Pfalz persönlich
Aus der Region, für die Region
Menschen im Kurzporträt. Sie stehen für die Vielfalt der Pfalz. Denn gute Ideen, kreative Köpfe und regionale Produkte gibt es viele. Ganz viele.

Noah Vief, Turmführer

„Am meisten fasziniert mich, was sich oben im Turm abspielt, wenn die Glocken läuten“, sagt Noah Vief. Allein die Kaiserglocke, erklärt er begeistert, habe ein Gewicht von 14 Tonnen. Er muss es wissen. Schließlich ist Noah mit gerade einmal 15 Jahren einer der Turmführer der Stiftskirche in Neustadt an der Weinstraße. Als er sechs Jahre alt war, erzählte ihm sein Vater von der größten läutbaren Gussstahlglocke der Welt – und legte so den Grundstein für seine heutige Tätigkeit. „Zunächst war ich selbst Gast bei Führungen, habe jedes Jahr ein paar Mal daran teilgenommen.“ Als dann der damalige Pfarrer fragte, ob er nicht mal zum Turmführer-Treffen kommen wolle, musste Noah nicht lange überlegen. Im November 2023 übernahm er erstmals einen Teil einer Führung eines anderen Turmführers. Im Juni 2024 absolvierte er dann die erste Führung in Eigenregie. Wobei er bis zu seiner Volljährigkeit stets von seinem Vater begleitet wird.
Inzwischen führt Noah mindestens einmal im Monat durch die Türme des wichtigsten Sakralbaus der Gotik in der Pfalz. Hinzu kommen Sonderführungen, etwa für Gruppen von Schülern oder Konfirmanden. Manche Gäste, sagt er, seien erstaunt, dass er in seinem Alter bereits als Turmführer tätig ist, und beeindruckt von seinem Wissen. Und das möchte Noah, der gerade die 9. Klasse abgeschlossen hat, auch künftig an andere weitergeben: „Mein Ziel ist es, Abitur zu machen“, berichtet er. „Aber die Turmführungen werde ich in jedem Fall fortsetzen.“
Text: ruf | Info: stiftskirche-neustadt.de
Heinrich „Heiner“ Butz, Notfallnachsorgehelfer

Mehr als 45.000 Menschen – Betroffene und Einsatzkräfte zusammengezählt – hat er seit 1989 betreut. Sehr lang ist auch die Liste seiner Auszeichnungen bis hin zum Bundesverdienstkreuz. Heinrich, alle nennen ihn Heiner, Butz aus Bellheim (Landkreis Germersheim) ist ehrenamtlich als Notfallnachsorgehelfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) aktiv. Im Kreisverband Germersheim hat er zudem das Amt des Vizepräsidenten inne. Butz, 1951 in Zeiskam geboren, war von 1980 an gut zwei Jahrzehnte Verwaltungsdirektor der Kreiskrankenhäuser. Parallel engagiert er sich seit 1988 beim DRK, wo er 1994 das Konzept zur Notfallnachsorge im Kreis entwickelte.
„Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag“ heißt sein Lebensmotto. Das habe ihm die soziale Betreuung von Menschen in akuten Notlagen erleichtert. „Die Menschen sind unglaublich dankbar, dass jemand da ist“, schildert Butz seine Erfahrungen, wenn er bei Katastrophen im Einsatz ist oder nach Unfällen Todesnachrichten überbringen muss. Er werde oft gefragt, warum er die Belastungen immer noch auf sich nehme. „Weil ich es kann“, lautet dann seine knappe Antwort. Im Gespräch ergänzt er, man bekomme eine humane Gesellschaft nicht geschenkt: „Ich bin gut ausgebildet worden, habe Wertschätzung erfahren und will den Menschen etwas zurückgeben.“ Nicht zuletzt, so betont Butz, würden ihn die vielen Einsätze menschlich bereichern. Sein Fazit: „Das gibt mir Zufriedenheit.“.
Text: dot | Info: drk-kv-germersheim.de
Senta Muders, Falknerin

„Faszination für Natur und Lebewesen wecken. Gerade in der Pfalz.“ Auf diesen kurzen Nenner bringt Dr. Senta Muders ihre Motivation, sich für die Falknerei einzusetzen. Muders, 1985 in Mannheim geboren, lebt und arbeitet als Unternehmensberaterin in Ludwigshafen. Die Biologin, die auch Biogeografie und später Wirtschaftspsychologie, Leadership und Management studiert hat, ist begeisterte Jägerin. Der Jagdschein ist Voraussetzung, um den Falknerjagdschein machen zu können. „Die Falknerei ist eine alte Jagdtechnik, die von der Unesco als immaterielles Kulturerbe anerkannt ist“, verweist Muders, die sich auf Landes- und Bundesebene im Verband Deutscher Falkner engagiert, auf den großen Unterschied zur Show-Falknerei. „Wir arbeiten mit faszinierenden Vögeln, die ihren wilden Charakter behalten und die wir zu Hause halten dürfen“, erklärt sie mit Habicht Lisa auf dem Arm.
Ein Greifvogel höre nicht auf Befehle wie ein Hund. Es gehe um Vertrauen, Respekt und eine sehr enge Partnerschaft. „Durch Zusammenarbeit kommt man zu größerem Erfolg. Man braucht dafür Empathie und muss sich Lösungswege einfallen lassen, die auf den Vogel passen“, so Muders. Ihr sei es ein Anliegen, Wissen und Werte um die Falknerei zu vermitteln und gleichzeitig den respektvollen Umgang mit Greifvögeln und der Natur in den Mittelpunkt zu stellen. Als Beraterin betont sie, dass gute Mentoren Orientierung geben. Muders: „Tiere können Mentoren sein, von und mit denen wir viel lernen.“
Text: dot | Info: verband-deutscher-falkner.de/rpsl/
Germain Robin, Fotograf

„Besonders am Herzen liegt mir, die Veränderung der Landschaft im Pfälzerwald durch den Klimawandel zu dokumentieren. Gleiches gilt für die Art und Weise, wie man versucht, sich daran anzupassen.“ Germain Robin, ein 2002 in Ancenis (Frankreich) geborener Fotograf, ist derzeit im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen für„Horizont Climatic“ unterwegs. Dies ist ein Interreg-Projekt, in dem sich das Biosphärenreservat Pfälzerwald mit Experten in Frankreich, Belgien und Luxemburg zusammengeschlossen hat. Ziel ist es, erstmals ein fotografisches Landschaftsmonitoring aufzubauen. Ausgewählte Standorte – auf unserem Foto im besiedelten Raum die Dr.-Welsch-Terrasse in Neustadt an der Weinstraße – werden über lange Zeit mit Fotos dokumentiert, um Entwicklungen greifbar zu machen.
Derzeit werden insgesamt 40 Punkte erfasst, die zum Teil mit Kompass und GPS anzusteuern sind. „Das Projekt ist für mich besonders, weil es sich mit den wichtigen Themen meiner Generation befasst und ich mich mit meinem Blick als Fotograf einbringen kann“, sagt Robin. Beeindruckt haben ihn von Dürre gezeichnete Bäume und Areale mit Borkenkäferbefall, aber auch neue forstwirtschaftliche Praktiken und Naturschutzanstrengungen. „Mit meinen Bildern versuche ich die Verletzlichkeit der Landschaft wie auch die Innovations- und Widerstandsfähigkeit derer, die sie gestalten, zu verdeutlichen“, beschreibt Robin seine Motivation.
Text: dot | Info: germainrobin.site, pfaelzerwald.de/horizont-climatic
Anne van Gastel, Trockenbier-Erfinder

„Bier“, sagt Anne van Gastel, „ist ein leckereres Getränk. Aber mich hat das Schleppen der Kisten immer gestört.“ So kam dem studierten Agraringenieur aus Neustadt die Idee, ein Pulver zu entwickeln, das sich durch die Zugabe von Wasser in Bier verwandelt. Mit einem befreundeten Chemiker begann er zu experimentieren. „Irgendwann hat das Konzept funktioniert“, berichtet van Gastel. „Das Bier hatte Alkohol, Kohlensäure und Schaum.“ Die größte Herausforderung sei der Geschmack gewesen. Unterstützung bei der Suche nach den richtigen Aromen kam von einer Bier-Sommelière. Als schließlich Teilnehmern von Blindverkostungen das aus dem Pulver entstandene Bier unter herkömmlich hergestelltem nicht mehr auffiel, war klar: „Wir fangen an zu produzieren.“ So kam am 29. Februar 2024 Beerdrob auf den Markt.
Bestellt werden kann das Trockenbier, das sich wie ein Pilsner präsentiert, online in Portionsbeuteln à 30 Gramm. Dem Inhalt werden 250 Milliliter Wasser hinzugefügt. Nach wenigen Minuten ist das Bier trinkfertig. Und die Beerdrob-Entwickler tüfteln bereits an anderen Geschmacksrichtungen. Eine große Rolle spielt für van Gastel dabei auch die Unterstützung aus der Region: „Man findet hier immer Menschen, die helfen und dazu beitragen, Lösungen zu finden, wenn Probleme auftauchen.“ So könnte ihr Zutun auch dazu führen, dass noch mehr Menschen auf den Geschmack von Trockenbier aus der Pfalz kommen – und sich somit, wie Anne van Gastel selbst, fortan das Schleppen von Kisten ersparen können.
Text: ruf | Info: beerdrob.de
Weitere Pfalz persönlich
-
Oktober 2025Menschen im Kurzporträt. Sie stehen für die Vielfalt der Pfalz. Denn gute Ideen, kreative Köpfe und regionale Produkte gibt es viele. Ganz viele.
-
Juni 2025Menschen im Kurzporträt. Sie stehen für die Vielfalt der Pfalz. Denn gute Ideen, kreative Köpfe und regionale Produkte gibt es viele. Ganz viele.
-
April 2025Menschen im Kurzporträt. Sie stehen für die Vielfalt der Pfalz. Denn gute Ideen, kreative Köpfe und regionale Produkte gibt es viele. Ganz viele.


