Mirko Übel, Carving-Künstler

„Wenn es weg ist, ist es weg. Dranschneiden geht nicht.“ Mirko Übel bringt mit einem Schmunzeln im Gesicht auf den Punkt, was eine Herausforderung beim Enstehen des „Bockrem Bert“ war. Und vor allem mussten die Proportionen des Murmeltiers stimmen. „Dabei war meine Tochter die größte Kritikerin“, erinnert sich der 1970 geborene Übel, der Straßenwärter bei der Autobahnmeisterei Wattenheim ist. Nicht ganz 14 Stunden benötigte er mit seinen Kettensägen, bis die Figur fertig war. Zwölf unterschiedliche Sägemodelle setzt Übel mittlerweile ein. 2018 packte ihn bei seinem ersten Motorsägekurs der Reiz des Carving, wie diese Holzkunst-Schnitzerei genannt wird. Rund 120 Kilogramm wiegt der „Bockrem Bert“ aus Akazienholz. Sein Zuhause wird er an der „Grundsau Lodsch Nr. 19 im alte Land“ beim Kneipp-Becken am See in Bockenheim (Landkreis Bad Dürkheim) beziehen. Seit 2020 klärt hier Anfang Februar der Murmeltiertag in der Pfalz mit viel Klamauk, ob es einen frühen Frühling oder langen Winter gibt (Termin 2023: So, 5.2., 14 Uhr).
Zum Hintergrund: Im 18. Jahrhundert wanderten viele Pfälzer nach Pennsylvania (USA) aus. Dort feiert man seit 1934 den „Grundsaudaag“. Dieser basiert auf der Bauernregel „Wenn der Dachs an Maria Lichtmess einen Schatten sieht, bleibt es noch sechs Wochen lang Winter“. Da die Deutschen in Pennsylvania keinen Dachs hatten, entschieden sie sich für ein Murmeltier (Grundsau). In der Pfalz ist es der „Bockrem Bert“.
Text: dot | Foto: Michael Dostal | Info: bockenheim.de
Reiner Voß, Fotograf

„Als Wissenschaftler habe ich gelernt, dass man einzelne Puzzlesteine sammeln muss. Ein Bild ergeben sie aber erst, wenn man sie zusammensetzt.“ Reiner Voß vermittelt mit seinen mittlerweile rund 700 Fotos zum Klimawandel in der Pfalz, die seit 2019 entstanden sind, ein dramatisches Gesamtbild. Für seine aufrüttelnde Aufnahmen-Serie von abgestorbenen Bäumen, durch Dürre gekennzeichneten Feldern oder ausgetrockneten Seen ist er mit dem Medienpreis des Bezirksverbandes Pfalz ausgezeichnet worden. Schon die Nominierung habe er als Ritterschlag empfunden. Als dann sein Name bei der Verleihung im Pfalztheater gefallen sei, „war dies ein bewegender Moment“.
Voß, 1964 in Hamburg geboren, hat in Kaiserslautern Biologie studiert und arbeitet seit 29 Jahren als Fotograf. Dabei hält er natürlich, wie auch der „Pfalz-View“ in unseren VielPfalz-Ausgaben immer wieder zeigt, die schönen Seiten einer Region fest. „Wenn wir diese erhalten wollen, müssen wir endlich was tun“, beschreibt Voß seine Motivation für die Klima-Fotoserie. Beobachtungen bei vielen Spaziergängen in der Natur während der Pandemie waren der Anstoß. Irgendwann sei der Moment gekommen, an dem er angefangen habe, die Folgen des Klimawandels vor der Haustür systematisch festzuhalten. Anfangs hatte Voß Angst, die apokalyptischen Fotos auf seinem Facebook-Kanal und in diversen Medien zu zeigen. Dann wurde ihm eines klar: „Je älter ich werde, desto mehr versuche ich, mit meinen Fotos etwas zu verändern.“
Text: dot | Foto: Julian und Maximilian Voß | Info: agentur-view.de
Herbert Roth, Sektpionier

Als „Pionier der neuen deutschen Sektkultur“ hat ihn der Autor, Fernsehkoch und Journalist Horst Scharfenberg bezeichnet. Zudem setzte Herbert Roth, Seniorchef im Wein- und Sektgut Wilhelmshof in Siebeldingen (Landkreis Südliche Weinstraße), vor rund 30 Jahren durch, dass „Blanc de Noirs“ auf deutschen Sektflaschen stehen darf. Ursprünglich war dies 1992 von der Prüfstelle für Schaumwein in Neustadt abgelehnt worden. Die „gewünschte Herstellungsangabe“ sei nicht in der Verordnung aufgeführt. Roth, der aber unbedingt einen weißen Sekt aus roten Trauben nach dem Vorbild der Champagne wollte, wandte sich ans Ministerium für Wirtschaft und Weinbau in Mainz. Nach einem zweijährigen Schriftwechsel, der Aktenordner füllte, bekam er grünes Licht.
„Die Vorgabe, dass auf einem deutschen Sekt nur deutsche Bezeichnungen stehen dürften, konnte ich am Ende mit einem simplen Hinweis widerlegen. Schließlich ist das Wort ,brut‘ auch französisch und stand schon auf Etiketten“, erzählt Roth. Heute ist „Blanc de Noirs“ der meistverkaufte Sekt des Wilhelmshofes. „Ich trinke ihn selbst auch am liebsten“, ergänzt Roth. Für den 1943 im Hunsrück geborenen Winzer, der neben Weinbau in Geisenheim auch Physik in Heidelberg studierte, gibt es neben Sekt ein zweites Herzensthema: die Nachhaltigkeit. Beide haben ihren Ursprung in der 1970er-Jahren: Zum einen im Buch „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome, zum anderen in Roths erstem Besuch in der Champagne.
Text: dot | Foto: Norman Krauß | Info: wilhelmshof.de
Chriss Shirinzadeh, Accessoire-Unternehmer

Als eine Art One-Man-Show ist er gleichzeitig „Vertreter, Verkäufer, Designer und Produzent“. Chriss Shirinzadeh, 1991 in Darmstadt geboren, hat sich im Oktober 2021 selbstständig gemacht. Der gelernte Handelsfachwirt war zuvor Filialleiter im Discount-Einzelhandel. Nun heißt sein Unternehmen „Holz-Gruz“ und steht für „Grüße aus Holz“. In Hauenstein (Landkreis Südwestpfalz) hat er, quasi mitten im Pfälzerwald, den optimalen Standort gefunden. Denn zum einen inspiriert ihn die Natur, der er sehr verbunden ist. Zum anderen setzt er bei seinen Produkten ausschließlich auf das Material Holz, das dann mit einer Lasermaschine geschnitten und graviert wird. Es gibt Schlüsselanhänger sowie Schilder in verschiedenen Größen.
„Das Sortiment umfasst in drei Produktlinien über 300 Varianten“, berichtet Chriss Shirinzadeh. Die Gruß-Themenfelder – insgesamt fast 30 an der Zahl – reichen von Familie und Feiertag über Geburtstag und Gesundheit bis zu Taufe und Trauer. In Gang gekommen ist alles durch einen Zufall. In einem Blumenladen bat er die Verkäuferin, einen selbst gebastelten Holzgruß an einem Strauß für seine Lebensgefährtin zu befestigen. „Die Verkäuferin war so begeistert, dass ich auf die Geschäftsidee kam“, erzählt er. So überrascht es auch nicht, dass heute hauptsächlich Blumenläden und Gärtnereien zu seinen Geschäftspartnern zählen. Dort stehen seine Verkaufsständer mit persönlichen „Holz-Grüßen“.
Text: dot | Foto: Norman Krauß | Info: holz-gruz.com
Christine Brehm, Historikerin

„Es geht im Kern darum, das historische Erbe zu bewahren, damit auch kleine Dinge nicht verloren gehen.“ Auf diesen kurzen Nenner bringt Christine Brehm Sinn und Zweck eines breit gefächerten Projektes: KuLaDig. Das Kunstwort setzt sich aus den Begriffen Kultur, Landschaft und Digital zusammen. Brehm leitet das rheinland-pfälzische KuLaDig-Kompetenzzentrum, das seit Februar 2022 bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt an der Weinstraße angesiedelt ist. Es unterstützt landesweit kostenlos Kommunen und alle Interessierten, vom Heimatverein bis zu Privatpersonen, bei der Digitalisierung historisch und kulturell interessanter Objekte. Diese werden dann über die Internet-Plattform für alle kostenlos erlebbar. Brehm, 1979 in Neustadt geboren, hat Mittlere und Neuere Geschichte, Germanistik sowie Medien- und Kommunikationswissenschaft in Mannheim studiert und als Journalistin Berufserfahrung gesammelt. „Meine Tätigkeit verbindet persönliche Interessen, Studium und Beruf. Vor allem die Netzwerkarbeit mit vielen unterschiedlichen Menschen macht Spaß“, schätzt Brehm an ihrer Arbeit die „unglaubliche thematische Bandbreite von der Steinzeit bis zum Kalten Krieg“. Sie freut sich, dass auch SGD-Süd-Präsident Prof. Dr. Hannes Kopf KuLaDig unterstützt. Ganz neu werden derzeit auch Daten zum Thema Eisenbahn – unser Foto entstand im Eisenbahnmuseum in Neustadt – dokumentiert. Brehms Tipp: „Menschen, die etwas bewahren wollen, sollen sich bei uns ruhig auch dann melden, wenn sie sich nicht sicher sind.“
Text: dot | Foto: Kai Mehn | Info: sgdsued.rlp.de, kuladigrlp.net, kuladig.d
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