Pfalz persönlich – vom Festival-Leiter bis zur Konditorin

Fünf Pfälzer im Kurzporträt: ein Festivalleiter, die Pfalzmeisterin der Geflügelzüchter, ein Sammler und Unterhalter, eine Konditor- und Bäckermeisterin sowie ein Konditor. Sie stehen für die Vielfalt der Pfalz. Denn regionale Produkte, kreative Küche oder gute Ideen gibt es hier viele. Dahinter stehen immer besondere Persönlichkeiten


Dr. Hans-Oskar Koch, Festivalleiter

Der Schlagbaum an der deutsch-französischen Grenze in Scheibenhardt (Landkreis Germersheim) und Scheibenhard (Elsass) ist für Dr. Hans-Oskar Koch Symbol für Völkerverständigung und europäische Einigung. „Kulturaustausch und kulturelle Zusammenarbeit in der gemeinsamen Sprache der Musik ist unser zentrales Anliegen“, beschreibt er den Charakter des Musikfestivals „Rheinischer Frühling/Printemps Rhénan“, das 2019 zum 20. Male Musikfreunde begeistern wird. Als Künstlerischer Leiter sorgt Koch zusammen mit dem Elsässer Philippe Pfisterer dafür, dass vor allem junge Solisten und Ensembles Aufmerksamkeit bekommen. Den Charakter des Festivals macht aus, dass die Konzerte zwischen Mitte März und Mitte Mai an vielen Orten zwischen Worms im Norden und Mulhouse im Süden sind. Der 1945 in Ohmbach geborene Koch ist in Bobenheim-Roxheim aufgewachsen, wo er heute wieder lebt. Von 1971 bis 1984 war der studierte Musikwissenschaftler Direktor der Kreismusikschule Ludwigshafen, danach Leiter der Abteilung Musik und Kultur beim Südwestfunk in Mainz beziehungsweise beim Südwestrundfunk (SWR) in Mannheim. Nach dem Rückzug des SWR aus dem Festival wird es seit 2003 von einem Verein organisiert. Die beiden Scheibenhard(t)s, seit dem Wiener Kongress (1814/15) in einen pfälzischen und einen elsässischen Teil getrennt, sind seit 2001 immer dabei. Koch: „Das Wandelkonzert ist fester Bestandteil. Je eine Hälfte des Konzerts ist in der Pfalz und im Elsass. Musiker und Zuhörer überqueren dabei auf der Lauterbrücke die Staatsgrenze, wo der Eurovisionsmarsch gespielt wird.“

Text: dot | Foto: Norman Krauß | Info: rheinischer-fruehling.de

 

 

Marielle Kern, Pfalzmeisterin der Geflügelzüchter

Schon als kleines Mädchen war Marielle Feuer und Flamme für Hühner. Ihren Vater, ebenfalls Hobby-Geflügelzüchter, begleitete sie bereits früh auf Ausstellungen. Dort packte sie schließlich der Ehrgeiz, selbst antreten zu wollen. Mit Erfolg: Die Zwölfjährige ist amtierende Pfalzmeisterin der Geflügelzüchter. Im familieneigenen Garten im Eisenberger Stadtteil Steinborn züchtet Marielle Hühner der besonders zahmen Rasse Orpington. „Die Orpingtons sind überhaupt nicht aggressiv, sie lassen sich sogar hochnehmen und streicheln.“ Ganz besonders liebt sie die spannende Zeit des Schlupfs, wenn sich die Küken nach und nach aus ihren Eiern kämpfen. Diese kleinen, flauschigen Wesen zu versorgen, macht ihr am meisten Spaß. Einmal ausgewachsen, haben die Orpingtons ein schönes, gelb-schwarz gesäumtes Gefieder und eine perfekte Würfelform. „Bei den Wettbewerben kommt es außerdem noch auf Kamm, Augen und Kehllappen an“, erklärt Marielle. Im Jahr 2018 schlüpften bei den Kerns insgesamt rund 200 Küken. „Wir können sie nicht alle versorgen, aber wir geben sie nur an Menschen ab, bei denen sie richtig viel Platz haben.“ Neben der Schule, dem regelmäßigen Säubern des Stalls und der Pflege der Tiere findet Marielle trotzdem noch Zeit für andere Hobbys: Sie geht zum Bogenschießen und liebt das Trampolinspringen. Die Zwölfjährige will hoch hinaus: „Die Deutsche Meisterschaft, die Europameisterschaft und das berühmte Blaue Band der Hühnerzüchter zu gewinnen, das wäre was!“

Text: swa | Foto: view - die agentur |

 

Manfred Mühlbeyer, Sammler und Unterhalter

Er ist Buch-, Film- und Bühnenautor. Er inszeniert Fernsehsendungen und Liveshows. Und er ist seit seiner Kindheit Sammler aus Leidenschaft. Manfred Mühlbeyer, 1955 in Erpolzheim geboren, lebt seit 1973 in Freinsheim und arbeitet in der ganzen Pfalz und weit darüber hinaus. „Meine Leidenschaft gehört Spielzeug und Gegenständen, die Zeitgeschehen und Zeitgeist widerspiegeln“, beschreibt Mühlbeyer die Basis für Hobby und Beruf, die beim ihm fließend ineinander übergehen. Seine Sammlung umfasst, in vielen Vitrinen und Schubladen genau nach Jahrzehnten sortiert, Erinnerungen von den 1920er-Jahren bis heute und macht Zeitreisen möglich. So nennt Mühlbeyer auch das Format, mit dem er seit Mitte der 1970er-Jahre Jubiläumsveranstaltungen organisiert. Vom runden Geburtstag bis hin zu 50 Jahre Lufthansa oder 100 Jahre Renault in Deutschland. „Über 5000 solche Drehbücher für Veranstaltungen habe ich mittlerweile verfasst“, so Mühlbeyer. Mitte der 1990er-Jahre kamen Ausstellungen hinzu. Im Mittelpunkt stehen dabei historisches Spielzeug und Gegenstände, die jeweils ihre Zeit repräsentieren. Vorbereitet wird derzeit zum 70. Geburtstag der Bundesrepublik die Sonderausstellung „Zeitgeist der BRD“, die vom 15. März bis 27. Juli im Deutschen Schuhmuseum in Hauenstein zu sehen sein wird. Neben Spielzeug werden Erinnerungen aus Mode, Musik und Technik unterhaltsam präsentiert.

Text: dot | Foto: Kai Mehn | Info: zeitgeist-show.de

 

Nicole Walther-Gschwind, Konditor- und Bäckermeisterin

„Ich mache die Leute glücklich, das ist das Schöne an meinem Beruf.“ Dass Nicole Walther-Gschwind gerne arbeitet, merkt man der Konditor- und Bäckermeisterin sofort an. 2005 wagte sie mit „Nicoles Backstube“ in Bad Dürkheim den Schritt in die Selbstständigkeit. Seitdem kreiert sie dort leckere süße Köstlichkeiten. Zu den beliebtesten Klassikern gehören Torten mit ihrer gekochten Vanille- oder Schokoladencreme, aber auch die Pfälzer Rieslingtorte, die mit einer Weincreme gefüllt und mit Marzipantrauben in rot oder grün garniert wird. Auch außergewöhnliche Wünsche, wie eine Torte in Form einer Nähmaschine, erfüllt Nicole. Die Liebe zum Backen entdeckte sie während eines Praktikums und merkte dabei: „Das liegt mir, das kann ich gut.“ Ihre Ausbildung in der Hofkonditorei Kettemann beendete sie mit einem Einser-Abschluss, arbeitete danach unter anderem im Café Herrdegen in Mannheim und besuchte die Meisterschule. Auch ihren Bäckermeister setzte sie noch obendrauf. „Mein eigener Chef sein, das ist mir wichtig“, begründet Nicole Walter-Gschwind ihren Schritt in die Selbstständigkeit. Der „Derkemer Kurschatten“ ist übrigens ihre ganz eigene süße Kreation, deren Name eine ironisch-lustige Hommage an ihre Heimatstadt Bad Dürkheim.

Text: sct | Foto: Kai Mehn | Info: nicoles-backstube.de

 

Jochen Müller, Konditor

„Die ansprechenden und verführerischen Kreationen sind qualitativ hochstehend und zeugen von handwerklichem Können.“ So steht es in der aktuellen Ausgabe der französischen Schoko-Bibel „Le Guide des Croqueures de Chocolat“. Der gelernte Konditormeister Jochen Müller, der zusammen mit seiner Frau Petra seit 2005 in Neustadt an der Weinstraße die Confiserie Michel betreibt, ist der erste und derzeit einzige Deutsche, der dort geführt wird. Vier von ihm kreierte Pralinen hat er im Mai 2018 selbst mit dem Zug zur Verkostung nach Paris transportiert und dort eingereicht. „Beim Croqueures geht es darum, Geschmackserlebnisse im französischen Stil zu konzipieren“, erläutert Müller. So bescheinigt die Jury etwa seiner Praline „Café Brésil“ einen glänzenden Marzipangeschmack und eine Ganache, die vollmundig und harmonisch lange im Mund schmilzt. Für Müller war mit der Entscheidung, sich erstmals zu bewerben, klar, dass er „auf diesem Level weitermachen will“.  Für den 1966 in Neustadt geborenen Chocolatier, der nach dem Abitur 1986 seine Lehre machte und der unter anderem bei Daniel Rébert in Wissembourg gearbeitet hat, war die Nachricht über die Auszeichnung eine „Kreativitätszündung“. Jochen Müller mit Blick auf sein Ziel, auch in die 2019er-Ausgabe des Croqueures zu kommen: „Ich muss mir ja Gedanken machen, was ich in diesem Jahr mache. Dabei muss Innovation im Vordergrund stehen.“

Text: dot | Foto: Andersweltenbild | Info: geniesserhaeuschen.de

 

Mehr Pfalz persönlich:

Pfalz persönlich – von der Weinkönigin bis zum Gitarrenbauer

Pfalz persönlich – von der Weinkönigin bis zum Gitarrenbauer

Fünf Pfälzer im Kurzporträt: die Pfälzische Weinkönigin, der Mann mit den Eseln, ein Gitarrenbauer,...

Pfalz persönlich – vom Sternekoch bis zur Extremsportlerin

Pfalz persönlich – vom Sternekoch bis zur Extremsportlerin

Fünf Pfälzer im Kurzporträt: ein Sternekoch, eine Extremsportlerin, eine Künstlerin, ein Hobbykoch u...

Pfalz persönlich – vom Musiker bis zur Naturpädagogin

Pfalz persönlich – vom Musiker bis zur Naturpädagogin

Fünf Pfälzer im Kurzporträt: ein Musiker, eine Försterin, eine Autorin, ein Wildparkleiter und eine...

Pfalz persönlich – vom Filmproduzent bis zum Schreinermeister

Pfalz persönlich – vom Filmproduzent bis zum Schreinermeister

Fünf Menschen im Kurzporträt: eine Familienköchin, ein Filmproduzent, ein "Palzkind", ein Winzer un...

Pfalz persönlich – von der Winzermeisterin bis zum Waldpädagogen

Pfalz persönlich – von der Winzermeisterin bis zum Waldpädagogen

Fünf Pfälzer im Kurzporträt: Eine Winzermeisterin, ein Eismacher, ein Senfhersteller, ein Dauerläufe...

VielPfalz empfiehlt

Anzeigen