sind zu nass, weshalb die Pflanzen eher zerfallen, statt erfrieren. Pflanzen leiden mittlerweile auch im Winter extrem.

Rosmarin. Babette Landmesser/Unsplash

Apropos Winter: Wie konserviere ich am besten meine Sommerernte, um von den Kräutern im Winter etwas zu haben?

Einige Kräuter lassen sich gut einfrieren: Petersilie, Schnittlauch, Liebstöckel, Dill, Koriander oder Bohnenkraut. Die Kräuter dafür ernten, waschen, trocken tupfen und luftdicht ganz frisch einfrieren. Eine der schonendsten Varianten zur Konservierung ist das Trocknen. Einige Kräuter entfalten ihr volles Aroma sogar erst nach dem Trocknen, da sich während des Trocknungsprozesses die ätherischen Öle in den Pflanzen konzentrieren. Dazu gehören Rosmarin, Minze, Thymian oder Salbei. Andere Kräuter verlieren nach dem Pflücken schnell ihr Aroma, zum Beispiel Pimpinelle oder Borretsch, und eignen sich daher nicht zum Trocknen.

Was ist Ihr Tipp für Kräuteranfänger oder neu Biogärtner?

Sich trauen, etwas Neues auszuprobieren – auch in der Küche – und sich immer fragen: Was passt zu mir?

„Natürlich gärtnern“ heißt die VielPfalz-Serie. Experten aus der Pfalz geben Tipps, wie der Ein- oder Umstieg zum naturnahen Gärtnern gelingt. Bereits erschienen: Gemüseanbau (Ausgabe 2/2022), Schädlinge und Krankheiten (3/2022), eigenes Saatgut vermehren (4/2022), Bäume und Gehölze pflanzen (5/2022), Der Garten im Winter (6/2022), Hühner und Co. im Garten halten (1/2023), Permakultur (2/2023), Wassermanagement (3/2023), Das heimische Wildstaudenbeet (4/2023), Bokashi und Kompost (5/2023), Microgreens (6/2023) und Gartengestaltung (1/2024).

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„Ein Gefühl von Vertrautheit
und Wärme“

Im Garten wächst Obst und Gemüse. Im Garten blühen Stauden und Sträucher. Im Garten summt, brummt und zwitschert es. Im Garten wird gespielt, gefeiert, gearbeitet – und entspannt. Eine ansprechende Gestaltung ist unerlässlich, damit der Garten all diesen Zwecken gerecht wird. Gartendesignerin Heide Pfeiffer gibt Redakteurin Kathrin Engeroff Antworten auf die Fragen, welche Elemente und Farbkonzepte in einem naturnahen Garten zum Tragen kommen.

Trockenmauer mit bunten Sommerblumen
Foto: freepik.com/Aopsan

Welche grundlegenden Prinzipien sollten für ein ansprechendes Gesamtbild bei der Planung eines Gartens beachtet werden?

Die wichtigsten Prinzipien der Gartengestaltung sind Einheitlichkeit, Ordnung, Wiederholung und Proportion. Eine einheitliche Gestaltung sorgt dafür, dass verschiedene Bereiche des Gartens oder verschiedene Elemente wie Pflanzen, Materialien, Farben und Strukturen zusammenpassen und eine harmonische Einheit bilden. Ordnung ist ein grundlegendes Prinzip, das dazu beiträgt, dass der Garten visuell ansprechend und funktional ist. Dazu gehört die Anordnung der Beete, Wege und anderen Pflanzflächen. Proportion bezieht sich auf die ausgewogene Beziehung zwischen den verschiedenen Elementen im Garten, zum Beispiel durch die richtigen Größenverhältnisse. Ziel ist es, eine visuelle Harmonie und Ästhetik zu schaffen, die das Auge anspricht und ein angenehmes Gartenerlebnis bietet.

Warum ist eine ansprechende Gartengestaltung wichtig für das Wohlbefinden der Menschen?

Menschen fühlen sich im Allgemeinen in einer gestalteten Landschaft wohl, in der die genannten Prinzipien eines guten Designs umgesetzt sind. In einer Landschaft mit vorhersehbaren Mustern, Wiederholungen und ausgewogenen Proportionen können Menschen ein Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden entwickeln. Zudem entstehen Freude und ästhetisches Vergnügen beim Aufenthalt in einer einheitlich gestalteten und harmonischen Landschaft.

Welche Elemente sind neben den Pflanzen für die visuelle Erscheinung entscheidend?

Die Grundstruktur des Gartens entsteht aus den Elementen, die bleiben, wenn die Blumen verblüht und die meisten Blätter verschwunden sind: Mauern, Zäune, Pergolen, Terrassen, Wege, Bänke, Steine, Skulpturen, Bäume und Sträucher. Solche strukturellen Elemente verleihen dem Garten optischen Halt und dauerhaften Charakter. Viele Gehölze wirken durch ihre schöne Wuchsform und bilden nach dem Laubfall skulpturale Blickpunkte. Ein Beispiel hierfür ist die mehrstämmige Kupfer-Felsenbirne. Sie hat einen besonders malerischen Wuchs und zählt zu den attraktivsten Vier-Jahreszeiten-Gehölzen überhaupt. Ende April erscheinen weiße Blütentrauben, gefolgt von einem kupferfarbenen Austrieb. Im Herbst zeigt sie eine aufregende Färbung in Gelb-, Orange- und Rottönen und im Winter sind die Früchte eine beliebte Nahrungsquelle für Vögel.

Frühlingsbeet mit gelben Tilpen und blauen Traubenhyazinthen
BERUHIGEND Kühle Farben wie Blaz und Blauviolett lassen uns zur Ruhe kommen. Foto: Unsplash/Faith Crabtree

Welche Rolle spielt dabei die Farbgestaltung?

Wie die Forschung zeigt, lassen sich mit Farben Stimmungen erzeugen und unser emotionales Befinden beeinflussen. Dieses Prinzip kann man auch im Garten anwenden und mit vorwiegend beruhigenden Farben den Garten zu einem Ort machen, an dem wir uns entspannen und wohlfühlen. Vor allem Sand- und Erdfarben sowie Braun und alle dazugehörigen Untertöne wie Lehm, Ocker und Terrakotta wirken beruhigend. Diese sanften Farben kommen in der Natur am häufigsten vor. Deshalb nehmen wir sie auch als natürlichen Bestandteil eines Gartens wahr und fühlen uns in diesen Farben sicher und geborgen. Sie vermitteln Stabilität und Verlässlichkeit. Ein solches warmes Farbschema lässt sich gut im Garten umsetzen, indem man Naturstein verwendet, um Terrassen, Wege und Mauern zu gestalten. Kühle Farben wie Blau, Blauviolett, Blaugrün, Grüngelb, Grün und Weiß wirken allgemein auch beruhigend. So kann man zum Beispiel ein blaues Beet anlegen, mit Traubenhyazinthen zusammen mit Blauer Balkan-Anemone im Frühjahr, Akelei im Frühsommer, Steppen-Salbei, Blaunessel und Kleiner Kugeldistel im Sommer sowie die Glatte Aster im Herbst.

Wie wirken im Gegensatz dazu warme Farben?

Blick in einen Garten mit roten Stauden

Warme Farben wie Gelb, Orange und Rotorange wirken anregend und aktivierend. Orange Farbtöne können die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin anregen, was zu gesteigerter Motivation und Lebensfreude führt. Eine besonders hübsche Pflanze mit orangefarbenen Blüten ist der Wald-Scheinmohn. Die Pflanze wirkt im Staudenbeet sehr schön, wenn sie locker dazwischen gestreut wird. Da der Wald-Scheinmohn nicht sehr langlebig ist, ist er gut geeignet in einem neu angelegten Beet die anfangs noch vorhandenen Lücken zu füllen. Gelb wiederum hat eine breite Palette an Nuancen, zum Beispiel die blassgelben Blütenköpfchen der Gelben Skabiose oder die zarten gelbgrünen Blütendolden von Fenchel und Dill – beides aparte Pflanzen, die mit ihrem filigranen Laub auch im Staudenbeet eine gute Figur machen. Schön wirkt es auch, wenn man in überwiegend blauen oder blau-violetten Pflanzungen mit einigen wenigen gelb blühenden Stauden helle Akzente setzt.

Welche Farbtöne dominieren in einem natürlichen Garten?

Die Farbgestaltung natürlicher Gärten zielt darauf ab, eine harmonische Verbindung zur umgebenden Natur herzustellen. Deshalb werden in naturnahen Gärten meist Materialien mit eher erdigen Farbtönen verwendet, die auch in der Natur häufig vorkommen und eine warme Ausstrahlung besitzen. Sanfte Erd- und Grautöne finden sich in Naturmaterialien, wie beispielsweise in einem Holzdeck, in einem Staketenzaun aus Kastanie, in einer geflochtenen Beeteinfassung aus Haselnuss oder auch bei einer Gartenmauer, die in einem warmen Terrakottaton gestrichen ist. Auch die graue Patina eines Holzzaunes oder eines Gartenhauses und graue Pflastersteine haben eine solch natürliche Ausstrahlung. Grün, die Farbe der Vegetation, ist ohnehin die vorherrschende Farbe in den meisten Gärten. Im naturnahen Garten haben Stauden, Sträucher und Bäume jedoch nicht nur eine ästhetische Funktion, sie sind gleichzeitig auch eine natürliche Nahrungsquelle und Lebensraum für Vögel, Insekten und andere Tiere. Mit bewussten Grüntönen lassen sich ganz unterschiedliche Stimmungen im Garten erschaffen. Wie beispielsweise das freundliche Gelbgrün von Frauenmantel, das eine heitere Atmosphäre verbreitet. Vornehm und edel wirken dagegen die elegant überhängenden, mattgrünen Triebe des Vielblütigen Salomonssiegels. Ganzjährig grüne Gräserflächen tragen wesentlich zu einer ruhigen Stimmung innerhalb von Vegetationsbildern bei. Es gibt attraktive heimische Gräser wie Pfeifengräser, Schwingel und Kopfgräser, die den Garten gestalterisch bereichern und gleichzeitig wichtige Nahrungsquelle für viele Schmetterlingsraupen sind. Der Schutz dichter Gräserhorste dient Schmetterlingen auch als Rückzugsort.

Heide Pfeiffer lebt in der Westpfalz bei Kaiserslautern und machte sich 2013 als Gartendesignerin selbständig. Sie bietet Bepflanzungskonzepte, Gartenentwürfe sowie Gartendesign-Beratungen sowohl online als auch vor Ort an. Heide Pfeiffer lernte Gartendesign an der English Gardening School in London und bei Gartengestalter Johann Bauer in Italien. Eine Weiterbildung in naturalistischem Gartendesign folgte dann beim englischen Gartengestalter Dan Pearson. Zuvor war Heide Pfeiffer wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. „Der Entschluss, Gartendesign zum Beruf zu machen, entstand aus der Wahrnehmung des tiefgreifenden Einflusses, den ein bewusst gestalteter Garten auf Menschen haben kann. Ein Garten kann ein wunderbarer Ausdruck der eigenen Persönlichkeit sein und gleichermaßen eine überaus heilsame Wirkung auf das seelische Wohlbefinden seiner Nutzer entfalten.“ [ayß]

Info: gartenumgestalten.de

Mögen Schmetterlinge und Co. nicht auch bunte Blüten?

Obwohl die verwendeten Materialien in Naturgärten überwiegend in zurückhaltenden Naturtönen gehalten sind, sollten insektenfreundliche Stauden mit teils auch kräftigeren Blütenfarben wie Gelb-, Violett- und Blautönen sowie mit pink- und rosafarbenen sowie weißen Blüten nicht fehlen. Diese Farben locken Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge an, die von einem möglichst umfangreichen Nahrungsangebot aus vielen verschiedenen Pflanzen profitieren. Sinnvoll ist es, bei der Auswahl der Pflanzen darauf zu achten, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht. Stauden können auch nach ihrer Blütezeit schön sein. Im Herbst gewinnen Strukturen und Linien an Bedeutung, während die Farben verblassen. Die abgeblühten Samenstände setzen besondere Akzente. Und wenn sich Raureif über die Silhouetten von Gräsern und Stauden legt, verleiht er dem Garten eine besondere Schönheit. Aus diesem Grund sollten die Pflanzen nicht zu früh zurückgeschnitten werden. Andernfalls würde man auf reizvolle Herbst- und Winterimpressionen verzichten und den Insekten wertvolle Rückzugsorte sowie den Vögeln willkommene Nahrungsquellen nehmen.

Welche Materialien empfehlen Sie mit Blick auf eine nachhaltige Gestaltung?

Bei der Wahl der Materialien für Terrassenbeläge, Gartenmöbel oder Zäune können haltbare heimische Hölzer wie Lärche, Edelkastanie, Eiche oder Douglasie anstelle tropischer Hölzer verwendet werden. Für die Anlage von Gartenwegen, den Bau von (Trocken-) Mauern und anderen Elementen können Pflastersteine, Mauersteine, Splitt und Kies aus der Region zum Einsatz kommen. Diese regionalen Materialien benötigen nur kurze Transportwege und verleihen dem Garten meist eine harmonische und natürliche Ausstrahlung. Es gibt mittlerweile auch Gartenelemente aus recyceltem Kunststoff, wie zum Beispiel Gartenstühle oder Pflanzkübel, die langlebig und stilvoll sind. Auch die Wiederverwendung gebrauchter Materialien wie Steine, Holz und Metall wird immer beliebter und trägt zur Ressourcenschonung bei. Wenn die Wiederverwendung mit Bedacht erfolgt und nicht unterschiedlichste Materialien beliebig miteinander kombiniert werden, kann das Ergebnis auch ästhetisch ansprechend sein.

Ein Holzzaun mit lila Herbstastern
EXPERTENRAT Sinnvoll ist es, bei der Auswahl der Pflanzen darauf zu achten, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht – wie hier die Herbstastern. Foto: Pixabay/Roland Steinmann

Zum Garten gehört häufig auch Rasen. Wie könnte der zukunftsfähig gestaltet werden?

Ein Blumenkräuterrasen ist eine pflegearme und insektenfreundliche Alternative zu herkömmlichem Rasen. Gerade in den häufiger werdenden trockenen Sommern sind Kräuter überlebensfähiger als Rasengräser. Ein Blumenkräuterrasen ist trittfester und schnittverträglicher als eine Blumenwiese. Das Wässern, Düngen, Vertikutieren oder Beseitigen von Unkraut entfällt. Dadurch gelangen auch keine Schadstoffe ins Grundwasser. Darüber hinaus bietet der Blumenkräuterrasen reichlich Nahrung für Wildbienen und andere Insekten, da er neben Rasengräsern auch strapazierfähige Blütenstauden und Kräuter enthält.

Wie können kleinere Gärten von einer durchdachten Gestaltung profitieren?

Viele Designer betonen in kleinen Gärten die Diagonale des Raumes, wodurch der Garten größer wirkt. So kann man durch ein diagonales Layout den Blick in die hintere linke Ecke des Gartens lenken, beispielsweise indem man dort eine Skulptur aufstellt oder einen Brunnen installiert oder auch ein schönes Beet anlegt. Auch ein asymmetrisches Layout kann für einen kleinen Garten sehr vorteilhaft wirken, da auf diese Weise unterschiedliche Perspektiven entstehen. Gerade bei kleinen Gärten soll man daran denken, wie der Garten im Winter aussehen wird und deshalb immer einen großzügig bemessenen Anteil immergrüner Pflanzen einplanen. Verwenden Sie eine reduzierte Materialpalette, zum Beispiel Pflastersteine in möglichst nur einem Format und einem Farbton, kombiniert mit einer ebenfalls reduzierten Palette standortgerechter Pflanzen. Man sollte sich auf sechs bis zehn verschiedene Pflanzenarten beschränken. In kleinen Gärten empfiehlt es sich eher kühle Farben, wie Blautöne, Violett, Blaugrün zu verwenden, sie schaffen sie schaffen Distanz und optische Weite. Helle Farben wirken leicht und freundlich und sind besonders für schattige Bereiche gut geeignet. Auch helle Farben vermitteln einen Eindruck von Weite und lassen den Garten größer erscheinen.

Ein Blumenkräuterrasen mit Alium
PFLEGEARM Ein Blumenkräuterrasen macht weniger Arbeit, lockt viele Insekten an und ist resistener als herkömmliche Rasen. Foto: Unsplash/Erda Estremera

Gibt es aktuelle oder aufkommende Trends in der Gartengestaltung, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ästhetik?

Das Gärtnern mit Sand erfreut sich immer größerer Beliebtheit, da es viele Vorteile bringt. Ein Sandbeet benötigt minimalen Pflegeaufwand, spart Wasser, fördert das Bodenleben und sorgt für eine reiche Blütenpracht. Till Hofmann, Chef der „Staudengärtnerei“ in Rödelsee, ist in Deutschland der führende Experte auf diesem Gebiet. Gerade in den heißen und trockenen Sommern der letzten Jahre hat sich diese Methode bewährt. Auf das Bewässern kann fast vollständig verzichtet werden. Der Trend zu einem einfacheren und gesünderen Lebensstil nimmt weiter zu. Immer mehr Menschen möchten Obst und Gemüse aus industrieller Produktion so weit wie möglich vermeiden und stattdessen ihre eigenen gesunden Lebensmittel anbauen. Gärten sind nicht mehr nur zum Anschauen da, sondern werden zu Orten zum Leben. Im Bereich des Gartendesigns gewinnen dadurch Themen wie die Gestaltung attraktiver Küchengärten, die Planung von Schnittblumenbeeten sowie die Errichtung von Gewächshäusern, Frühbeeten und ansprechender Geräteschuppen an Bedeutung. Auch der Anbau von Edimentals, Stauden, die sowohl essbar als auch dekorativ sind, ist ein zunehmender Trend. Die zeitgenössische Gartengestaltung setzt vermehrt auf warme Farbtöne und historische Materialien, die ein Gefühl von Vertrautheit und Wärme vermitteln. Die Abkehr von reinem Weiß, kühlem Stahl und uniformen Grautönen ist unübersehbar.

„Natürlich gärtnern“ heißt die VielPfalz-Serie. Experten aus der Pfalz geben Tipps, wie der Ein- oder Umstieg zum naturnahen Gärtnern gelingt. Bereits erschienen: Gemüseanbau (Ausgabe 2/2022), Schädlinge und Krankheiten (3/2022), eigenes Saatgut vermehren (4/2022), Bäume und Gehölze pflanzen (5/2022), Der Garten im Winter (6/2022), Hühner und Co. im Garten halten (1/2023), Permakultur (2/2023), Wassermanagement (3/2023), Das heimische Wildstaudenbeet (4/2023), Bokashi und Kompost (5/2023), Microgreens (6/2023). Ausblick: Das nächste Mal nehmen wir Kräuter in den Fokus.

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Grüne Vielfalt im Kleinformat

Wenn der Garten vor allem im Winter nicht mehr so große Ernte bietet, können kleine, im Haus gezogene Pflanzen für den Frischekick auf dem Teller sorgen. Sprossen und Microgreens ziehen, ist recht simpel und macht Spaß.

Foto: Shashank Mohan/Unsplash

Ein Garten – ganz gleich, wie groß – ist vielfältig. Für die unterschiedlichsten Bereiche kamen bis jetzt in unserer Serie eine Fachfrau oder ein Fachmann zu Wort. Beim Thema „Microgreens und Sprossen“ ist es anders. Denn hier kann jeder, auch ohne besonders grünen Daumen, schnell zum „Experten“ werden. Daher dieses Mal ein paar Tipps aus eigenen Experimenten. Doch zunächst ein paar Fakten zu dem sogenannten Superfood.

Microgreens sind Miniaturpflanzen

Haben Sie schon mal selbst Kresse gezogen? Dann war das bereits die erste Erfahrung mit einem Vertreter der Microgreens. Das sind kleine, junge Pflänzchen von Gemüse, Kräutern oder Getreide, die gerade einmal ein paar Zentimeter groß sind. Sie werden geerntet, wenn die ersten Blätter auftauchen, typischerweise nach sieben bis 21 Tagen. Geschmacklich sind Microgreens intensiv und variabel, da sie bereits die ersten Blätter entwickelt haben. Bei Microgreens sind Kresse, Rucola, Senf, Brokkoli und Radieschen beliebte Optionen für Anfänger. Diese Samen keimen schnell und wachsen relativ unkompliziert.

Sprossen sind Keimlinge

Sprossen wiederum sind die zarten, wachsenden Keimlinge von Samen, bevor sich die ersten Blätter entwickeln. Dementsprechend haben sie einen milderen Geschmack. Bei den Sprossen sind Luzerne (Alfalfa), Radieschen, Mungobohnen, Linsen und Kichererbsen leicht zu handhaben und manche sind bereits nach zwei Tagen fertig.

Wie sie angebaut werden

SPANNEND Wenn man dabei zusehen kann, wie sich Leben entfaltet, ist dies packender als jeder Krimi. Foto: Foto: Anthony Ieviev/Unsplash

Für Microgreens benötigt man Samen, Erde oder Hanfmatten oder eine Tonschale, Licht und Wasser. Die Samen werden gleichmäßig auf die Erde oder das Nährmedium gestreut, leicht angedrückt und dann bewässert. Bis zur Ernte regelmäßig kontrollieren, ob das Saatgut noch feucht, aber nicht nass ist. Bei Microgreens sind die meisten Pflanzen Lichtkeimer, was bedeutet, dass die Samen auf der Erde/Unterlage bleiben und nicht tief eingegraben, nur angedrückt werden. Sprossen werden in einem Wasserglas oder einem speziellen Sprossenturm ohne Erde gezogen werden. Die meisten Samen möchten zuerst ein paar Stunden quellen, danach genügt es, die Samen in einem Sprossenglas drei bis vier Mal pro Tag mit Wasser zu spülen und ordentliche abtropfen lassen. Zu feucht bedeutet Schimmelgefahr – auch bei den Microgreens. Bei den Sprossen gibt es Lichtkeimer wie Luzerne (Alfalfa) und Dunkelkeimer wie Mungobohnen. Bei Letzteren kann man die Sprossengläser zum Beispiel einfach mit einem dunklen Handtuch abdecken. Bei einer Zimmertemperatur, zwischen 18 und 22 Grad, keimen die meisten Samen am besten.

Warum Microgreens und Sprossen beliebt sind

Erstens: Das Mini-Gemüse ist reich an Nährstoffen. Obwohl sie klein sind, enthalten sie eine hohe Konzentration an Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien. Zweitens sind sie leicht und schnell ohne viel Equipment anzubauen. Drittens verleihen sie Gerichten eine frische Note. Da sie in Innenräumen angebaut werden, ermöglichen sie eine kontinuierliche Versorgung mit angebauten Lebensmitteln, unabhängig von den Witterungsbedingungen draußen.

Wofür man sie verwendet

Microgreens und Sprossen können vielseitig eingesetzt werden. Man kann sie als Garnitur für Suppen und Salate verwenden, in Smoothies mischen oder auf Sandwiches streuen. Beide sind sehr bekömmlich und können roh verzehrt werden, wobei Sprossen auch eine tolle Zutat für Gemüsepfannen jeder Art sind.

GUTE-LAUNE-GRÜN Sogenannte Microgreens bringen Farbe und vor allem Vitamine in die Küche, wenn der Garten eine Winterpause einlegt. Foto: Liza Golyarchuk/Unsplash

Wann der Anbau nachhaltig ist

Der Anbau von Microgreens und Sprossen ist dann nachhaltig, wenn unbehandelte, hochwertige Bio-Samen verwendet werden, für die Microgreens wiederverwendbare Anzuchtschalen gewählt werden und – das klingt banal – die fertigen Minipflänzchen und Sprossen auch aufgegessen und nicht weggeworfen werden. Gerade am Anfang kann es passieren, dass man eine zu große Menge oder zu viele verschiedene Sorten gezogen hat. Sprossen halten sich im Kühlschrank nur einige Tage. Generell schneiden Microgreens und Sprossen beim Ressourcenverbrauch gut ab, da der Anbau wenig Wasser und wenig oder keine Erde erfordert. Die kurze Anbauzeit und der geringe Platzbedarf tragen ebenfalls zur Nachhaltigkeit bei. Und: Die „Pflege“ lässt sich gut in den häuslichen Alltag integrieren, wodurch das Ganze für den „Gärtner“ einen stressfreien Ablauf bekommt und innere Zufriedenheit bringt.

Das erste Mal Sprossenglas

Am Anfang war die Frage, ob Sie Kresse kennen. Beim Sprossenanbau frage ich: Haben Sie schon mal so einem im Wasser wachsenden Ei zugeschaut, aus dem dann ein Dino, Krokodil oder Einhorn schlüpft? Eigentlich für Kinder gedacht, fasziniert der Vorgang zumindest bei den ersten paar Malen die ganze Familie. Es läuft folgendermaßen ab: Man nimmt das Ei, steckt es in ein Glas mit Wasser, hält es feucht und freut sich wie Bolle, wenn der erste Riss zu sehen ist. Dann kann man es kaum noch erwarten, bis Etwas von dem Tierchen zu sehen ist. Man hegt und pflegt es, schaut beim Wachsen zu und fragt sich: Wann bist du endlich fertig? Irgendwann trifft man die Bauchentscheidung: Jetzt. Beim Ziehen von Sprossen in einem Glas verhält es sich im Prinzip genauso. Ein Unterschied ist, dass Sprossen zum Essen gedacht sind und als vielfältiges und leckeres Mini-Gemüse die Küche wirklich bereichern. Der Anbau ist zwar ähnlich simpel, wie einem Dino beim Schlüpfen zuzuschauen, und doch kann es auch mal schiefgehen. Wenn zum Beispiel zu viele Samen im Glas waren, es nicht feucht oder nicht dunkel genug war. Davon einfach nicht entmutigen lassen, es geht nicht viel verloren. Viel Spaß beim Experimentieren! Wer weiß, vielleicht weckt das bei Ihnen die Lust, kommende Saison in den großen Gartenkosmos einzusteigen.

Lesetipps

Fürstler, Angelika (2016), Sprossen und Mikrogrün; Keimgrün GmbH (2021), Der Microgreens Starter Guide;

gemuesehelden-dierbach.de

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„Humus gibt es nicht in Tüten“

Im Herbst kommen oft besonders viel Grünschnitt, Laub und Pflanzenreste zusammen. Zudem werden Obst und Gemüse eingemacht und verarbeitet. Die Biotonne ist bald voll. Aus Umweltsicht ist das Quatsch. Diese „Abfälle“ sind ein wahrer Schatz für den Garten. Warum das so ist, was es mit hungrigen Bodenlebewesen und Bokashi auf sich hat, darüber hat Redakteurin Kathrin Engeroff mit Gärtnerin Ursula Abel-Baur aus Landau gesprochen.

Foto: Baur Fotografie

Frau Abel-Baur, wieso ist es sinnvoll, Garten- und Küchenabfälle selbst zu verwerten, statt sie in die Biotonne zu werfen oder zum Wertstoffhof zu bringen?

Ich würde gerne eine Frage voranstellen, um die Antwort auf Ihre Frage besser einordnen zu können. Nämlich: Was ist Humus eigentlich?

Gerne. Diese Frage ist gar nicht so trivial zu beantworten, oder?

Ja, selbst viele erfahrene Gärtnerinnen und Gärtner wissen oft gar nicht so genau, was das ist. Um zu verstehen, warum es sich richtig lohnt, eine Kreislaufwirtschaft im Garten und der Küche zu haben, ist etwas Bodenkunde sinnvoll.

Verstehe, dann von vorn: Was ist Humus mit einfachen Worten erklärt?

Humus bildet sich in der oberen, fruchtbaren Bodenschicht, die die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt. Dadurch wird die Wasserhaltekapazität der Böden erhöht. Humus entsteht durch einen komplexen Vorgang, an dem Bakterien, Pilze, tierische und pflanzliche Bodenlebewesen, das sogenannte Edaphon, beteiligt sind. Die größeren Lebewesen wie Würmer stoßen Stoffe wieder aus, die Bodenlebewesen sterben ab – all das und noch viel mehr ist Humus. Es handelt sich um einen ständigen, lebendigen Prozess, den man nicht in Tüten kaufen kann. Die Organismen brauchen für diesen Prozess organischen Nahrungsnachschub. Ich verstehe, dass nicht jeder einen Kompost haben möchte oder Platz dafür hat, aber man tut seinem Garten mit gekauften Substraten oder Humusprodukten nichts Gutes.

Humusaufbau ist also eine wichtige Station im biologischen Kreislauf und ich schütze dabei noch das Klima?

Genau. Ich selbst kann etwas Konstruktives zur Verbesserung des Klimas beitragen, wenn ich mit meinem Grünschnitt und Küchenabfällen Humus aufbaue. Das reduziert die Menge an Abfall, spart CO₂, da der Abtransport wegfällt, ist dadurch kostengünstig und umweltfreundlich, weil keine fossilen Brennstoffe verbraucht werden. Das Wichtigste ist aber die Kreislaufwirtschaft: Alles, was ich meinem Garten entnehme, führe ich wieder zurück und erhalte so einen wertvollen Rohstoff. Wenn jeder Einzelne das macht, erreicht man unglaublich viel für den Umwelt- und Klimaschutz.

Bei der Selbstwirksamkeit setzt auch die Bokashi-Methode an. Was steckt dahinter?

Bokashi wurde in den 80er-Jahren von dem Mikrobiologen Teruo Higa an einer japanischen Universität entwickelt. Es ist eine Methode zur Fermentation von organischen Abfällen. Bokashi bedeutet wörtlich übersetzt „fermentiertes Allerlei“. Entwickelt wurde diese Methode speziell für Städter, die so auf kleinstem Raum organische Abfälle verwerten können. Für die Verwertung von Küchenabfällen gibt es aber auch für alle anderen keine Alternative, die sich die Arbeit mit einem Kompost nicht machen möchten oder können.

Foto: Baur Fotografie

Wie funktioniert die Fermentation der Küchenabfälle? Was brauche ich alles dafür?

Der Prozess ist mit dem Einmachen von Sauerkraut zu vergleichen, er verläuft also anaerob ohne Sauerstoff. Mikroorganismen bauen organische Verbindungen ab, wodurch ein saures Endprodukt entsteht. Man braucht also zunächst den Bokashi-Eimer, den man luftdicht verschließen kann, einen Stempel zum Andrücken, Einstreu und Effektive Mikroorganismen (EM), die Milchsäurebakterien, Hefen und Photosynthesebakterien enthalten. Ich empfehle, sich einfach ein Starter-Set zu kaufen, damit man direkt loslegen kann – auch wenn man sich so einen Eimer selbst basteln könnte.

Die Gesprächspartnerin

Ursula Abel-Baur ist Gärtnerin mit Gartenbaustudium, Natur- und Wildkräuterpädagogin, sie führt durch die Landschaft und ist Projektleiterin für Schulgärten. Als systemische Trainerin sind Kreislaufwirtschaft und regenerative Landwirt-schaft ihre inhaltlichen Schwerpunkte. In Landau gründete die Mutter von vier erwachsenen Kindern mit Mitstreitern 2019 den Verein „Ursam – Natur- und Lebenspfade“. Dieser bringt Menschen aus unterschiedlichen Berufs- und Lebensfeldern zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsam nachhaltig Zukunft zu gestalten. „Wir möchten keine grüne Blase, sondern verschiedene Blickwinkel“, sagt Vorsitzende Abel-Baur. Gemeinsam wolle man intelligente Strategien für eine Kreislaufwirtschaft ausbauen. Im Vordergrund stehe die Förderung des Umweltschutzes durch umweltverträgliche Lebenskonzepte für Mensch und Natur, die zum Handeln motivieren. Seit zwei Jahren hat der Verein ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück in seiner Obhut, auf dem die Mitglieder Kreisläufe und Lösungen für anstehende ökologische, ökonomische und soziale Herausforderungen entwickeln. [ayß]

Info: ursam-training.com

TERRA PRETA Pflanzenkohle dient zur Terra-Preta-Herstellung oder Beigabe zum Bokashi. Die Biomassenkohle hilft auch bei der Kohlenstoffspeicherung im Boden. Foto: Baur Fotografie

Und dann kommt da alles rein, was ich an Küchenabfälle habe?

Man kann alles reinmachen, von Gemüseabfällen über Fleisch, Essensreste oder sogar Kuchen. Zunächst die Abfälle zerkleinern, bis sie etwa Zwei-Euro-Stück groß sind, und sie erst mal extern sammeln. Den Bokashi nur alle zwei bis drei Tage damit füllen. Denn je öfter ich den Eimer öffne, desto öfter unterbreche ich den Prozess und die Fermentation dauert länger. Vor dem ersten Befüllen den Eimer mit heißem Wasser auswaschen und mit EM einsprühen. Dann ist es wichtig, richtig zu schichten. Zuerst kommt die Biomasse, die mit dem Stempel richtig festgedrückt wird, sodass es keine Hohlräume gibt. Anschließend das Einstreu darüber verteilen. Im Starter-Set ist meistens RoPro enthalten – mit EM voraktivierte Pflanzenkohle. Es muss aber keine aktivierte Pflanzenkohle sein, genauso gut geht zum Beispiel Sägemehl. Das Einstreu dient dazu Gerüche und Flüssigkeiten zu binden. Ein Bokashi darf nicht zu feucht sein, aber auch nicht zu trocken, da beides die Fermentation unterbindet. Am besten ausprobieren. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass Essigsaures, etwa von Salatsoßen oder Gurkenwasser, dem Prozess ebenfalls schadet. Nach der Einstreu alles mit EM einsprühen und wieder luftdicht verschließen. Die Flüssigkeit, die beim Prozess entsteht und durch ein Sieb in den unteren Bereich des Eimers abfließt, kann ich übrigens ablassen und im Verhältnis 1 :100 zum Düngen nehmen. Überschüssige Bokashi-Flüssigkeit ist in gut verschließbaren Schraubgläsern maximal fünf bis sechs Monate lagerfähig. Die kann ich gut verschlossen auch im Keller lagern, bis ich sie ausbringen kann.

KLASSIKER Ein herkömmlicher Komposthaufen ist ebenfalls ein Resteverwerter, natürlicher Nährstofflieferant und Bodenverbesserer im Garten. Foto: Baur Fotografie

Wann ist denn die Fermentation abgeschlossen?

Die Zeit, die für die Fermentation benötigt wird, kann variieren. Das ist unter anderem abhängig davon, wie lange ich gebraucht habe, um den Eimer zu befüllen, und von den verwendeten Abfällen. In der Regel dauert die Fermentation etwa zwei bis vier Wochen. Der Bokashi verändert seine Textur, Farbe und seinen Geruch. Wenn er allerdings grünlich ist, und nach Erbrochenem riecht, stimmt etwas nicht. Dann würde ich ihn nicht im Garten ausbringen, um keine Ratten anzuziehen. Ein weißer Belag hingegen ist kein Problem. Es empfiehlt sich, mindestens zwei Bokashi-Eimer zu haben, damit immer einer befüllt werden kann, während der andere noch fermentiert.

Was mache ich mit dem fertigen Bokashi?

Den Inhalt des Bokashi-Eimers kann ich komplett und als Ganzes im Kompost vergraben oder ihn an andere Stelle im Gartenbeet an der Luft vererden lassen. Unter acht Grad Außentemperatur ziehen sich die Bodenlebewesen in tiefere Schichten zurück, dann warte ich einfach, denn die Vererdung geht im Frühjahr weiter. Wenn ich weder Kompost noch Beet habe, kann ich mich mit anderen Gärtnern und Gärtnerinnen zusammentun. Das potenziert das Gefühl noch mal, dass man wirklich etwas bewegen kann. Und das tut man ja auch.

Foto: Baur Fotografie

Vom Bokashi abgesehen: „Gartenabfälle“ helfen auch beim Humusaufbau, oder?

Auf jeden Fall. Laub und Pflanzenreste im Garten als Mulchmaterial auf den Beeten verwendet, verhindern Wasserverlust und werden von den Bodenlebewesen zersetzt. Äste und Zweige, die länger brauchen, bis sie zersetzt sind, kann ich in Hügel- und Hochbeete als Schicht einbauen oder eine Totholzecke einrichten. Oder ich baue einen Laubhaufen für Igel oder Eidechsen. Es lassen sich ganz verschiedene, tolle Biotop-Ecken mit Grünabfällen gestalten. Auch gibt es viele unterschiedliche Arten von Kompost. Das ist ein gigantisches Gebiet. Warum nicht mal einen Pilz- oder Wurmkompost, den man auch Indoor machen kann, ausprobieren? Alles, was ich selbst für den Humusaufbau in meinem Garten tun kann, ist für die Umwelt und das Klima besser, als Substrate oder Humusprodukte kaufen zu müssen. Ich würde mich freuen, wenn Menschen Lust bekommen, mit dem Garten und Boden zu arbeiten. Es ist ein andauernder Lernprozess und man kann nicht alles von heute auf morgen können. Wir von „Ursam“ stellen jedenfalls gerne unser Wissen zur Verfügung, um selbst weniger Fehler machen zu müssen und gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu finden.

„Natürlich gärtnern“ heißt die VielPfalz-Serie. Experten aus der Pfalz geben Tipps, wie der Ein- oder Umstieg zum naturnahen Gärtnern gelingt. Bereits erschienen: Gemüseanbau (Ausgabe 2/2022), Schädlinge und Krankheiten (3/2022), eigenes Saatgut vermehren (4/2022), Bäume und Gehölze pflanzen (5/2022), der Garten im Winter (6/2022), Hühner & Co. im Garten halten (1/2023), Permakultur (2/2023) sowie Wassermanagement (3/2023) sowie das heimische Wildstaudenbeet
(4/2023). Ausblick: Im nächsten Teil der Serie geht es um Microgreens.

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Natürlich gärtnern

„Freundlich sind alle, nützlich nicht“

Heimische Wildstauden haben einen unschätzbaren ökologischen Wert. Sie sind an die lokalen Bedingungen angepasst und daher in der Regel pflegeleicht. Zudem sind sie eine optische Bereicherung für jeden Garten. Redakteurin Kathrin Engeroff spricht mit dem Wildpflanzenexperten Friedhelm Strickler darüber, wie Beete durch heimische Stauden den Garten lebendiger und bunter machen.

Fotos: Wildpflanzengärtnerei Strickler

Herr Strickler, wenn wir über Stauden sprechen, über welche Art Pflanzen unterhalten wir uns dann?

Eine einfache Definition lautet: Stauden sind mehrjährige, winterharte krautige Pflanzen. Auch zweijährige Stauden wie die Königs- oder Nachtkerze zählen dazu. Es gibt einen sehr großen Markt an Staudenpflanzen. Viele davon werden als insektenfreundlich angepriesen. Freundlich sind sie alle, nützlich nur bedingt.

MUT ZUR LÜCKE Pflanzenfressende Insekten gehören genauso in einen Naturgarten wie blütensuchende Arten. Erst sie ermöglichen Vielfalt. Blattläuse sind zum Beispiel die Lebensgrundlage des Marienkäfers. Foto: Michael Engeroff

Wie meinen Sie das?

Als insektenfreundlich Pflanzen empfinden wir, wenn die Bienchen an den Blüten Nektar sammeln. Von Stauden wie Lavendel oder dem aus Nordamerika stammenden Mädchenauge profitieren allerdings vor allem die Allerweltsarten, zum Beispiel die Gartenhummel. Es ist wichtig, dass die Gärten bunter werden. Wenn ich jedoch tiefer einsteigen möchte, um die Artenvielfalt in meinem Garten zu unterstützen, komme ich an heimischen Wildstauden nicht vorbei. Denn viele Bienen, gerade die bedrohten Arten, sind Nahrungsspezialisten, die nur von einer bestimmten heimischen Staudenart Pollen sammeln. Und wenn wir „nur“ an die Bienen denken, unterstützen wir generell einen sehr kleinen prozentualen Anteil der Insekten: Es wird geschätzt, dass es in Mitteleuropa etwa 33.000 und mehr Insektenarten gibt, darunter sind 560 Wildbienenarten, von denen viele auch in Rheinland-Pfalz zu Hause sind. Nehmen wir noch andere Insekten wie Schmetterlinge dazu, kommen wir bei uns auf zirka 1200 bis 1500 blütensuchende Arten. Das bedeutet, dass wir einen sehr hohen Anteil und eine große Vielfalt an pflanzenfressenden Insekten haben. Diese Insekten werden meist wenig oder überhaupt nicht beachtet.

Manche werden wohl auch als Schädlinge angesehen?

Ich sage, das ist Leben. Leben, das in einen Naturgarten gehört. Wir schreiben auf unsere Rechnungen auch immer mit dazu, dass Löcher in Blättern oder Blüten keinen Mangel darstellen. Im Sommer ist zum Beispiel die Blattschneidebiene unterwegs, die Material für ihren Nestbau sammelt. Raupen vom Schwalbenschwanz an Doldenblütlern, wie der Wilden Möhre, werden bei uns auch unbeabsichtigt mitverschickt. Wer es zulässt, lockt mit einheimischen Wildstauden selbst auf dem kleinsten Raum im achten Stock eines Hochhauses viele Tiere an. Denn wo es Insekten gibt, ziehen bald Vögel nach, die wiederum die mutmaßlichen Schädlinge in Schach halten. Man muss die ganze Nahrungskette betrachten und sehen, dass es zum Beispiel ohne Blattläuse ein gewisses Leben im Garten nicht gäbe.

Friedhelm Strickler. Foto: Wildpflanzengärtnerei Strickler

Der Gesprächspartner

Friedhelm Strickler ist Gärtnermeister, Naturgartenplaner und seit 1990 in der Naturgartenszene unterwegs. Vor 25 Jahren eröffnete der gebürtige Pfälzer seine Wildpflanzengärtnerei in Alzey mit dem Schwerpunkt auf heimischen Wildstauden. Bis heute leistet er im gesamten süddeutschen Raum Pionierarbeit im naturnahen Gartenbau. Er ist Mitglied im Verein Naturgarten und freut sich, dass nach viel Auf und Ab in der grünen Branche das Interesse an natürlichen, nachhaltigen Gärten zunimmt. „Wir sind zwar raus aus der Nische. Im Verhältnis zu den bundesweit verkauften Pflanzen, ist der Anteil der heimischen Wildstauden aber immer noch gering“, sagt Strickler.

Das Wissen, wie wichtig heimische Stauden für die nachhaltige Förderung und Erhaltung der biologischen Artenvielfalt sind, müsse an die Öffentlichkeit. Daher engagiert sich die Wildpflanzengärtnerei auch beim Projekt „1000 Gärten, 1000 Arten“ des Bundesamtes für Naturschutz und unterstützt andere Betriebe, die ihr Sortiment umstellen möchten. Rund 850 heimische Wildarten produziert die Bioland-zertifizierte Wildgärtnerei selbst: vom Samenkorn bis zur verkaufsfertigen Pflanze ohne Torf, Pestizide oder chemisch-synthetische Düngemittel. [ayß]

Es ist also wichtig darauf zu achten, dass ich heimische Wildstauden wähle, die bei den unterschiedlichsten Insekten auf dem Speiseplan stehen. Welche Kriterien sind bei der Auswahl noch wichtig?

Im normalen Hausgarten würde ich auf trockenheitsverträgliche Arten setzen. Auch hier gibt es viele einheimische Arten. Gerade in den Weinbergsregionen, zum Beispiel am Herxheimer Felsberg, finden wir einheimische Vegetation, die mit der Klimaveränderung klarkommt. Beispiele sind Goldhaar-Aster, Steppen-Wolfsmilch, Große Fetthenne und Ähriger Ehrenpreis.
Außerdem sind der Gartenboden und die Lichtverhältnisse wie bei allen Pflanzen ganz wichtige Faktoren. Eine Küchenschelle verträgt zwar Hitze, kommt aber mit extrem schweren Lehmböden nicht klar. Bei Staudenpflanzen gilt: je magerer der Boden, desto besser, da sie dann hitzeverträglicher sind und weniger Wasser brauchen. In den Boden kann ich zur Vorbereitung Sand mit einarbeiten und ihn so abmagern. Das gilt für sonnige Standorte. Je schattiger die Lage ist, umso mehr muss Humus künstlich nachgebildet werden. Unter Bäumen ist es daher sinnvoll, bevor die Stauden ins Beet kommen, Kompost auszubringen.

Was gehört noch zur Beetvorbereitung für Stauden?

Wenn ich ein Staudenbeet neu anlege, kann ich es bis August oder September zunächst sauberpflegen. Wenn Sand oder Kompost in den Boden eingearbeitet sind, halte ich die Erde erst mal feucht, damit alles Unkraut rauskommt. Im Oktober jäte ich es dann und kann die ersten Blumenzwiebeln stecken. Im Frühjahr folgt die Pflanzung der Stauden. Auf große Flächen kann ich natürlich auch einsäen. Aber für Anfänger wird beim Pflanzen schneller ein Ergebnis sichtbar und Pflanzabstände können besser berücksichtigt werden. Wichtig: Nach dem ersten Pflanzjahr wird das Staudenbeet mit einheimischen Arten nicht mehr gehackt und auch nicht gemulcht, damit sich die Pflanzen selbst aussäen können. Denn in einem Naturgarten wird nicht nachgepflanzt, sondern es findet eine natürliche Verpflanzung statt. Spätestens nach zwei Jahren ist kein Boden mehr zu sehen.

DIE SERIE

„Natürlich gärtnern“ heißt die VielPfalz-Serie. Experten aus der Pfalz geben Tipps, wie der Ein- oder Umstieg zum naturnahen Gärtnern gelingt. Bereits erschienen: Gemüseanbau (Ausgabe 2/2022), Schädlinge und Krankheiten (3/2022), eigenes Saatgut vermehren (4/2022), Bäume und Gehölze pflanzen (5/2022), der Garten im Winter (6/2022), Hühner & Co. im Garten halten (1/2023), Permakultur (2/2023) sowie Wassermanagement (3/2023). Kleiner Ausblick: Im nächsten Teil der Serie geht es um Bokashi, Pflanzenkohle, Effektive Mikroorganismen & Co.

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Veranstaltungs­tipps

Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!

Natürlich gärtnern

„Pflanzen können

nicht weglaufen“

Die Kulturpflanzen in unseren Gärten sind auf unsere artgerechte Pflege angewiesen. Jetzt im Sommer ist die Bewässerung das große Thema. Schnell gibt man zu viel oder zu wenig Wasser. Oder zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Oder das „falsche“ Wasser. Worauf Gärtner beim Gießen achten sollten und wie effizientes Wassermanagement aussehen kann, verrät Andreas Gläßgen, Meister im Garten-Landschaftsbau, im Gespräch mit Redakteurin Kathrin Engeroff.

Herr Gläßgen, so banal es klingt: Wo nehme ich am besten das Wasser her, um meinen Garten bzw. meine Kulturpflanzen zu bewässern?

Wasser ist gerade hier bei uns in der Südpfalz eine ganz heikle Ressource. Am besten ist es, Regenwasser über Regenfallrohre, zum Beispiel am Gewächshausdach, in Tonnen oder Containern zu sammeln. Mit verschiedenen Systemen lässt sich das Wasser von Fass zu Fass leiten, sobald eines voll ist. Wenn ich über den Winter Wasser sammele und es schaffe, es mit ins Frühjahr zu bekommen, dann habe ich schon viel erreicht. Bei einem blauen Fass, das zu drei Vierteln leer ist, kann ich im Winter unter eine Seite einen Backstein legen. Falls es friert, schiebt sich das Eis dann schräg hoch, sodass das Fass durch gefrorenes Wasser nicht bricht. Das funktioniert bis etwa minus zehn Grad. Dieses Frühjahr hatten wir Glück mit der Regenmenge, und man bekommt die Fässer auch noch nach dem Winter voll.

Welche Vorteile hat gesammeltes Regenwasser denn noch, außer dem wichtigen ressourcenschonenden Aspekt?

Je natürlicher das Wasser ist, umso besser können die Pflanzen damit umgehen. Regenwasser hat einfach eine ganz andere Wirkung auf die die Pflanzen. Wenn ich sechs Wochen mit Leitungswasser gieße und es dann einmal draufregnet, bemerke ich ein ganz anderes Wachstum bei den Pflanzen. Ich kann mir einen Garten ohne Wasserfässer nicht vorstellen. Natürlich haben kleinere Gärten oft ein Platzproblem oder die Optik der Fässer gefällt nicht. Aber für die Umwelt und auch die Pflanzen lohnt es sich, selbst in kleineren Mengen Regenwasser zu sammeln. Den Ansatz, nur Wasser aus der Leitung zu verwenden, finde ich außerdem schwierig, weil es jedes Jahr wahrscheinlicher wird, dass das Wasserwerk sagt, Trinkwasser wird für nicht wichtige Bereiche abgestellt oder zum Bewässern in Gärten verboten, weil es einfach knapp ist.

Was gilt es zu beachten, wenn ich doch auf Leitungswasser zum Bewässern angewiesen bin?

Dann das Wasser auf jeden Fall vor dem Gießen im Fass ablagern und warm werden lassen. Ich will auch nicht von jemandem acht Grad kaltes Wasser übergeschüttet bekommen. Die Pflanze kann nicht wegrennen, sie ist darauf angewiesen, dass wir es gut mit ihr meinen.

Welche Gießmethoden eignen sich, um eine glückliche und gesunde Pflanze zu haben?

Es gibt verschiedene Darreichungsformen. Von der Tröpfchenbewässerung im privaten Bereich halte ich nicht viel. Das System kommt aus der kommerziellen Landwirtschaft in trockenen Gebieten wie Israel oder den USA, wo es um die existenzielle Produktion geht und das Wasser punktuell an die Pflanze ausgegeben wird. Im Hobbybereich gebe ich für das Bewässerungssystem viel Geld aus und muss es ungefähr nach acht Jahren ersetzen, weil es nicht ewig hält. Es löst sich Mikroplastik, das sich dann wieder im Boden ablagert. Wenn ich im privaten Bereich nicht fähig bin, anders zu bewässern, sollte ich mir überlegen, ob ich nicht auf andere Kulturen setze. Zucchini zum Beispiel besteht zu 98 Prozent aus Wasser, das muss irgendwie in die Frucht rein und die Pflanze somit täglich bewässert werden. Oder Aubergine zählt auch zu den wenigen Kulturpflanzen, die ganz viel Wasser brauchen. Tomaten, gut gemulcht und tief gepflanzt, muss man wiederum quasi nie gießen.

Was halten Sie von Wassersprengern?

Wenn ich einen Beregner benutze, komme ich an dem kalten Wasser aus der Leitung nicht vorbei. Das möchte ich ja vermeiden und versuche, auch nur mein Kulturland zu gießen. Vor zwei Jahren bin ich während des extrem heißen, trockenen Sommers an meine Grenzen gekommen und habe meine Kulturpflanzen mit dem Beregner über Stunden abgekühlt. Das mache ich in der Saison aber nur einmal. Denn dann habe ich erst mal einen Wachstumsstopp bei den Pflanzen. Wer einen grünen Rasen haben möchte, der muss ihn natürlich regelmäßig mit Wassersprengern bewässern.

Welche Bewässerungssysteme gibt es noch?

Eine weitere Möglichkeit bei Platz im Beet ist, verschlossene Tontöpfe neben die Pflanzen einzubuddeln, mit Wasser zu füllen und abzudecken. Die Pflanzen wurzeln an den Tontopf und ziehen sich so das Wasser raus. Die Gießkanne zur Bewässerung zu nehmen, ist natürlich die einfachste und gängigste Methode. Schwieriger wird es damit, je älter man wird. Hier können Gärtner sich helfen, indem sie die Tonnen hochstellen und mit dem natürlichen Druck arbeiten. Sich ein einzelnes Bewässerungssystem für den kompletten Garten rauszupicken, wird auf Dauer nicht funktionieren. Wie und wie viel ich bewässere, hängt von ganz vielen Faktoren ab. Ich muss das Ganze sehen, mich mit meinem Boden beschäftigen und daran arbeiten: Wie bewässere ich zum Beispiel in Kombination mit Mulch oder Kompostgabe? Spannend wird es 2026, wenn für Privatgärten Torf verboten ist. Viele müssen lernen, wie der neue Industriekompost das Wasser hält.

Können Sie noch näher auf das Zusammenspiel zwischen Boden und Wasser eingehen?

Lehmböden halten das Wasser besser als Sandböden, brauchen im Frühjahr aber länger, um sich aufzuwärmen. Sandböden nehmen es mir weniger übel, wenn ich darin „rumstochere“. Generell sollte man das Umspaten vermeiden, nur ganz oberflächlich hacken und bei Böden, die verkrusten, hilft auch mulchen. Bodenlebewesen und Würmer lockern den Boden ganz bequem und umsonst für mich. Die bekomme ich, wenn ich sie mit Grün- oder Totmaterial füttere. Unkraut – im gärtnerischen Bereich darf man davon offiziell sprechen, wenn es keinen kulturtechnischen Zweck hat – reiße ich raus und gebe es dem Boden direkt als Mulch zurück. Mit Mulch muss man experimentieren. Er verhindert, dass Wasser von unten verdunstet, von oben lässt er aber auch weniger durch. Wurzelunkräuter, die ich nicht im Beet haben möchte, vergäre ich und bringe sie im Verhältnis 1:10 als Dünger aus. Es hat meist einen Sinn, warum das Unkraut an dieser Stelle aufgeht. Im Frühjahr lasse ich die Unkräuter auflaufen und wühle in meinem lehmigen Boden noch nicht rum, denn sonst würde ich die Kapillarwirkung von unten aufbrechen. Durch Bodenverbesserung und Humusaufbau kann der Boden jedes Jahr besser das Wasser halten. Wie gesagt, im Garten muss man alles im Gesamtkontext sehen – auch das Wassermanagement.

Gibt es dennoch ein paar Grundsätze, die nur beim Gießen beachtet werden sollten?

Bei den meisten Kulturpflanzen gilt, lieber zweimal pro Woche intensiv an der Pflanze gründlich gießen, als jeden Abend drüber tröpfeln. Damit ernähre ich sie künstlich an der Oberfläche. Bei weichen, wässrigen Kulturen wie Salat ist tägliches Gießen okay, da sie die Kühle brauchen. Generell aber versuchen, das Gießintervall auf zwei bis drei Tage zu strecken und dann einen guten Schwall Wasser an die Pflanze, nicht über die Blätter, geben und eindringen lassen. Wenn ich jeden Tag ein bisschen gieße, verbrauche ich mehr Wasser, habe eine höhere Verdunstung, ernähre die Beikräuter mit und fördere die Pilzbildung. Pilzgefahr droht auch, wenn abends gegossen wird, da nasse Blätter gepaart mit warmen Nächten Pilze begünstigen. Also, besser morgens gießen, abends kontrollieren.

Wann weiß ich, dass es wirklich an der Zeit ist, mal wieder zu gießen?

Finger nehmen, in den Boden stecken. Wenn es nach fünf Zentimetern noch feucht ist, muss ich nichts machen. Das ist natürlich nur eine Faustregel und bei Lehmboden schon mal schwierig umzusetzen. Auch hängt es von der Jahreszeit und vielen anderen Dingen ab. Erfahrungen im eigenen Garten sammeln, das ist das Wichtigste. Wenn ich Anfänger bin, helfen klare Strukturen und erst mal jede Kultur für sich kennenzulernen. Wenn ich Kohlrabi und Erbsen einzeln anbauen kann, dann kann ich sie in Mischkultur versuchen. Wenn ich frisch anfange und keine Ahnung habe, kann Gärtnern frustrierend sein. Wer den Aufwand betreibt, möchte auch Ergebnisse sehen. Deshalb klare Strukturen schaffen. In dem Moment, wo es Spaß macht, mache ich auch weiter.

Der Gesprächspartner

Andreas Gläßgen aus Landau ist leidenschaftlich Gärtner – beruflich und privat. Er ist Meister im Garten-Landschaftsbau, staatlich geprüfter Wirtschafter im Gartenbau, Mitglied im Prüfungsausschuss der Landwirtschaftskammer (RLP), ist bei der Diakonie für die Außenanlagen zuständig und engagiert sich in zwei Vereinen. So beim Kleingartenverein am Ebenberg, im südlichen Landau gelegen. Dort, auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau, bewirtschaftet Andreas Gläßgen gemeinsam mit zwei weiteren Garten-Mitstreitern zwei Parzellen, auf denen er auch neue Dinge ausprobiert. Er sieht den Garten als Ganzes und versucht, mit ihm zu arbeiten. Eines seiner Ziele ist es, keine Ressourcen im Garten zu verschwenden und Schnittgut nicht zur Deponie zu fahren, sondern zu verwerten. Ein Thema, auf das er sich spezialisiert hat, ist die Verkokung. Beim Verein URSAM Natur- und Lebenspfade ist er der Gartentrainer, der Wege aufzeigt, die auch in Zukunft gangbar sind. Wichtig ist ihm, Workshopteilnehmer dort abzuholen, wo sie gärtnerisch stehen, um ihnen viel Frustration zu ersparen, und lieber den Spaß am natürlichen Umgang mit Pflanzen zu vermitteln. [ayß]

Info: ursam-training.com, garten-am-ebenberg.de

Die Serie


„Natürlich gärtnern“ heißt die VielPfalz-Serie. Experten aus der Pfalz geben Tipps, wie der Ein- oder Umstieg zum naturnahen Gärtnern gelingt. Bereits erschienen: Gemüseanbau (Ausgabe 2/2022), Schädlinge und Krankheiten (3/2022), eigenes Saatgut vermehren (4/2022), Bäume und Gehölze pflanzen (5/2022), der Garten im Winter (6/2022), Hühner & Co. halten (1/2023) sowie um die Permakultur (2/2023). Kleiner Ausblick: Im nächsten Teil von Natürlich gärtnern geht es um das Anlegen von Staudenbeeten.

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