Pfalz persönlich – von der Autorin bis zum Hobbykoch

Fünf Pfälzer im Kurzporträt: eine Autorin, ein Möbelhersteller, ein Coach, ein Hobbykoch und eine Malerin. Sie stehen für die Vielfalt der Pfalz. Denn regionale Produkte, kreative Küche oder gute Ideen gibt es hier viele. Dahinter stehen immer besondere Persönlichkeiten.


Lilo Beil, Autorin

„Die Lust am Fabulieren liegt in meiner Natur.“ Lilo Beil hat die Kunst des Schreibens von ihrem Vater Rudolf Seiferling, einem wortgewandten protestantischen Pfarrer „in die Wiege gelegt bekommen“. Beil, 1947 in Klingenmünster (Landkreis Südliche Weinstraße) geboren und in Dielkirchen (Donnersbergkreis) und Winden (Landkreis Germersheim) aufgewachsen, lebt im südhessischen Birkenau-Hornbach.

Mit 19 Jahren hatte sie beim Studium „ihr Herz in Heidelberg verloren“ und lebt seitdem mit ihrem Mann rechts des Rheins. Diesen überquert die Englischlehrerin im Ruhestand, die Mutter von drei Töchtern und Oma von drei Enkelkindern ist, bis heute jedoch häufig, da sie „bekennende Pfälzerin“ geblieben sei. Dies hat zum einen mit vielen familiären und freundschaftlichen Banden in die Pfalz zu tun. Zum anderen mit ihren Kriminalromanen, in der ihre Heimat ein wiederkehrendes Element darstellt. „Ich verfremde die Orte aber immer, weil ich nicht will, dass jemand sagt, dies ist der Mörder“, beschreibt sie ihre Philosophie, die hinter bisher zwölf Krimis steht.

Ein weiterer, zum zehnten Male mit ihrem Ermittler Gontard, erscheint unter dem Titel „Letzte Rosen“ im Frühjahr. Zudem hat Beil fünf Erzählbände veröffentlicht und an 20 Anthologien als Co-Autorin mitgewirkt. Beil, der 2020 vor allem Lesungen gefehlt haben, hofft, dass sich dies bald wieder ändert. Sie betont: „Mir ist der Austausch mit Menschen wichtig.“ Und auch hier schätzt Beil die Pfalz ganz besonders.

Text: dot | Foto: Beil | Info: lilobeil.de

Günter Kamb, Berater und Coach

Ein regelmäßiger Online- und Telefonkontakt in die Antarktis läuft über die Pfalz. Am Südpol sind derzeit wieder einmal neun Forscher in der Station Neumayer III. Rund 15.000 Kilometer von Deutschland entfernt widmen sie sich bei Temperaturen von bis zu minus 50 Grad Celsius und während der 63-tägigen Polarnacht nicht nur ihren Projekten. Denn neun von insgesamt 15 Monaten ist das Team komplett auf sich allein gestellt und muss jedes Problem selbst lösen. Eine andauernde Extremsituation, auf die die Wissenschaftler unter anderem von Günter Kamb aus Schifferstadt (Rhein-Pfalz-Kreis) vorbereitet werden.

Der Diplom-Sozialpädagoge, 1954 in Niederkirchen (Landkreis Bad Dürkheim) geboren, hat im Auftrag des Alfred-Wegener-Instituts seit 2015 bereits sechs Teams geschult. „Es gibt eine intensive viermonatige Vorbereitungszeit in Bremerhaven, in der unter anderem vermittelt wird, wie vorbeugend mit Konflikten umgegangen werden kann“, erklärt Kamb. Mit dazu gehören auch ein Survival-Kurs in den Bergen, Feuerlöschen bei der Marine oder eine technische Ausbildung – von der Fahrzeug-Wartung bis zum Umgang mit einem Wasserrohrbruch.

Kamb begleitet das Team danach auf digitalem Weg während der gesamten Zeit. Er ist dabei nicht nur Ratgeber, sondern lernt auch selbst sehr viel – zum Beispiel über den Klimawandel. Kamb sieht sich stark sensibilisiert: „Es geht einem schon nah, was man da mit Blick auf die Erwärmung alles erfährt.

Text: dot | Foto: Kunz | Info: awi.de, klartext-beratung.de

 

Klaus Götz, Möbelhersteller

„Das Holz muss gestreichelt werden“, sagt Klaus Götz und meint damit das Holz, aus dem seine Möbel gemacht sind. Es ist Holz mit Charakter, bei dem die Zeichen der Zeit zu sehen sind. Es ist Holz, das zum Beispiel aus abgerissenen Fachwerkhäusern oder von alten Bootsstegen stammt. Es ist Holz, das jedes der handgefertigten Möbelstücke zu einem Unikat macht. „Holz und die Malerei sind schon immer meine Leidenschaft“, sagt der gelernte Gärtner. Vor zehn Jahren begann er damit, im südpfälzischen Kuhardt „starke Möbel mit grüner Seele“ zu fertigen.

Was heute sehr trendy klingt – „wohngesund, umweltschonend, regional“ –, das ist von Anfang an die gelebte Arbeitsphilosophie von Klaus Götz. Es sei ein großer Schritt für ihn gewesen, aus der familiengeführten Gärtnerei auszusteigen und sich ganz „seinem“ Holz zu widmen. Das Holz „streicheln“ kann man seit drei Jahren in den Ausstellungsräumen im Herzen von Kuhardt. „Meine Kunden sind sehr warmherzige Menschen, die diese Verbindung spüren.“ Er selbst wirkt sehr authentisch, ruhig, natürlich, heimatverbunden. Er genieße gerne. Nicht nur die Arbeit mit Holz, sondern auch die Pfälzer Kulinarik.

Text: ayß | Foto: Norman Krauß | Info: kg-natur-pur.de

 

Peter M. Lill, Hobbykoch und Autor

„Einfach gut essen – im doppelten Sinn.“ So beschreibt Peter M. Lill das Motto des „Schifferstadter Kochbuchs“, das im Spätherbst 2020 in der achten Auflage erschienen ist. Lill erinnert sich, dass der Journalist und Verleger Claus Jürgen Müller, das „cjm“ genannte Pfälzer Original, 1983 bei der Erstveröffentlichung das Werk „als Mutter aller regionalen Kochbücher“ bezeichnet habe. Der in Ebersberg bei München lebende Autor und begeisterte Hobbykoch hat eine mehrfach pfälzisch-bayerische Wechselbeziehung. Er wurde 1947 in München geboren und ist in Schifferstadt aufgewachsen. Seine Mutter war Münchnerin und sein Vater Schifferstadter. Als dieser 1911 auf die Welt kam, war die Pfalz jedoch noch bayerisch.

Als Sportreporter und  ADAC-Motorsport-Pressechef, der in der ganzen Welt unterwegs war, habe er nach und nach die heimische Küche besonders schätzen gelernt, sagt Lill. Als Lill Anfang der 1980er-Jahre das Kochbuch seiner Großmutter von 1902 in die Hände bekam, wollte er sicherstellen, dass die Rezepte nicht verloren gehen. Er hat sie alle ausprobiert und schätzt noch heute „Hausmannskoschd vun dehääm“.

Lill, der das später auch in Kochkursen verfeinerte Zubereiten von Speisen als sein Leben bezeichnet, sieht Einkaufen und Kochen als ein Stück kreative Lebensart. Man brauche nicht viel, denn im Einfachen liege die Kunst. Der Kochbuchautor setzt dabei nach wie vor auf Praxis: „Ich koche jeden Tag, zur Freude meiner Frau.“

Text: dot | Foto: Hans-Werner Schroer | Info: Schifferstadter Kochbuch (ISBN 978-3982237503, 15 Euro)

 

Mechthilde Gairing, Malerin

Das Mitmachen bei einem Malkurs für die älteste Enkeltochter hat sie vor einem Jahr „angestochen“. Malen mit Acrylfarben ist mittlerweile zu einer Leidenschaft von Mechthilde Gairing aus Bad Dürkheim geworden. Die 1949 geborene Heilpraktikerin, die in Schwenningen aufgewachsen ist, betreibt hier seit 1993 eine Gesundheitspraxis. Nach ihrer ersten Ausbildung als Kinderkrankenschwester in Mannheim bildete sie sich weiter und arbeitete vor dem Sprung in die Selbstständigkeit zehn Jahre in einer psychosomatischen Klinik.

Ein Thema, dem sie sich besonders widmet, ist die Stressbewältigung im Alltag. Und dies hat auch einen Bezug zu ihrer neuen Leidenschaft. „Das Malen ist ein Gegengewicht zu allem, was einen runterzieht“, beschreibt Gairing, die zuvor nie gemalt hat, die Faszination ihres Hobbys. Dazu gehöre auch, dass sie durch die Kunst einen anderen Blick auf Bad Dürkheim und die Natur entwickle. „Ich sehe viel mehr als jemals zuvor in meinem Leben“, verweist sie auf das Entdecken von viel Schönem.

Künstlerisch will Gairing in dem, was sie macht, vielgestaltig sein und sich nicht in eine Scha-blone pressen lassen. Derzeit faszinieren sie die bunten Farben der Pop-Art. „Meine Botschaft ist gleichzeitig Aufforderung und Begeisterung. Lust ist vielseitig zu stillen. Welch ein Glück, dass das Leben so viele Möglichkeiten bietet – in jedem und für jedes Alter“, ist sich Gairing sicher, dass viel Potenzial in allem steckt.

Text: dot | Foto: Michael Dostal | Info: mechthilde-gairing.de

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