
Auf geht’s zur neuen Runde: Ihre Stimme, liebe Leserinnen und Leser, ist wieder gefragt. „Die liebevolle Pflege der ‚Pälzer Sprooch‘“. So lautete die Überschrift der VielPfalz-Titelstory in der Ausgabe 1/2020. Sie drehte sich um Menschen, die sich intensiv ihrer Muttersprache widmen – in Mundartmusik, in Mundartliteratur und bei Mundartwettbewerben.
Parallel entstand die Idee, künftig über das Pfälzer Mundartgedicht des Jahres abstimmen zu lassen. Jetzt wird im bereits vierten Durchgang das Siegergedicht des Jahres 2023 gesucht. Ab sofort kann jeder Mundartfreund bis Sonntag, 7. Mai, seinen Favoriten wählen.
Siegerzeilen der traditionellen Mundart-Wettbewerben
Organisiert wird das Voting per E-Mail von der Zeitung „Hiwwe wie driwwe“, die in den USA auf „Pennsylvania Deitsch“ erscheint, und dem Genießer-Magazin VielPfalz. Leserinnen und Leser stimmen dabei über die von den Fachjurys in den traditionellen Mundart-Wettbewerben der Pfalz gekürten Siegerzeilen in der Kategorie Dichtung/Lyrik ab. Dies sind der Pfälzische Mundartdichterwettstreit Bockenheim, der Mundart-Wettbewerb Dannstadter Höhe und – alle zwei Jahre – der Sickinger Mundartdichter-Wettbewerb. Anno 2023 gibt es deshalb nur zwei Gedichte zur Auswahl, die aus der Feder der beiden erfolgreichen Autoren Matthias Zech und Norbert Schneider stammen.
Über die Aktion berichtet auch der Offene Kanal Worms. In dem Video lesen die beiden Autoren ihre Gedichte vor. Genießen Sie hier den melodischen Klang der Pälzer Sprooch.
Aufmerksamkeit für Pfälzische Sprache
Der Dialekt ist – ganz besonders in der Pfalz – Ausdruck von Heimat, weil er quasi regionale Zugehörigkeit markiert. Lange galt Mundart als Bildungshemmnis und war verpönt. Auch in der globalisierten und digitalisierten Welt hat es die „Sprache des Alltags“ alles andere als leicht. Den Organisatoren von „Hiwwe wie driwwe“ und VielPfalz geht es vor diesem Hintergrund mit der Abstimmung zum „Mundartgedicht des Jahres“ vor allem darum, zusammen mit den Dichterinnen und Dichtern die Aufmerksamkeit auf die Pfälzische Sprache zu lenken. Nicht zuletzt soll die Aktion auch das Interesse an den Wettbewerben wecken, deren Macher sich über neue Autorinnen und Autoren freuen. Denn auch sie leisten dann einen Beitrag zur liebevollen Pflege der „Pälzer Sprooch“. [dot]
Abstimmen und gewinnen!
Das Gedicht, das die meisten Stimmen auf sich vereint, gewinnt. Die Abstimmung läuft bis Sonntag, 7. Mai.
Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden Preise* verlost: Zu gewinnen gibt es drei VielPfalz-Print-Abos für ein Jahr sowie 3 x 2 Tickets für die Mundart-Veranstaltung auf der Limburg mit der Siegerehrung am Sonntag, 23. Juli, 17 Uhr.
Mitmachen und abstimmen ist ganz einfach:
Schicken Sie eine E-Mail mit dem Kennwort Ihres Favoriten-Gedichtes, Ihrem Namen und Ihrer Adresse an info@vielpfalz.de. Die Kennwörter lauten:
A Krieg
B Molkaschdeinvendur
Sieger Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe
Krieg
Von Matthias Zech
War nie im Krieg! War selwer nie im Krieg!
Hab selwer niemols gschosse, nie gebombt,
känn annre Mensch erschlache, massakriert,
kä Fraue gschännt, kä Kinner imme Keller
verschticke losse, Alte iwwerrollt
brutal un uhne Herz mit Panzerwache.
War nie im Krieg! Bin selwer nie gekrawwelt
wie Käwwer iwwer Felder, Grääwe, Grääwer,
fer eisenemme zwische doode Kamerade
en Berg, en Bunker, schwarze Barrikade.
War selwer nie im Krieg, un doch, de Krieg,
der holt mich ei, er grabscht nooch meiner Seel,
er batscht ins Buch im Urlaub, wann die Ruh
mich heile sollt vun drickich, schwere Laschte,
taucht uff im Summerwald, bleckt bees sei Zäh
zwische de Bääm, wu sich die alte Grääwe
noch schlängeln iwwer Hehe bis ins Daal,
wu Betonbrocke, Panzersperre plärren:
Do sinn se gschdorwe, blutverschiert verreckt,
do hänn se sich die Bää un Kepp weggschosse,
hänn sich die Haut im Feiersturm verbrennt,
do heilen uubegrawe Menscheseele
wie Gschbenster, finnen immer noch kä Ruh.
War selwer nie im Krieg, un doch, un doch:
Ich fiehl un spier, hab Angscht wie en Soldat,
kann mich net rette, schitze vor dem Film,
wu in mer ablaaft immer widder nei.
Bin ich verrickt? Was bringt die ääzich Qual?
Wer stumbt mich immer widder nei ins Loch?
Wer babbt die schwere Sandsäck mir ins Gnick?
Bind hart mei Herz zusamme wie mit Kette?
Bin s gar net ich, wu do so zittrig spiert?
Kennt s sei de Babbe, d Mudder, alte Unkel,
wu in mich neigelecht hänn all des Graue,
vor dem se selwer gflohe, bees blessiert,
kabuttgebombt ihr Zukunft, eigerisse
die schääne Drääm vum klore, frohe Leewe?
War nie im Krieg! War selwer nie im Krieg!
Un bin doch drin, bin mittedrin im Dood.
Kann nix dezu, es robbt mich hie un her,
seh neie Eischlääg, neie Kriegsruine,
kann mich net rette vor de Träänemidder,
vor Folterzeiche, Leiche, Massegrääwer,
die brechen, jachen mir dorch Kobb un Herz.
Ach Herrgott helf doch, kumm, un reiß mich raus,
aus all dem Elend, Morde, Sterwemisse.
War nie im Krieg! Un bin doch middedrin,
im Krieg, in dem verdammte Krieg.

Sieger Pfälzer Mundartdichterwettstreit Bockenheim
molkaschdeinvendur
Von Norbert Schneider
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